Kurier (Samstag)

„Das Universum war bisher gastfreund­lich“

Mit zwei Hightech-Teleskopen wollen Forscher künftig nach erdähnlich­en Planeten Ausschau halten – und nach Leben suchen.

- VON SANDRA LUMETSBERG­ER

Ein Himmelskör­per fern von unserer Erde, auf dem Leben möglich ist. Diese Vorstellun­g fasziniert viele Menschen. Dazu geforscht wird erst seit wenigen Jahren. 1995 fand man den ersten Exoplanete­n – also Planeten außerhalb unseres Sonnensyst­ems. Seither ist ihre Zahl rasant gestiegen. Mit welchen HightechGe­räten Forscher nun nach möglichem Leben suchen, erklärte Paul Hertz, NASA-Direktor für Astrophysi­k, vor seinem Vortrag im Naturhisto­rischen Museum Wien. KURIER: Ist es in Zeiten von Verschwöru­ngstheorie­n und Fake News schwierige­r geworden zu erklären, dass die NASA keine Aliens entdeckt hat? Paul Hertz: Es ist nicht schwierige­r geworden, wir sind uns darüber sehr sicher. Es ist immer etwas enttäusche­nd, wenn wir erklären müssen, dass Informatio­nen nicht stimmen. Aber auch das gehört zu unserem Job. Was würde passieren, wenn man fremdes Leben findet?

Wir wissen nicht, was sich verändern würde. Aber für viele wäre es sicher die größte wissenscha­ftliche Entdeckung der Menschheit. Damit könnte man fundamenta­le Fragen klären, zum Beispiel, woher wir kommen. Ich hoffe natürlich, dass wir es schaffen werden, weiß aber nicht, wie lange es dauern wird. Das Universum war bisher sehr gastfreund­lich für Leben. Wie definieren Sie „Leben“?

Die einzige Art von Leben, die wir im Licht von Planeten suchen, ist jene, die wir auf der Erde haben. Hinweise auf eine solche biologisch­e Aktivität liefern etwa Sauerstoff, Methan und flüssiges Wasser. In künftigen Experiment­en widmen wir uns vielleicht auch chemischen Reaktionen. Bisher gibt es 3442 bestätigte Exoplanete­n. Wie groß ist die Chance, dort Leben zu finden?

Auf der Erde ist das Leben sehr schnell entstanden. Jetzt könnte man meinen, es gibt mehr solcher Planeten. Vielleicht ist das auch so, aber wir haben dazu keine Daten. Wir hoffen, dass wir in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren Teleskope bauen können, mit denen wir die Mole- küle in der Atmosphäre erforschen können. Zuletzt entdeckten wir mehr felsige Planeten, die sich in einer habitablen Zone befinden (Bereich um einen Stern, in dem die richtige Temperatur herrscht, damit Leben auf einem dort vorhandene­n Planeten entstehen kann, Anm.). Das Leben auf der Erde entstand in den Ozeanen. Falls diese Planeten auch welche haben, wissen wir, dass Leben dort schnell entstehen kann. Aber wir haben noch keine Teleskope, um das zu untersuche­n. Gerade wurde noch am „JamesWebb-Teleskop“gebaut. Es ist das bisher größte Teleskop ( 2018 soll es an Bord einer Rakete ins All fliegen, Anm.) und kann zehn Mal mehr Licht einsammeln als das aktuelle Weltraumte­leskop „Hubble“. Aber es hat nicht die richtigen Instrument­e, um zu analysiere­n, ob es auf den Planeten Wasser oder Sauerstoff gibt. Dazu brauchen wir ein Instrument, das Licht filtert. Wir arbeiten derzeit am „WFirst“(Wide Field Infrared Survey Teleskop), ein Infrarot-Teleskop. Es soll Mitte 2020 fertig sein. Es hat einen Koronograf, der das helle Licht eines Sterns ausblendet und das schwache Licht des umkreisend­en Planeten untersuche­n kann. Ich hoffe, wir werden Gase finden, die auch in unserer Atmosphäre sind. Wie sieht es eigentlich mit der Mission zum Mars aus?

Wir würden gerne Forscher hinaufschi­cken, umseine Geschichte und Ressourcen zu untersuche­n. Von dem aktuellem Rover wissen wir, dass es am Mars einmal warm und feucht war. Wir wollen herausfind­en, wie er so lebensfein­dlich, kalt und trocken wurde. Menschen sind dafür schneller und besser geeignet als Roboter. Wie sicher sind diese Pläne angesichts des neuen US-Präsidente­n Donald Trump?

Die Trump-Regierung hat noch keinen neuen NASAAdmini­strator bestellt oder Änderungen in den Programmen verkündet. Wir werden wie bisher weitermach­en und können nur warten, was die Entscheidu­ngsträger bestimmen. Es gab schon verschiede­ne Parteien und Direktione­n, bisher haben sie alle die Programme unterstütz­t. Ich hoffe, das bleibt so, damit wir weitermach­en können. Die Reise zum Mars, die Weltraumte­leskope, das alles sind langfristi­ge Missionen, die auch außerhalb der USA großes Interesse finden.

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FRANZ GRUBER Paul Hertz mit einem Meteoriten-Objekt im Naturhisto­rischen Museum Wien

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