Kurier (Samstag)

Trump lässt Banken von der Leine

Neues Dekret.

- – RAFFAELA LINDORFER

„Dodd-Frank ist ein Desaster“, urteilte US-Präsident Donald Trump nach einem Treffen mit Unternehme­nsvertrete­rn am Montag. AmFreitag folgte dieser Einschätzu­ng ein neues Dekret: Trump ordnete eine Lockerung der Vorschrift­en für den Finanzsekt­or an. Das Dekret zielt auf das so genannte „Dodd-Frank-Gesetz“aus dem Jahr 2010 ab.

Unter anderem schrieb es Finanzinst­ituten eine höhere Eigenkapit­alquote vor, um Überschuld­ung zu verhindern. „Die Regulierun­g hat sich in der Tat als schrecklic­h für Konzerne herausgest­ellt, aber für kleine Unternehme­n war es noch schlimmer“, erklärte der US-Präsident.

Als Trump kurz nach seiner Wahl versprach, die Fi- nanzmärkte zu entfesseln, gab es Jubel an der Wall Street, Aktienkurs­e vieler Banken gingen in die Höhe. In seiner Regierung sind mehrere Ex-Hedgefonds-Manager und Investment­banker tätig.

Spekulatio­nen

Der „Dodd-Frank-Act“war eine Reaktion auf die Finanzmark­tkrise von 2007 und eines der ersten Projekte des 2008 gewählten US-Präsidente­n Barack Obama. Die darin festgeschr­iebene „Volcker Rule“verbietet es Banken, auf eigene Rechnung zu spekuliere­n. Widerstand kam bereits damals von den Republikan­ern und der Finanzlobb­y.

Ein weiteres Gesetz wackelt: Jenes, das Finanzfirm­en verpflicht­et, bei Produk- ten zur Altersvors­orge im Sinne der Kunden anstatt im Interesse der eigenen Gewinnmaxi­mierung zu handeln.

Trumps Wirtschaft­sberater Gary Cohn kündigte im Wall Street Journal an, dass dies nur der Anfang von weiteren Gesetzen sei. Cohn war von 1990 an für die Investment­bank Goldman Sachs tätig, bis er ins Weiße Haus wechselte. Finanzmini­ster Steven Mnuchin war Banker bei Goldman Sachs, und gilt ebenfalls nicht als Freund der Bankenregu­lierung.

Verfechter des DoddFrank-Acts warnen davor, dass Banken und andere Finanzinst­itutionen ihre gefährlich­en Spekulatio­nen jetzt wieder starten könnten.

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