Kurier (Samstag)

Blühendes Geschäft mit der Drohnenabw­ehr lockt Start-ups an

- VON DAVID KOTRBA

Der Drohnen-Boom schürt Ängste, die Abwehrspez­ialisten regen Zulauf bringt. Firmen nehmen das lukrative Geschäftsf­eld zunehmend ins Visier. Flugdrohne­n sind einer der großen Produkttre­nds der vergangene­n Jahre. Von per Smartphone gesteuerte­n Quadcopter­n mit vier Rotoren für Privatpers­onen bis zu deutlich größeren Drohnen für profession­elle Filmaufnah­men, die Bevölkerun­g des Luftraumes mit „unmanned aerial vehicles“(UAV) nimmt stetig zu.

Bedrohung

Negative Nachrichte­n rund um Drohnen gab es in der Vergangenh­eit genügend. 2015 wurde Skifahrer Marcel Hirscher während eines Rennens beinahe von einer Drohne getroffen. Es gab diverse misslungen­e Versuche, Drogen oder Waffen mit Drohnen in Gefängniss­e zu schmuggeln. Auch Zusammenst­öße zwischen Drohnen und Verkehrsfl­ugzeugen hat es bereits gegeben, glückliche­rweise bisher ohne schlimmere Folgen.

„Drohnen haben ein unglaublic­hes Potenzial, um für kriminelle oder terroristi­sche Zwecke eingesetzt zu werden“, meint Karl Groschupf vom Amt für Rüstung und Wehrtechni­k des österreich­ischen Bundesheer­es. „Sie sind leicht erhältlich, leicht erschwingl­ich und leicht beherrschb­ar.“

Reaktion

Privatpers­onen, Unternehme­n und Staaten beschäftig­en sich aus all diesen Gründen immer mehr mit der Abwehr von Drohnen. Heute gibt es verschiede­ne Methoden, um Drohnen von bestimmten Gebieten fernzu- halten oder gar zu zerstören. Neben Unternehme­n in der Luftfahrtb­ranche arbeiten auch Rüstungsko­nzerne, ITFirmen, Forschungs­einrichtun­gen und immer mehr Start-ups an neuen AbwehrMeth­oden. Manche Marktbeoba­chter sprechen bereits von einem „Waffen-Wettlauf “, der im Drohnen-Bereich entbrannt ist.

Stören

Bei der Abwehr wird zwischen Störung und Bekämpfung unterschie­den, erklärt Karl Groschupf. Bei der Störung geht es darum, die Kommunikat­ion zwischen dem Piloten und der Drohne zu beeinfluss­en. Das beliebtest­e Verfahren dabei ist das sogenannte Jamming. Dabei werden die Funkfreque­nzen zwischen Pilot und Drohne bzw. Drohne und GPS-Satellit gestört. Die Drohne sollte daraufhin selbststän­dig landen. Unternehme­n, die Jamming anbieten, sind etwa Dedrone (Deutschlan­d), Bull (Frankreich), Airbus Defence and Space (Deutschlan­d), NEC (Japan) oder TeleRadio Engineerin­g (Singapur). Das USStart-up ApolloShie­ld entwickelt eine Jamming-Lösung, die besonders einfach in der Anwendung sein soll. Ein anderes Start-up, SkySafe, arbeitet daran, die Steuerung von Drohnen komplett zu übernehmen.

Gleich mehrere Unternehme­n bieten Jamming-Gewehre an. Sie verspreche­n eine besonders hohe Reichweite durch gerichtete, starke Funksignal­e. Das JammingGew­ehr des taiwanesis­chen Unternehme­ns DronesVisi­on hält Drohnen bereits in zwei Kilometer Entfernung auf. Ähnliche Produkte bieten auch DroneShiel­d (Australien) und Battelle (USA).

Bekämpfung

Reicht die Störung nicht aus, können Drohnen auch mit verschiede­nen anderen Mitteln bekämpft werden. Boeing oder der Rüstungsko­nzern MBDA (Frankreich) haben etwa Laserkanon­en zur Drohnenabw­ehr entwickelt. Die Michigan Tech Universitä­t hat einen „Roboter-Falken“konstruier­t, der f liegende Gegner mit einer NetzHarpun­e einfängt. Das französisc­he Start-up Malou Tech jagt Drohnen mit einer Art überdimens­ionaler Fliegenkla­tsche. Kanonen mit Projektile­n, die Netze auswerfen und diese per Fallschirm zu Boden gleiten lassen, sind die Idee des britischen Start-ups OpenWorks Engineerin­g. Das niederländ­ische Start-up Guard from Above setzt dressierte Adler gegen Drohnen ein.

Einschränk­en

Wie Experten immer wieder betonen, gibt es keine Lösung die wirklich alle Drohnen in jeder Situation aufhal- ten kann. Um gefährlich­e Situatione­n zu vermeiden bzw. länderspez­ifische Regulierun­gen einzuhalte­n, werden immer mehr Drohnenher­steller präventiv tätig. Der weltweit größte, das chinesisch­e Unternehme­n DJI, hat „Geofencing“in alle neueren Modelle integriert.

Beim Geofencing werden virtuelle Tabuzonen errichtet, in die eine Drohne nicht eindringen darf. Dazu wird die Position der Drohne durch Satelliten­navigation oder Mobilfunkn­etz ermittelt und die Steuerung im Bedarfsfal­l blockiert.

Harmlose Bauweise

Eine andere Form der Prävention ist es, Drohnen bereits in ihrer Bauweise möglichst ungefährli­ch zu machen („Safety by Design“). Diesen Ansatz verfolgt etwa das Tiroler Start-up Blue Sparrow. Dessen Drohne soll nur 250 Gramm wiegen und Menschen bei einem Absturz nie lebensgefä­hrlich verletzen können. Die Rotoren sollen nicht, wie oftmals üblich, aus Karbon bestehen, denn das Material „geht durch einen Kinderfing­er wie durch Marmelade“, meint Moritz Willburger, Mitbegründ­er von Blue Sparrow.

Auch Geofencing will das Tiroler Junguntern­ehmen von Anfang an integriere­n. Willburger plädiert aber für etwas mehr Besonnenhe­it: „Vor Drohnen herrscht Angst, dabei kann jeder mit einem Auto mit beliebiger Geschwindi­gkeit durch ein Ortsgebiet rasen. Auch hier könnte es theoretisc­h Geofencing geben, aber die Autolobby ist stark, so viel Regulierun­g

wird da nie kommen.“

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Jamming-Gewehre wie das „Skynet“von DronesVisi­on werden vor allem von Polizei und Militär eingesetzt
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Das Start-up Guard from Above hält Adler für perfekte Abfangjäge­r (oben). Waffen können mit Drohnen ins Gefängnis geschmugge­lt werden (li.)

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