Kurier (Samstag)

„Uber umgeht keine Gesetze“

Fahrtendie­nst-Chef Andreas Weinberger reagiert auf Vorwürfe aus der Taxibranch­e

- VON ANNA-MARIA BAUER

Der Fahrtendie­nst Uber wächst auch in Wien. Zum Missfallen von Taxifahrer­n, die über unfaire Rahmenbedi­ngungen klagen: Preise bei Uber sind rund 30 Prozent geringer als der Taxitarif. UberÖsterr­eich-Chef Andreas Weinberger im Interview. KURIER: Herr Weinberger, was sagen Sie zur Kritik der Taxifahrer, dass niedrige Uber-Preise ihre Existenz gefährden? Andreas Weinberger: Zunächst: Wir arbeiten nur mit lizensiert­en Unternehme­n, die es lange vor uns in Wien gab. Ja, unsere Preise sind günstiger. Aber wenn man das Service günstiger anbietet, steigt die Nachfrage und die Fahrer machen mehr Umsatz. Es ist Ihnen also egal, dass Sie dem Taxigewerb­e das Geschäft dabei abgraben? Das ist kein Gegeneinan­der, sondern ein Miteinande­r. Wir erschließe­n mit Uber eine neue Kundengrup­pe. Junge, denen Taxis zu teuer waren. Wie belegen Sie das? Durch anekdotisc­he Erzählunge­n und Umfragen. Sie wollen also sagen, Sie sind kein Konkurrent? Auf keinen Fall. Auch Taxiuntern­ehmen können sich auf der Uber-Plattform freischalt­en. Wir sind ein Freund von „Gleiche Regeln für alle“. Aber es gibt nicht die gleichen Regeln. Taxifahrer müssen sich an den Taxitarif halten. Das hat der Gesetzgebe­r aber so festgelegt. Dafür dürfen Taxis an zentralen Punkten der Stadt stehen und Taxispuren nutzen. Bei Mietwagen, hat der Gesetzgebe­r gesagt, dass man den Preis frei verhandeln kann. Die Stadt hat den Taxitarif nicht ohne Grund festgelegt. Haben Sie kein Problem, das Gesetz zu umgehen? Wir umgehen keine Gesetze. Die Preisbindu­ng gilt für Mietwagen nicht. Das Gele- genheitsve­rkehrsgese­tz stammt aus den 60er-Jahren Damals hat es sicher Sinn gemacht, bestimmte Dinge festzulege­n. Heute ist man flexibler. Da machen dynamische Preise mehr Sinn. An Tagen mit sehr großer Nachfrage, etwa an Silvester, ist Uber dafür bekannt, die Preise stark anzuheben. Nutzt man damit nicht die Kunden aus? Unser Hauptziel ist es, eine zuverlässi­ge Fahrt zu generieren. Bei sehr großer Nachfrage geht der Preis nach oben. So überlegt es sich der Fahrgast, ob er wirklich fahren muss. Gleichzeit­ig haben die Fahrer aufgrund der höheren Preise einen Anreiz, online zu gehen. So pendelt sich der Markt wieder ein. Testen Sie nicht aus, wie viel es dem Gast wert ist? Wir werden auf keinen Fall den Preis höher setzen, als er irgendwie sein müsste. Es gab Artikel, dass die App auf den Akkustand des Fahrgasts zugreifen und bei niedrigem Stand teurer werden könnte. Davon weiß ich nichts. Lassen Sie mich klarstelle­n: Ein günstiger Preis ist eines unserer Kernverspr­echen. Ein Uber-Fahrer hat dem KURIER erzählt, er habe Fahrten nicht bezahlt bekommen, weil sich Kunden bei Uber beschwert hätten. Er selbst habe die Fahrten positiv in Erinnerung. Wie kann das passieren? Generell haben wir ein Bewertungs­system. Das heißt, der Fahrer bewertet den Fahrgast und umgekehrt. Das schätzen viele, weil das Gegenüber freundlich­er wird. Warum in diesem Fall Fahrten nicht bezahlt worden sein sollte, kann ich nicht nachvollzi­ehen. In der Regel nehmen wir mit beiden Seiten Kontakt auf und versuchen, den Sachverhal­t aufzukläre­n. Wiens Taxifahrer ärgern sich auch darüber, dass Mietwagenf­ahrer aus ganz Österreich in Wien als Uber-Fahrer mitmischen würden. Eigentlich muss ein Mietwagenf­ahrer nach dem Auftrag zurück an ihren Heimatort. Wird das kontrollie­rt? Die Fahrer fahren ja zurück. Die Sache ist aber: Wenn er auf seinem Rückweg einen weiteren Auftrag bekommt, dann kann er diesen annehmen. Das ist aber kein Spezifikum von Uber. Wie viele Fahrer gibt es derzeit eigentlich in Wien? Das kann ich leider nicht sagen. Warum? Wir sind noch keine börsennoti­erte Firma und haben weltweit viel Konkurrenz. Wir können sagen, dass wir die Wartezeit im vergangene­n Jahr von acht auf unter fünf Minuten senken konnten. Es war die Rede davon, dass UberPool (ein Art Sammeltaxi) heuer in Wien starten soll? Das ist langfristi­g unser Ziel. Bei UberPool teilen sich Personen, die in dieselbe Richtung fahren, eine Fahrt. Dadurch zahlen Kunden weniger, im Endeffekt gibt es für die Fahrer doch weniger Umsatz? Das Gegenteil ist der Fall. Ein geteilter und damit noch günstigere­r Fahrpreis generiert noch mehr Nachfrage. Die Leerzeiten sinken dramatisch und die sind ein großes Thema. Taxis, zum Beispiel, stehen mehr als 70 Prozent der Zeit. Unsere Technologi­e hilft uns, die Auslastung zu erhöhen. Wir sind klar mehr als ein billiges Taxi. Nämlich? Wir sind eine Technologi­eplattform, die Effizienz in die Mobilität bringt. Tausende Programmie­rer tun den ganzen Tag nichts anderes, als die App verbessern. In Pittsburgh werden selbstfahr­ende Uber-Autos getestet. Ist das auch ein Ziel für Wien? Selbstfahr­ende Autos werden den Straßenver­kehr sicher machen. Daher, ja, das ist langfristi­g ein Ziel. Dadurch würden Arbeitsplä­tze wegfallen. Das selbstfahr­ende Auto kommt auch unabhängig von Uber. Jetzt testen wir die Technik erst einmal. Und es ist ja nicht so, als würden wir einen Schalter umlegen und alle Autos wären fahrerlos. Das zieht sich über Jahrzehnte. Noch einmal nach Amerika: In Seattle soll Uber gerichtlic­h gegen Fahrer vorgehen, die sich gewerkscha­ftlich organisier­t haben. Was sagen Sie dazu? Der Fall ist mir nicht bekannt. Dazu kann ich also nichts sagen. Generell hören wir unseren Partnern natürlich zu. Wir machen regelmäßig Umfragen. Wir wissen etwa, dass die Fahrer die Flexibilit­ät schätzen, dass sie die Arbeit um das Leben planen – und nicht umgekehrt.

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Andreas Weinberger ist General Manager bei Uber in Österreich

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