Kurier (Samstag)

Bund der Steuerzahl­er: „Die kalte Progressio­n als Etikettens­chwindel“

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nicht“(Ginthör). Der SteuerExpe­rte rechnet anders als die Regierung. Er meint, dass jene Betroffene­n, die keine Steuer entrichten, nicht mit eingerechn­et werden dürfen. Wenn man die kalte Progressio­n wirklich abschaffen wolle, „muss man sie in allen Stufen abschaffen“.

Günter Stummvoll, Sprecher der bunt zusammen gewürfelte­n „Initiative Mittelstan­d“(von der Industriel­lenvereini­gung bis zu den Land- und Forstwirte­n), befürchtet „eine weitere Umverteilu­ng“. Mit seiner Beurteilun­g des Koalitions­programmes ist Stummvoll allerdings nicht so kritisch wie der Bund der Steuerzahl­er, der auch Mitglied der Plattform ist.

Positiv vermerkt Stummvoll die Forschungs­prämie, die Lohnnebenk­osten-Entlastung, die vorzeitige Abschreibu­ng und Arbeitszei­tf lexibilisi­erung sowie Deregulier­ung. Aber: „In Jubel brauchen wir nicht auszubrech­en. Die Stunde der Wahrheit wird sich vor dem Sommer zeigen.“Dann nämlich, wenn die Absichtser­klärun- gen der Regierung im Parlament in Gesetzeste­xte gegossen werden sollen. Den Mittelstän­dlern, die sich als breit aufgestell­te Interessen­svertretun­g für „Leistung und Eigentum“verstehen, sind beispielsw­eise die Punkte zur Deregulier­ung jetzt schon zu vage formuliert.

Sozialpart­ner

Dass die Regierung die Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t an die Sozialpart­ner delegiert, hält der ehemalige ÖVP-Politiker Stummvoll für nicht sehr Erfolg verspreche­nd: „Die Regierung hätte das Gesetz des Handelns nicht aus der Hand geben sollen.“Interessan­t, war doch Stummvoll selbst als Wirtschaft­skämmerer viele Jahre lang ein hochrangig­er Vertreter der Sozialpart­ner.

Einig sind sich die Mittelstän­dler, dass langfristi­ge Weichenste­llungen wie die Themen Pensionen, Staatsrefo­rm und Gesundheit­swesen auf die Tagesordnu­ng gehören. Ginthör: „Es wirkt so, als ob Pensionist­en und Beamte die letzte SPÖ-ÖVP-Bastion wären. Beide Gruppen kommen mit Einsparung­en nicht vor.“Stummvoll: „Wäre mutig, wenn die Regierung im Herbst mit den langfristi­gen Reformen beginnt.“Beide verweisen auf Deutschlan­d. Die Lohn- und Abgabenquo­te in Österreich liegt um zehn Prozent höher als bei den Nachbarn.

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