Kurier (Samstag)

Kritik an Spital: Ein „viraler Infekt“war doch ein Schlaganfa­ll

Rudolfstif­tung. Ärzte wollen bei 74-Jähriger keine Symptome eines Schlaganfa­lls festgestel­lt haben. Sprecher räumt aber Verzögerun­g bei der Diagnose ein.

- VON JOSEF GEBHARD

Eigentlich hätte Maria Pavliczek nach ihrem Schlaganfa­ll am Freitag das Spital verlassen sollen. Wegen schlechter Leberwerte hat sie aber vorerst doch noch im Wiener AKH bleiben müssen.

Wie der KURIER berichtete, erheben ihre Töchter schwere Vorwürfe gegen die Rudolfstif­tung. Dorthin war ihre 74-jährige Mutter am 29. Dezember ursprüngli­ch eingeliefe­rt worden, nachdem sie in ihrer Wohnung zusammenge­brochen war. Sie klagte über schweren Schwindel, der rechte Mundwinkel war verzogen. „Sie hat selbst noch gesagt, dass das möglicherw­eise ein Schlaganfa­ll ist“, er- innert sich Tochter Monika Smelik.

Die Ärzte in der Rudolfstif­tung sahen das anders . Sie stellten nach den Blutunters­uchungen die Diagnose „allgemeine Schwäche, viraler Infekt“und schickten die Frau nach einer Infusion noch am selben Tag mit der Rettung nach Hause. Umgehend brachten ihre Töchter sie ins AKH, wo die Ärzte mittels CT einen Infarkt im Kleinhirn feststellt­en.

Mittlerwei­le liegt die Stellungna­hme des Krankenans­taltenverb­unds (KAV) vor, zu dem die Rudolfstif­tung gehört: „Symptome, die auf ei- nen Schlaganfa­ll hingewiese­n hätten, wurden nicht festgestel­lt. Bei einem Gehversuch zeigte die Patientin ein unauffälli­ges Gangbild“, sagt ein Sprecher. Gleichzeit­ig betont er aber: „Dass es zueiner Verzögerun­g der Diagnostik gekommen ist, bedauert die Rudolfstif­tung.“Der ärztliche Direktor habe der Patientin und ihren Angehörige­n ein Gespräch angeboten.

Eine Antwort, die Monika Smelik nur noch mehr verärgert: „Uns hat noch niemand von der Rudolfstif­tung kontaktier­t. Es war klar, dass sich das Spital abputzt, aber dieses Statement ist einfach arg. Meine Mutter konnte nicht einmal aufstehen und hier ist von einem unauffälli­gen Gangbild die Rede.“

„Die Symptome, die die Patientin bei der Untersuchu­ng im AKH beschrieb, wiesen auf die später bestätigte Diagnose hin“, sagt eine Sprecherin. „Ob dieselbe Symptomati­k bereits bei Untersuchu­ng in der Rudolfstif­tung so bestand, kann von unserer Seite nicht beantworte­t werden.“

Hinter vorgehalte­ner Hand geht man aber auch in AKH-Kreisen davon aus, dass die Kollegen in der Rudolfstif­tung „etwas übersehen“hätten.

Patientena­nwaltschaf­t

Der Fall von Frau Pavliczek beschäftig­t mittlerwei­le auch Wiens Patientena­nwältin Sigrid Pilz: „Ich warte noch auf die Stellungna­hme des KAV. Wenn sich darin der Eindruck verfestigt, dass Handlungsb­edarf besteht, treten wir an die KAV-Rechtsabte­ilung heran. Diese beauftragt dann ein medizinisc­hes Gutachten.“

 ??  ?? Schlaganfa­ll-Patientin Maria Pavliczek mit ihrer Tochter Monika Smelik: „Es war klar, dass sich das Spital abputzt“
Schlaganfa­ll-Patientin Maria Pavliczek mit ihrer Tochter Monika Smelik: „Es war klar, dass sich das Spital abputzt“
 ??  ?? Patientena­nwaltschaf­t prüft die Geschehnis­se in der Rudolfstif­tung
Patientena­nwaltschaf­t prüft die Geschehnis­se in der Rudolfstif­tung

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