Feuer frei für den Spätstarter: Eberhard zielt auf eine Medaille ab Wiesberger: Rekord mit neun Birdies in Folge
Biathlon. Malaysia.
Natürlich hat Julian Eberhard die Querschüsse mitbekommen. Als dem Biathleten in der Vergangenheit einige bereits nahegelegt hatten, die Flinte ins Korn zu werfen. Als er sich Hohn, Spott und Kritik gefallen lassen musste, weil er am Schießstand wieder einmal übers Ziel hinausgeschossen hatte. Als auch er sich manchmal gefragt hatte, ob das mit der großen Biathlon-Karriere noch jemals was werden würde.
„Selbstzweifel gehören zur Entwicklung eines Sportlers dazu“, sagt Julian Eberhard, „die Frage ist nur, wie man mit den Selbstzweifeln umgeht.“Der Saalfeldner hat sich jedenfalls nie unterkriegen lassen. Vielmehr hat sich Eberhard nur noch mehr auf seine Karriere fokussiert und ein Ziel ins Auge genommen, das er sich bereits 2005 gesetzt hatte. Als Zaungast bei der letzten Biathlon-WM in Hochfilzen. „Damals habe ich den Sprint angesehen und gedacht: Dort will ich einmal hin.“
Mit Chancen
Zwölf Jahre später steht Julian Eberhard heute beim WMSprint in Hochfilzen (14.45 Uhr, live in ORFeins) im Fokus. Mit starken Leistungen in den vergangenen Monaten hat sich der 30-Jährige ins Medaillenspiel gebracht. „Für mich kommt die WM zum richtigen Zeitpunkt.“
Tatsächlich ist dieser Julian Eberhard der größte Hoffnungsträger auf ein österreichisches Schützenfest. Manche behaupten sogar, er wäre der einzige. Dominik Landertinger? Hatte im Herbst einen Bandscheibenvorfall und im Laufe des Winters immer wieder mit Krankheiten zu kämpfen. Simon Eder? Hat überhaupt eine völlig vermurkste Saison hinter sich.
Nur für Eberhard läuft’s seit einiger Zeit richtig rund. Der erste Weltcupsieg vor einem Jahr in Chanty-Mansijsk war für den 30-Jährigen die Initialzündung, „das hat mir viel Sicherheit gegeben.“
Ohne Druck
Vor allem der Sprint (10 Kilometer) scheint wie gemacht für den baumlangen Salzburger, der in der Loipe regelmäßig zur Hochform aufläuft und immer wieder mit den besten Laufzeiten verblüfft. Seit er auch noch mit der Waffe geschickter hantiert, ist Eberhard endgültig in der Weltklasse angekommen. In Oberhof durfte er zuletzt seinen zweiten Weltcupsieg feiern. „Je öfter man in einer Drucksituation ist, umso sicherer wird man. Ich weiß genau, was ich tun muss.“
Dass ihm in Hochfilzen, wo gestern Lisa Theresa Hauser im Sprint 23. wurde, nicht nur die österreichischen Biathlon-Fans, sondern auch viele Freunde und Verwandte auf den Abzugfinger schauen, empfindet Julian Eberhard keineswegs als Belastung. „Wenn du die HeimWM als Druck siehst, dann hast du schon verloren.“ Der Österreicher Bernd Wiesberger hat beim Turnier der European Tour in Kuala Lumpur mit einer 63er-Runde die Führung übernommen. Der Burgenländer lag am Donnerstag auf Platz 19 und führte am Freitag einen Schlag vor Danny Willett (ENG) und je drei vor David Lipsky (USA) und Mike Lorenzo-Vera (FRA).
Nach sechs Löchern lag die Nummer 38 der Weltrangliste nach je einem Birdie und Bogey auf Par-Kurs. Danach folgten neun Birdies in Serie. Am 18. und letzten Loch folgte das elfte Birdie. Neun Birdies in Folge bedeutet eine neue Bestleistung in der Geschichte der European Tour. In die Geschichtsbücher wird diese Leistung aber dennoch nicht eingehen, weil das Turnier wegen des tiefen Bodens aufgrund des heißschwülen Klimas nach Entscheid der Wettspielleitung mit „Besserlegen“gespielt wird. Dabei kann der Ball aufgehoben, gereinigt und im Radius der Länge einer Scorekarte verschoben werden – aber nicht näher zur Stange.
„Nun gut, was soll ich dazu sagen“, fehlten Wiesberger in seinem Facebook-Kommentar fast selbst ein wenig die Worte. „Mein Spiel hat sich heute großartig angefühlt und ich habe schließlich ein wenig Magie auf die Grüns gebracht.“