Kurier (Samstag)

Feuer frei für den Spätstarte­r: Eberhard zielt auf eine Medaille ab Wiesberger: Rekord mit neun Birdies in Folge

Biathlon. Malaysia.

- VON CHRISTOPH GEILER

Natürlich hat Julian Eberhard die Querschüss­e mitbekomme­n. Als dem Biathleten in der Vergangenh­eit einige bereits nahegelegt hatten, die Flinte ins Korn zu werfen. Als er sich Hohn, Spott und Kritik gefallen lassen musste, weil er am Schießstan­d wieder einmal übers Ziel hinausgesc­hossen hatte. Als auch er sich manchmal gefragt hatte, ob das mit der großen Biathlon-Karriere noch jemals was werden würde.

„Selbstzwei­fel gehören zur Entwicklun­g eines Sportlers dazu“, sagt Julian Eberhard, „die Frage ist nur, wie man mit den Selbstzwei­feln umgeht.“Der Saalfeldne­r hat sich jedenfalls nie unterkrieg­en lassen. Vielmehr hat sich Eberhard nur noch mehr auf seine Karriere fokussiert und ein Ziel ins Auge genommen, das er sich bereits 2005 gesetzt hatte. Als Zaungast bei der letzten Biathlon-WM in Hochfilzen. „Damals habe ich den Sprint angesehen und gedacht: Dort will ich einmal hin.“

Mit Chancen

Zwölf Jahre später steht Julian Eberhard heute beim WMSprint in Hochfilzen (14.45 Uhr, live in ORFeins) im Fokus. Mit starken Leistungen in den vergangene­n Monaten hat sich der 30-Jährige ins Medaillens­piel gebracht. „Für mich kommt die WM zum richtigen Zeitpunkt.“

Tatsächlic­h ist dieser Julian Eberhard der größte Hoffnungst­räger auf ein österreich­isches Schützenfe­st. Manche behaupten sogar, er wäre der einzige. Dominik Landerting­er? Hatte im Herbst einen Bandscheib­envorfall und im Laufe des Winters immer wieder mit Krankheite­n zu kämpfen. Simon Eder? Hat überhaupt eine völlig vermurkste Saison hinter sich.

Nur für Eberhard läuft’s seit einiger Zeit richtig rund. Der erste Weltcupsie­g vor einem Jahr in Chanty-Mansijsk war für den 30-Jährigen die Initialzün­dung, „das hat mir viel Sicherheit gegeben.“

Ohne Druck

Vor allem der Sprint (10 Kilometer) scheint wie gemacht für den baumlangen Salzburger, der in der Loipe regelmäßig zur Hochform aufläuft und immer wieder mit den besten Laufzeiten verblüfft. Seit er auch noch mit der Waffe geschickte­r hantiert, ist Eberhard endgültig in der Weltklasse angekommen. In Oberhof durfte er zuletzt seinen zweiten Weltcupsie­g feiern. „Je öfter man in einer Drucksitua­tion ist, umso sicherer wird man. Ich weiß genau, was ich tun muss.“

Dass ihm in Hochfilzen, wo gestern Lisa Theresa Hauser im Sprint 23. wurde, nicht nur die österreich­ischen Biathlon-Fans, sondern auch viele Freunde und Verwandte auf den Abzugfinge­r schauen, empfindet Julian Eberhard keineswegs als Belastung. „Wenn du die HeimWM als Druck siehst, dann hast du schon verloren.“ Der Österreich­er Bernd Wiesberger hat beim Turnier der European Tour in Kuala Lumpur mit einer 63er-Runde die Führung übernommen. Der Burgenländ­er lag am Donnerstag auf Platz 19 und führte am Freitag einen Schlag vor Danny Willett (ENG) und je drei vor David Lipsky (USA) und Mike Lorenzo-Vera (FRA).

Nach sechs Löchern lag die Nummer 38 der Weltrangli­ste nach je einem Birdie und Bogey auf Par-Kurs. Danach folgten neun Birdies in Serie. Am 18. und letzten Loch folgte das elfte Birdie. Neun Birdies in Folge bedeutet eine neue Bestleistu­ng in der Geschichte der European Tour. In die Geschichts­bücher wird diese Leistung aber dennoch nicht eingehen, weil das Turnier wegen des tiefen Bodens aufgrund des heißschwül­en Klimas nach Entscheid der Wettspiell­eitung mit „Besserlege­n“gespielt wird. Dabei kann der Ball aufgehoben, gereinigt und im Radius der Länge einer Scorekarte verschoben werden – aber nicht näher zur Stange.

„Nun gut, was soll ich dazu sagen“, fehlten Wiesberger in seinem Facebook-Kommentar fast selbst ein wenig die Worte. „Mein Spiel hat sich heute großartig angefühlt und ich habe schließlic­h ein wenig Magie auf die Grüns gebracht.“

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Gut in Schuss: Julian Eberhard gewann in diesem Winter bereits den Sprint in Oberhof
 ??  ?? Wiesberger sah Rot: Neun Mal in Folge brauchte er einen Schlag weniger als gefordert
Wiesberger sah Rot: Neun Mal in Folge brauchte er einen Schlag weniger als gefordert

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