Kurier (Samstag)

„Der Iran spielt mit dem Feuer“

Neue Sanktionen. Ansonsten knüpft US-Präsident außenpolit­isch wieder an Vorgänger an

- VON WALTER FRIEDL

Das Mullah-Regime ist ihm zutiefst zuwider; den historisch­en Atomdeal, den sein Vorgänger Barack Obama mit Teheran geschlosse­n hat, nennt er „schrecklic­h“; undunter seinen Beratern gibt es Iran-Hasser der Sonderklas­se. Jetzt lieferten die iranischen Machthaber mit ihrem jüngsten, aus Sicht der USA, provokante­n Raketentes­t Donald Trump eine Steilvorla­ge, die der USPräsiden­t allzu gerne annahm: „Der Iran spielt mit dem Feuer“, machte er am Freitagmor­gen (Ortszeit) wieder einmal Weltpoliti­k via twitter.

„Sie wissen gar nicht, wie ,nett‘ Obama zu ihnen war“, fügte The Donald hinzu, „ich (bin es) nicht.“Gesagt, getan, wenige Stunden päter verhängte er per Dekret neue Sanktionen gegen die Islamische Republik. Konkret gegen 13 Personen und zwölf Einrichtun­gen, die am Raketenpro­gramm beteiligt sind. Mehr noch: Der Iran sei verwarnt worden, alle Optionen lägen auf dem Tisch, auch die militärisc­he.

In Teheran gab man sich zunächst betont gelassen: „Es ist nicht das erste Mal, dass eine unerfahren­e Person dem Iran droht“, sagte Ali Akbar Velayati, Berater von Ayatollah Ali Chamenei. Später hieß es aus dem Außenminis­terium: „Als Antwort auf die US-Sanktionen wird der Iran rechtliche Restriktio­nen gegen einige US-Bürger und -Einrichtun­gen verhängen, die daran beteiligt sind, regionale Terrorgrup­pen zu finanziere­n und zu unterstütz­en.“

The Donald neu

WährendTru­mpaufvolle Konfrontat­ion mit dem langjährig­en Erzfeind der USA geht, setzt er in anderen außenpolit­ischen Feldern überrasche­ndeAkzente, die imWesentli­chen der Linie seines Vorgängers Barack Obama folgen. – Russland In der Nacht zum Freitag ließ die US-Botschafte­rin bei der UNOaufhorc­hen: Die Sanktionen gegen Russland würden nicht aufgeho- ben, sagte Nikki R. Haley. Die Gründe: Die Destabilis­ierung der Ukraine durch Moskau sowie die Besetzung der ukrainisch­en Krim. Damit ist kein Ende der Strafmaßna­hmen in Sicht. Zuvor hatte Trump über ein Ende der Sanktionen nachgedach­t, wenn es eine Zusammenar­beit mit im AntiTerror-Kampf gäbe. – Israel Auch in dieser Beziehung überrascht­e Nikki R. Haley, nachdem die Regierung in Jerusalem angekündig­t hatte, neue Siedlungen zu errichten. Diese seien „nicht hilfreich“, um den Frieden voran- zutreiben. Zuvor noch war das Team um den gewählten neuen US-Präsidente­n Sturm gelaufen gegen eine UN-Resolution, die israelisch­e Siedlungsb­auten verurteilt­e und von den USA – noch unter Obama – nicht per Veto blockiert wurde. Haley selbst hatte voneiner „verheerend­en“Resolution gesprochen und Israel „eiserne Unterstütz­ung“zugesicher­t. Israels Premier Netanyahu frohlockte und sagte im Zusammenha­ng mit der von ihm abgelehnte­n NahostFrie­denskonfer­enz Mitte Jänner in Paris: „Das sind die letz- ten Zuckungen der Welt von Gestern. Das Morgen wird anders aussehen – und das Morgen ist sehr nahe.“Gemeint warTrump, umdessenAn­kündigung, die US-Botschaft von Tel Aviv in das auchvonden­Palästinen­sern beanspruch­te Jerusalem zu verlegen, es sehr ruhig geworden ist. – Japan Die allererste Reise des neuen US-Verteidigu­ngsministe­rs James Mattis führte ihn nach Südkorea und Japan. Ausgerechn­et Japan, möchtemans­agen. Dennnoch im Wahlkampf hatte Donald Trump die militärisc­hen Sicherheit­sgarantien für das asiatische Land in Frage gestellt, weil es selbst zu wenig für seinen Schutz leiste. Zudem attackiert­e er Japan, weil es den Verkauf von USProdukte­n erschwere. Dass Premier Shinzo Abe sich ausdrückli­ch für die demokratis­che Präsidents­chaftsbewe­rberin Hillary Clinton ausgesproc­hen hatte, dürfte The Donald freilich auch aufgefalle­n sein. Jetzt aber bekräftigt­e der Pentagon-Chef in Tokio: Die USA stünden „fest und zu 100 Prozent Schulter an Schulter mit Japan“.

The Donald alt

So widersprüc­hlich und unberechen­bar die Außenpolit­ik des US-Präsidente­n in manchen Bereichen ist, so klar hielt er Kurs in drei Bereichen. – Handelsabk­ommen Die bestehende­n Verträge will er lieber heute als morgen kippen und neue verhandeln. – China Das Reich der Mitte hat Trump wirtschaft­spolitisch, aber auch geopolitis­ch zum Hauptfeind auserkoren. Die Ansprüche Pekings im Südchinesi­schen Meer wurden und werden mit starken Worten kritisiert: „Wir werden China ein klares Signal setzen müssen“, sagte Außenminis­ter Rex Tillerson bei seiner Anhörung im US-Senat. – Immigratio­n Gegen die Einwanderu­ng aus dem Süden wettert der US-Präsident wie eh und je. Der Mauerbau an der Grenze zu Mexiko bleibt das Lieblingsp­rojekt des früheren Immobilien-Tycoons.

 ??  ?? Die vielen Volten machen Donald Trumps Außenpolit­ik unberechen­bar
Die vielen Volten machen Donald Trumps Außenpolit­ik unberechen­bar
 ??  ?? Das Regime in Teheran um Präsident Rohani zeigt sich unbeeindru­ckt von den US-Drohungen
Das Regime in Teheran um Präsident Rohani zeigt sich unbeeindru­ckt von den US-Drohungen

Newspapers in German

Newspapers from Austria