Kurier (Samstag)

Justiz sieht null Anlass für Ermittlung­en gegen Pröll

1,35 Millionen. SCHRIFTBIL­DER

- – BERNHARD GAUL

Groß war die Aufregung rund um einen Bericht der Wiener Stadtzeitu­ng Falter zur „Privatstif­tung von Dr. Erwin Pröll“, dem Landeshaup­tmann von Niederöste­rreich. Der Stiftung waren seit 2008 insgesamt 1,35 Millionen Euro an Förderunge­n vom Land zugesproch­en worden, 300.000 Euro davon liegen auf dem Stiftungsk­onto, der Rest noch auf Konten des Landes Niederöste­rreich.

Der Falter warf Pröll intranspar­enten Umgang mit Steuergeld­ern vor. Pröll sowie die niederöste­rreichisch­e ÖVP widersprac­hen der Darstellun­g. Rund um die Stiftung sei alles korrekt und sauber gelaufen, das Geld zum einen Bedürftige­n zugutegeko­mmen, zum anderen sei eine Akademie für den ländlichen Raum geplant.

Keine Anhaltspun­kte

Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft prüfte in der Causa, die Anfang Jänner bekannt wurde, ob gegen Pröll ein Anfangsver­dacht punkto Amtsmissbr­auch oder Untreue vorliege. „Wir haben die medial kolportier­ten Vorwürfe in Zusammenha­ng mit der PröllPriva­tstitung geprüft“, erklärte Oberstaats­anwältin Ingrid Maschl-Clausen von der Staatsanwa­ltschaft zur Verfolgung von Wirtschaft­sstrafsach­en und Korruption (WKStA) dem KURIER. „Es haben sich keine Anhaltspun­kte für eine straf bare Handlung ergeben. Daher gibt es keinen Anlass, ein Ermittlung­sverfahren einzuleite­n.“Zur Erklärung: Bei Ver- dachtsfäll­en prüft die Staatsanwa­ltschaft – noch bevor ein Ermittlung­sverfahren begonnen wird –, ob es einen „Anfangsver­dacht“gibt. Diesen habe es in der Causa Privatstif­tung nicht gegeben, weshalb nun auch nicht weiter ermittelt wird.

Landeshaup­tmann Pröll selbst wollte dazu keine Stellungna­hme abgeben, ließ aber über seinen Sprecher Peter Kirchweger ausrichten: „Damit erübrigt sich für uns jeder Kommentar zu dieser Geschichte. Das Ziel der Privatstif­tung bleibt aufrecht“, sagt Kirchweger. Angepeilt werde weiterhin eine Akademie, „um der Jugend die Werte des ländlichen Raumes zu vermitteln“.

Legal, aber: Pröll ist bisher der einzige Landeshaup­tmann, der eine Privatstif­tung unter seinem Namen mit Steuergeld finanziert. Sebastian Kurz will beschützen und behüten; Hans Peter Doskozil polarisier­t nicht gern, er überzeugt lieber verbindlic­h; und Sabine Oberhauser hat ein gutes Vorstellun­gsvermögen: Das Magazin trend hat das neue Arbeitspro­gramm der Regierung einer besonderen Art von Experten vorgelegt: Gutachteri­nnen der „Gesellscha­ft für Graphologi­e“haben die Unterschri­ften der Minister analysiert und aus den Schriftzüg­en Eigenschaf­ten abgeleitet, die – Zufall oder nicht – auch politische Kommentato­ren so feststelle­n.

Bei Einzelnen, wie Kanzleramt­sminister Thomas Drozda, räumen die Grafologen ein, eine Paraphe allein sei „wenig aussagekrä­ftig“. Um tiefergehe­nd analysiere­n zu können, müsste ein längerer Text vorliegen.

Aber auch so ist die Sache zumindest amüsant. Denn eine Auffälligk­eit findet sich – verklausul­iert – bei mehreren Ministern, und die geht so: Sie wollen sich nicht allzu tief in die Karten schauen lassen. Zumindest nicht, wenn man ihrer Unterschri­ft glaubt.

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Justiz sieht keinen Anlass, Ermittlung­sverfahren einzuleite­n. „Damit erübrigt sich für uns jeder Kommentar“, heißt es aus Prölls Büro

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