Wie man Menschen glücklich macht
Leserin Claudia S. schreibt mir. Ihre Tochter besucht eine HTL in Mödling, die Fachrichtung Innenarchitektur, erster Jahrgang. Die Tage dort sind lang und anstrengend, und oft ist auch noch die Anfahrt weit. Jedenfalls kam die Tochter letzten Freitag ohne ihre Konstruktions-Mappe heim: Sie hatte sie irgendwo am Weg liegen gelassen. Was ihr aber erst am Sonntag auffiel, da allerdings, wie Frau S. schreibt, mit einem „Fast-Nervenzusammenbruch“.
Ob die Mappe im Bus oder im Zug abhanden kam, war unklar. In der Mappe, schreibt die Mutter, um das Ausmaß des Verlust begreiflich zu machen, „befanden sich 30 Konstruktionszeichnungen, Arbeitsaufwand pro Blatt ein bis zwei Stunden“. Und die Mappe müsse am Jahresende vollständig abgegeben werden.
Frau S. wandte sich unverzüglich an das Fund-Service der ÖBB. Am Dienstag kam eine Nachricht: Die Mappe sei nicht aufgetaucht, man werde sich melden, falls doch noch.
Am Mittwoch wurde die Tochter in der Schule vom Schulwart angesprochen: Die Mappe sei beim Zentralen Fund-Service der MA 48 abgegeben worden. Frau S. fuhr am Donnerstag dort hin. Sie schreibt: „Ich habe noch nie bei einer Behörde so viele glückliche und zufriedene Menschen erlebt. Einer der Abholer konnte es gar nicht fassen, wie toll das funktionierte. Ein anderer jubilierte förmlich angesichts seiner wiedergefundenen Geldbörse. Alles da, außer der 50 Eu- ro, aber vielen, vielen Dank!“
Die Mappe ihrer Tochter habe weder eine Adresse enthalten noch Kontakt-Informationen, nur ihren Namen auf einigen der Blätter, den der Schule auf anderen. „Es hatte also doch ein Maß an Detektivarbeit erfordert, die Besitzerin ausfindig zu machen“, schreibt die Leserin. Sie habe sich mit großer Bewunderung bei der jungen Mitarbeiterin bedankt, und die habe gesagt: „Wir wollen ja, dass die Leute ihre Sachen wiederkriegen.“Wie schön. Frau S. Dank geht an den freundlichen anonymen Finder, der die Mappe beim Bezirksamt Mödling abgab und an die MA 48: „Danke fürs Glücklichmachen.“Ja, danke!