Symphonikern
Opern spielen; als Vordienstzeiten werden nur mehr maximal sechs Jahre angerechnet; Fototermine haben unbezahlt zu erfolgen; und durch strengere Regelungen konnten die Reiseabrechnungen der Musiker um etwa 25 Prozent reduziert werden.
Gehalt wird gekürzt
Neubert erließ zudem – im Einvernehmen mit dem Betriebsrat – genaue Regeln für den Einsatz von Substituten, also Ersatzkräften. In der Staatsoper wundern sich mitunter Dirigenten über die hohe Fluktuation im Orchester. Diese erklärt sich aus den Dienstplänen – aber nur zum Teil. Viele Musiker verdienen sich zum Beispiel in Kammerensembles ein schönes Zubrot. Und so schickt man zur Aufführung oder Probe in der Oper eben einen billig(er)en Studenten oder Kollegen.
Natürlich wurde dem in den letzten Jahren da wie dort Einhalt geboten. Bei den Symphonikern darf sich ein Musiker nur einmal pro Saison (zum Beispiel für ein Kon- zert samt Proben mit maximal acht Diensten) freistellen lassen; ab der zweiten Freistellung gibt es eine Gehaltskürzung. Kein anderes Orchester handhabe das derart streng, sagt Neubert.
Einschnitte und Änderungen bei gleichzeitiger Steigerung des Outputs seien eben notwendig, um die Höhe der Subventionen rechtfertigen zu können. Der Personalkostenanteil betrage, so Neubert, über 80 Prozent der Gesamtkosten; die Gehälter nochmals zu kürzen, ginge jedoch nicht. Denn mit der Höhe bestimmt man in gewisser Weise die Qualität: Gute Musiker kosten eben, und man stehe im Wettbewerb. Das Einstiegsgehalt in der Staatsoper liegt bei 4870 Euro für einen Tuttigeiger – und bei den Symphonikern bei 3909 Euro. Würde man weniger zahlen, wäre die Folge, dass man für viele Musiker zu einer Sprosse auf deren Karriereleiter werde.
Quersubventionierung
Der Geschäftsführer hat aber noch weitere Argumente für die Subvention parat: 8,4 Millionen Euro, also etwa 56 Prozent der Förderungen, würden wieder direkt an die öffentliche Hand zurückfließen – in Form von Dienstgeberabgaben, Sozialversicherungsbeiträgen und diversen Steuern. Zudem ermöglichen die Symphoniker in den Häusern, in denen sie spielen, also im Theater an der Wien, im Konzerthaus und im Musikverein, weitere Projekte. Neubert vermeidet das Wort „Quersubvention“, gesteht aber ein: „Wir verrechnen stark reduzierte Honorarsätze. Die Deckungsbeiträge der Wiener Projekte finanzieren nur 17 Prozent der dadurch gebundenen Personalkosten.“Bei Vollkostenrechnung, also inklusive aller Overheadkosten, müssten die Symphoniker von den Häusern pro Jahr insgesamt 7,8 Millionen Euro mehr verlangen. Doch das ginge nicht, da sowohl Konzerthaus wie auch Musikverein im internationalen Vergleich schwer unterdotiert seien.
Man befindet sich also in der Zwickmühle. Und kommt nicht raus. Denn von Mailath-Pokornys Büro war Neubert für 2017 eine moderate Erhöhung auf 15,3 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden. Erst im November habe man ihm mitgeteilt, dass daraus nichts würde. Zu diesem Zeitpunkt waren aber fast alle Verträge unterfertigt.
Geplante Investitionen wurden gestrichen, aber: „Gegenüber dem Budgetvoranschlag fehlen noch etwa 146.000 Euro“, sagt Neubert. „Das ist noch kein existenzgefährdendes Problem. Denn wir haben einen Nachtrag von 100. 000 Euro beantragt. Aber die Frage ist: Wie wird es 2018 weitergehen?“
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