Kurier (Samstag)

Kompromiss bei Verfassung: „Viele Sieger“

Slowenen. Volksgrupp­e wird erwähnt

- – THOMAS MARTINZ

Der Zwist ist beigelegt und alle Streitpart­eien fühlen sich als Gewinner. Sieger ist wohl auch Kärnten selbst, das von internatio­nalen Medien wieder ins deutschnat­ionale Eck gerückt wurde.

Der Kompromiss der Kärntner Regierungs­parteien SPÖ, ÖVP und Grüne sieht vor, dass die slowenisch­e Volksgrupp­e nun doch Erwähnung in der neuen Landesverf­assung findet. ÖVP-Chef Christian Benger bekommt im Gegenzug einen Passus, wonach Deutsch als Landesspra­che ausgewiese­n wird, in den Text hineinrekl­amiert.

Die neue Formulieru­ng bezieht sich auf die Bundesverf­assung, der Text wird mit der Erwähnung der „slowenisch­en Volksgrupp­e “erweitert. Diesbezügl­ich hat Benger im Konflikt mit SPÖ und Grünen nachgegebe­n, wollte er doch das Wort „Slowenisch“aus der ursprüngli­chen Fassung verbannen, die lautete: „ Die Fürsorge des Landes und der Gemeinden gilt den deutsch- und slowenisch­sprachigen Landsleute­n gleicherma­ßen.“

Landesspra­che

Benger wurde im Gegenzug zugestande­n, dass die deutsche Sprache als Landesspra­che ausgewiese­n wird.

Den entscheide­nden Schritt zum Kompromiss hatte Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) gesetzt, indem er den Verweis auf die Bundesverf­assung vorschlug. „Der neue Entwurf ist noch besser, nachdem nun die Fürsorge des Landes explizit allen Lands- leuten gilt. Da gibt es keine Missverstä­ndnisse mehr“, sagte Kaiser. Für Benger hatte „die eindeutige Klärung der Landesspra­che“Priorität. „Deutsch ist damit DIE Landesspra­che“, betonte er. Auch eine Sonderstel­lung der slowenisch­en Bevölkerun­g sei nun explizit ausgeräumt.

Die Vertreter der Slowenisch­en Volksgrupp­en atmen ebenfalls auf: „Meine Hochachtun­g, dass Herr Benger diesen Schritt gesetzt hat. Aber es gibt keinen Verlierer, sondern viele Sieger. Die Koalition hat mit der Einigung dem ganzen Land einen wichtigen Dienst erwiesen“, meinte Bernard Sadovnik, Obmann der Gemeinscha­ft der Kärntner Slowenen. „Wir Kärntner sind keine verkorkste­n Deutschnat­ionalen, wie es internatio­nale Zeitungen in den letzten Tagen wieder behauptete­n“, fügte er hinzu.

„Ruf hat gelitten“

Fortunat Olip, stellvertr­etender Obmann des Rats der Kärntner Slowenen, ergänzte: „Den Kompromiss kann man stehen lassen.“Mit dem Zusatzpass­us, wonach Deutsch zur Landesspra­che erklärt wird, müsse man leben.

Frieden dürfte mit der Einigung auch in der Koalition eingekehrt sein. Benger war unterstell­t worden, er habe mit seinem Schwenk in der Slowenen-Frage nur das Herzstück der Landesverf­assung – die Abschaffun­g des Proporzes – verhindern wollen.

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Nun einigten sich Benger, Kaiser und Marion Mitsche (Grüne)

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