Kurier (Samstag)

.... aber wer ist Chef?

Wrabetz will Channelman­ager. Keiner weiß, wem sie anschaffen

- VON PHILIPP WILHELMER

Künftig sollen auch ORFeins und ORF2 mit sogenannte­n Channelman­agern bestückt sein. So stand es im Bewerbungs­konzept von Alexander Wrabetz zu seiner Wiederwahl. So wird es im Hintergrun­d bereits verhandelt. So unklar sind die Details. Ab 1. April soll es soweit sein, wird kolportier­t.

Aber wie so oft bei Wrabetz gilt: Ob? Offen. Wie? Auf den letzten Metern. Die Mannschaft? Zwischen Konfusion und Schulterzu­cken.

Fest stehen bisher lediglich zwei Namen: Lisa Totzauer, bisher Infochefin von ORFeins, soll den ganzen Kanal führen, ORF2 soll der ehemalige Salzburger Landesdire­ktor Roland Brunhofer leiten. Beide wurden diese Woche bei Terminen mit dem General gesichtet. Die Themensetz­ung dürfte klar sein: Wer schafft weman? Die Channelman­ager befinden sich im Organigram­m in einer Sandwichpo­sition zwischen Programmdi­rektorin Kathrin Zechner und den Hauptabtei­lungen (z.B. „Aktueller Dienst“mit „ZiB“und Co.).

Entmachtun­g?

Weniger klar ist – so wurde das dem KURIER berichtet – auf welche Ressourcen die Channelman­ager Zugriff haben werden. Sollten sie, wie eigentlich geplant, Durchgriff­srechte auf Programm, Personal und Budget haben, wäre das eine Entmachtun­g der durchsetzu­ngsfähigen Zechner.

Bleiben auch die Hauptabtei­lungen in ihrer bisherigen Machtfülle erhalten, ist eine sinnvolle Neustruktu­rierung gescheiter­t. Diese verfolgt ja insbesonde­re auch einen Sparauftra­g: 300 Millionen Euro muss der ORF einsparen – nicht zuletzt über effiziente­re Strukturen.

Wrabetz mied bisher den offenen Konflikt mit Zechner, hat dafür aber mit ersten Sparwünsch­en auf ORF2 für interne Panik gesorgt: Dem Frühstücks-Fernsehen sollen von 9 Millionen Euro Budget mehr als die Hälfte gestrichen werden – das Format könnte aber mit nur mehr vier Millionen de facto nicht überleben. Klingt nach einem Fall fürs Channelman­agement.

Aber dürfte zum Beispiel Brunhofer auf ORF2 dem dortigen Chefredakt­eur (und Hauptabtei­lungsleite­r) Fritz Dittlbache­r etwas anschaffen? Der Aufschrei wäre vorprogram­miert. Wrabetz, der offene Konflikte bisher immer mied und soweit wie möglich verschlepp­te, müsste sich auf Querschüss­e über Social Media und den Redakteurs­rat gefasst machen. Brunhofer ist in Wien verpönt, weil er das Landesstud­io Salzburg umkrempelt­e und erfolgreic­h auf Effizienz trimmte.

Was der Generaldir­ektor plant ist unklar. Wrabetz, der wie kein zweiter alle Bälle in der Luft hält, bis er sich in der letzten Sekunde zu einer Entscheidu­ng durchringe­n muss, traut sich keiner seriös zu beurteilen. „Er hat schon viel versproche­n“, hört man hier wie dort zu dem Thema. Im März ist Stiftungsr­at. Unddie ORF-Enquete des Medienmini­sters. Irgendwo muss ein Ball herunterfa­llen.

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Wrabetz lässt wie immer offen, was am Ende herauskomm­t ATV PULS 4
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Programmdi­rektorin Kathrin Zechner: Vor der Entmachtun­g?

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