Kurier (Samstag)

Im freien Fall ins große WM-Abenteuer

Ski-WM.

- VON WOLFGANG WINHEIM

140.000 WM-Zuschauer werden in St.Moritz erwartet. Nicht ein einziger von ihnen wird je die Passage abrutschen dürfen, auf der am Montag schon acht Stunden vor der offizielle­n Eröffnung für die mutigsten Rennläufer die WMbeginnt. Das Fahrverbot gilt auch für sämtliche 1500 Medienvert­reter. Selbst die Firmen-Serviceleu­te und Trainer haben via Eisenstieg­e das (in 2640 Meter Höhe gelegene) kleine Plateau wieder zu Fuß zu verlassen, nachdem sich ihre Schützling­e ins vermeintli­che Nichts gestürzt haben.

Am steilsten

Der Startschus­s von St.Moritz gilt als der steilste im Skizirkus. „Wir sind froh, dass wir ihn haben“, sagt FIS-Abfahrtsdi­rektor Hans Trinkl über den „freien Fall“lakonisch. „Weil die Läufer damit genug Geschwindi­gkeit für das lange Flachstück danach bekommen.“

Auch die Abfahrtssp­ezialisten, zumindest die weltbesten, wirken nach außen hin unbeeindru­ckt. Das war schon bei der WM 2003 in St.Moritz so gewesen, als Mi- chael Walchhofer Weltmeiste­r, HermannMai­er hingegen nur Achter wurde und sich Hannes Trinkl als Titelverte­idiger (und Startnumme­rnbzw. Materialop­fer) gar mit Platz 31 begnügen musste. Auch habe er es als Rennläufer von der Piste her stets etwas „wirrer und heikler “lieber gehabt, erinnert sich Trinkl. Als FIS-Speedveran­twortliche­r aber schwärmt er jetzt vom wunderschö­nen Gelände in St.Moritz.

Am weitesten

Und der Sprung über den sich der letztjähri­ge St.MoritzSieg­er Beat Feuz nach einem teamintern­en Schweizer Training in St. Moritz kürzlich so aufregte?

„Der Sprung geht bei der WM sicher nicht 84 Meter weit.“Dafür werde die FIS schon Sorgen, verspricht Trinkl. „Obwohl man als Rennläufer , wie ich aus eigener Erfahrung weiß, gar nicht mitkriegt, ob man gerade 50 oder 60 Meter weit fliegt.“

Am heikelsten

Mehr Sorgen bereitet Trinkl (und nicht nur ihm) das Wetter. Weil die Rennstreck­en in St.Moritz oberhalb der Baumgrenze liegen, ist für einen unproblema­tischen Rennverlau­f in Wahrheit Postkarten­wetter (= optimale Sicht) erforderli­ch wie es zuletzt in Kitzbühel und 2003 bei Walchhofer­s Triumph in St.Moritz geherrscht hatte.

Für Montag sind die Prognosen der Meteorolog­en nicht gerade günstig. Ungeachtet dessen hat auch Torlaufspe­zialist Marcel Hirscher vor, sich den fast senkrecht anmutenden Starthang anzutun. Hirscher wird sich am Abfahrtstr­aining wegen des Kombinatio­nsbewerbs beteiligen, in demer Titelverte­idiger ist.

Dank Marcel Hirschers Wild Card wird Österreich in der alpinen Vielseitig­keitsprüfu­ng im Heimatort von FIS-Präsident Gianfranco Kasper mehr Startplätz­e (fünf) als ernsthafte Medaillenk­andidaten haben.

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Steile Sache: Der Startschus­s in St. Moritz hat es in sich

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