Auf der Suche nach dem Sinn des Seins
„Das Rauschen der Flügel“als Auftakt zur Trilogie „Fidèles d’ amour“im Wiener Odeon
Haben die Vereinigten Bühnen Wien jetzt plötzlich eine neue Probebühne für Musical? Diese Frage drängt sich nach den ersten Minuten von „Das Rauschen der Flügel“im Odeon tatsächlich auf. Denn Erwin Piplits und sein Serapions-Ensemble lassen in ihrer neuen Produktion – es ist der Auftakt zu einer Trilogie namens „Fidèles d’amour“– die Protagonisten (mit Mikrofonen) allerlei mehr oder minder Ohrwurmtaugliches singen. Die Antwort aber lautet bald: Nein!
Denn es wird natürlich auch getanzt, philosophiert, geliebt, gelebt, gelitten und Erkenntnis angestrebt – in dieser sehr freien, befreiten Performance des SerapionsEnsemble, die auch dank des wundervollen, extrem wandelbaren Bühnenbilds von Max Kaufmann sehr kraftvolle, ja poetisch-suggestive Bilderwelten entfaltet.
Vom Tanz der Derwische (ein beliebtes Motiv von Piplits) über die Mobiles eines Alexander Calder bis zur Kaffeehaus-Atmosphäre entfaltet sich ein Panoptikum nicht alltäglicher Szenen rund um einen jungen Mann, der seine (Liebes-)Bestimmung noch nicht erkennen kann.
Textlich ist vom griechischen „Corpus Hermeticum“, dem persischen Dichter Suhrawardi, Goethe, Karl Valentin bis zu Richard Wagners „Parsifal“(„Zum Raum wird hier die Zeit“) so ziemlich alles dabei, was gut und teuer ist und der Suche nach der Erkenntnis dienen soll.
Denn Piplits arbeitet mit Assoziationen, erzählt seine Geschichten in einer tänzerisch-meditativen Form, findet nach mehreren Anläufen zu einem überzeugenden Ende mit Cliff hanger.
Wer hier wen liebt, ist klar. Wie die Liebenden aber zueinander finden (oder auch nicht), bleibt den nächsten Teilen der Trilogie vorbehalten. Die Neugier ist jedenfalls geweckt. –