Blühendes Geschäft mit der Drohnenabwehr lockt Start-ups an
Der Drohnen-Boom schürt Ängste, die Abwehrspezialisten regen Zulauf bringt. Firmen nehmen das lukrative Geschäftsfeld zunehmend ins Visier. Flugdrohnen sind einer der großen Produkttrends der vergangenen Jahre. Von per Smartphone gesteuerten Quadcoptern mit vier Rotoren für Privatpersonen bis zu deutlich größeren Drohnen für professionelle Filmaufnahmen, die Bevölkerung des Luftraumes mit „unmanned aerial vehicles“(UAV) nimmt stetig zu.
Bedrohung
Negative Nachrichten rund um Drohnen gab es in der Vergangenheit genügend. 2015 wurde Skifahrer Marcel Hirscher während eines Rennens beinahe von einer Drohne getroffen. Es gab diverse misslungene Versuche, Drogen oder Waffen mit Drohnen in Gefängnisse zu schmuggeln. Auch Zusammenstöße zwischen Drohnen und Verkehrsflugzeugen hat es bereits gegeben, glücklicherweise bisher ohne schlimmere Folgen.
„Drohnen haben ein unglaubliches Potenzial, um für kriminelle oder terroristische Zwecke eingesetzt zu werden“, meint Karl Groschupf vom Amt für Rüstung und Wehrtechnik des österreichischen Bundesheeres. „Sie sind leicht erhältlich, leicht erschwinglich und leicht beherrschbar.“
Reaktion
Privatpersonen, Unternehmen und Staaten beschäftigen sich aus all diesen Gründen immer mehr mit der Abwehr von Drohnen. Heute gibt es verschiedene Methoden, um Drohnen von bestimmten Gebieten fernzu- halten oder gar zu zerstören. Neben Unternehmen in der Luftfahrtbranche arbeiten auch Rüstungskonzerne, ITFirmen, Forschungseinrichtungen und immer mehr Start-ups an neuen AbwehrMethoden. Manche Marktbeobachter sprechen bereits von einem „Waffen-Wettlauf “, der im Drohnen-Bereich entbrannt ist.
Stören
Bei der Abwehr wird zwischen Störung und Bekämpfung unterschieden, erklärt Karl Groschupf. Bei der Störung geht es darum, die Kommunikation zwischen dem Piloten und der Drohne zu beeinflussen. Das beliebteste Verfahren dabei ist das sogenannte Jamming. Dabei werden die Funkfrequenzen zwischen Pilot und Drohne bzw. Drohne und GPS-Satellit gestört. Die Drohne sollte daraufhin selbstständig landen. Unternehmen, die Jamming anbieten, sind etwa Dedrone (Deutschland), Bull (Frankreich), Airbus Defence and Space (Deutschland), NEC (Japan) oder TeleRadio Engineering (Singapur). Das USStart-up ApolloShield entwickelt eine Jamming-Lösung, die besonders einfach in der Anwendung sein soll. Ein anderes Start-up, SkySafe, arbeitet daran, die Steuerung von Drohnen komplett zu übernehmen.
Gleich mehrere Unternehmen bieten Jamming-Gewehre an. Sie versprechen eine besonders hohe Reichweite durch gerichtete, starke Funksignale. Das JammingGewehr des taiwanesischen Unternehmens DronesVision hält Drohnen bereits in zwei Kilometer Entfernung auf. Ähnliche Produkte bieten auch DroneShield (Australien) und Battelle (USA).
Bekämpfung
Reicht die Störung nicht aus, können Drohnen auch mit verschiedenen anderen Mitteln bekämpft werden. Boeing oder der Rüstungskonzern MBDA (Frankreich) haben etwa Laserkanonen zur Drohnenabwehr entwickelt. Die Michigan Tech Universität hat einen „Roboter-Falken“konstruiert, der f liegende Gegner mit einer NetzHarpune einfängt. Das französische Start-up Malou Tech jagt Drohnen mit einer Art überdimensionaler Fliegenklatsche. Kanonen mit Projektilen, die Netze auswerfen und diese per Fallschirm zu Boden gleiten lassen, sind die Idee des britischen Start-ups OpenWorks Engineering. Das niederländische Start-up Guard from Above setzt dressierte Adler gegen Drohnen ein.
Einschränken
Wie Experten immer wieder betonen, gibt es keine Lösung die wirklich alle Drohnen in jeder Situation aufhal- ten kann. Um gefährliche Situationen zu vermeiden bzw. länderspezifische Regulierungen einzuhalten, werden immer mehr Drohnenhersteller präventiv tätig. Der weltweit größte, das chinesische Unternehmen DJI, hat „Geofencing“in alle neueren Modelle integriert.
Beim Geofencing werden virtuelle Tabuzonen errichtet, in die eine Drohne nicht eindringen darf. Dazu wird die Position der Drohne durch Satellitennavigation oder Mobilfunknetz ermittelt und die Steuerung im Bedarfsfall blockiert.
Harmlose Bauweise
Eine andere Form der Prävention ist es, Drohnen bereits in ihrer Bauweise möglichst ungefährlich zu machen („Safety by Design“). Diesen Ansatz verfolgt etwa das Tiroler Start-up Blue Sparrow. Dessen Drohne soll nur 250 Gramm wiegen und Menschen bei einem Absturz nie lebensgefährlich verletzen können. Die Rotoren sollen nicht, wie oftmals üblich, aus Karbon bestehen, denn das Material „geht durch einen Kinderfinger wie durch Marmelade“, meint Moritz Willburger, Mitbegründer von Blue Sparrow.
Auch Geofencing will das Tiroler Jungunternehmen von Anfang an integrieren. Willburger plädiert aber für etwas mehr Besonnenheit: „Vor Drohnen herrscht Angst, dabei kann jeder mit einem Auto mit beliebiger Geschwindigkeit durch ein Ortsgebiet rasen. Auch hier könnte es theoretisch Geofencing geben, aber die Autolobby ist stark, so viel Regulierung
wird da nie kommen.“