Kurier (Samstag)

Ein Grabstein für die Natur

Die Einsamkeit der Wüste. Im Nationalpa­rk, fast ohne Touristen

- – P.PISA

Klare Antwort: Nein. Zwei Mal nein.

Die Wüste war nicht mehr dieselbe, als sie der amerikanis­che Schriftste­ller und Naturschüt­zer Edward Abbey später wiedersah.

Und er war nicht mehr derselbe.

Ende der 1950er-Jahre arbeitete Abbey nach seinem Philosophi­estudium zwei Saisonen im Arches-Nationalpa­rk in Utah als Ranger.

Gleich freundete er sich mit einer Natter an, denn unter seinem Wohnwagen fühlten sich Klappersch­langen wohl, und die Natter vertrieb sie.

Die paar Touristen, die sich am Wochenende in den roten Sand ans Lagerfeuer setzten, störten nicht. Die Straßen waren damals noch nicht asphaltier­t, und die Menschen mussten tatsächlic­h ihre „gottverdam­mte Kiste“(Abbey) verlassen und zu Fuß gehen, um die berühmten, vom Regen, Frost und Eis durchbohrt­en Felsen zu sehen.

Edward Abbey ahnte bei seinen Scherzen, was die Zukunft bringt.

„Gibt es hier gefährlich­e Tiere, Ranger?“„Nur Touristen.“(Sagt man die Wahrheit, lachen alle. Keiner glaubt dir. Seltsam.)

Später kamen viele Straßen und rosa Wasserspei­chertürme, Campingplä­tze wurden gebaut, Reihenhäus­er sogar ...

Für die Steine

„Die Einsamkeit der Wüste“hat er, als er sich an seine alten Tagebücher erinnerte, Ende der 1960er-Jahre geschriebe­n.

Poesie, die aus einfachen Beschreibu­ngen wächst, hier ein Wacholders­trauch, dort eine Spottdross­el.

Und eine Streitschr­ift ist es. Einmal so, einmal so. Ed- ward Abbey war niemandem verpflicht­et, nur den Steinen, den Bäumen, den Wolken. Das Buch ist kein Reiseführe­r. Ein Grabstein ist das Buch. Die Natur wurde begraben. Die Natur wäre ohne Menschen besser dran.

Edward Abbey wurde immer kämpferisc­her. „Wachstum im Interesse des Wachstums ist die Ideologie der Krebszelle“, schrieb er. Sein späterer Roman „Die Monkey Wrench Gang“wurde ein Bombenspaß. Glücklich heulten die Kojoten.

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„Die Natur wäre ohne Menschen besser dran“: Steinbogen im roten Sand des Arches-Nationalpa­rks
 ??  ?? „Die Einsamkeit der Wüste“Übersetzt von Dirk Höfer. Matthes & Seitz Verlag. 343 Seiten. 32,90 Euro. KURIER-Wertung: Edward Abbey:
„Die Einsamkeit der Wüste“Übersetzt von Dirk Höfer. Matthes & Seitz Verlag. 343 Seiten. 32,90 Euro. KURIER-Wertung: Edward Abbey:

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