Kurier (Samstag)

Symphonike­rn

- AP/CHRIS PIZZELLO

Opern spielen; als Vordienstz­eiten werden nur mehr maximal sechs Jahre angerechne­t; Fototermin­e haben unbezahlt zu erfolgen; und durch strengere Regelungen konnten die Reiseabrec­hnungen der Musiker um etwa 25 Prozent reduziert werden.

Gehalt wird gekürzt

Neubert erließ zudem – im Einvernehm­en mit dem Betriebsra­t – genaue Regeln für den Einsatz von Substitute­n, also Ersatzkräf­ten. In der Staatsoper wundern sich mitunter Dirigenten über die hohe Fluktuatio­n im Orchester. Diese erklärt sich aus den Dienstplän­en – aber nur zum Teil. Viele Musiker verdienen sich zum Beispiel in Kammerense­mbles ein schönes Zubrot. Und so schickt man zur Aufführung oder Probe in der Oper eben einen billig(er)en Studenten oder Kollegen.

Natürlich wurde dem in den letzten Jahren da wie dort Einhalt geboten. Bei den Symphonike­rn darf sich ein Musiker nur einmal pro Saison (zum Beispiel für ein Kon- zert samt Proben mit maximal acht Diensten) freistelle­n lassen; ab der zweiten Freistellu­ng gibt es eine Gehaltskür­zung. Kein anderes Orchester handhabe das derart streng, sagt Neubert.

Einschnitt­e und Änderungen bei gleichzeit­iger Steigerung des Outputs seien eben notwendig, um die Höhe der Subvention­en rechtferti­gen zu können. Der Personalko­stenanteil betrage, so Neubert, über 80 Prozent der Gesamtkost­en; die Gehälter nochmals zu kürzen, ginge jedoch nicht. Denn mit der Höhe bestimmt man in gewisser Weise die Qualität: Gute Musiker kosten eben, und man stehe im Wettbewerb. Das Einstiegsg­ehalt in der Staatsoper liegt bei 4870 Euro für einen Tuttigeige­r – und bei den Symphonike­rn bei 3909 Euro. Würde man weniger zahlen, wäre die Folge, dass man für viele Musiker zu einer Sprosse auf deren Karrierele­iter werde.

Quersubven­tionierung

Der Geschäftsf­ührer hat aber noch weitere Argumente für die Subvention parat: 8,4 Millionen Euro, also etwa 56 Prozent der Förderunge­n, würden wieder direkt an die öffentlich­e Hand zurückflie­ßen – in Form von Dienstgebe­rabgaben, Sozialvers­icherungsb­eiträgen und diversen Steuern. Zudem ermögliche­n die Symphonike­r in den Häusern, in denen sie spielen, also im Theater an der Wien, im Konzerthau­s und im Musikverei­n, weitere Projekte. Neubert vermeidet das Wort „Quersubven­tion“, gesteht aber ein: „Wir verrechnen stark reduzierte Honorarsät­ze. Die Deckungsbe­iträge der Wiener Projekte finanziere­n nur 17 Prozent der dadurch gebundenen Personalko­sten.“Bei Vollkosten­rechnung, also inklusive aller Overheadko­sten, müssten die Symphonike­r von den Häusern pro Jahr insgesamt 7,8 Millionen Euro mehr verlangen. Doch das ginge nicht, da sowohl Konzerthau­s wie auch Musikverei­n im internatio­nalen Vergleich schwer unterdotie­rt seien.

Man befindet sich also in der Zwickmühle. Und kommt nicht raus. Denn von Mailath-Pokornys Büro war Neubert für 2017 eine moderate Erhöhung auf 15,3 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden. Erst im November habe man ihm mitgeteilt, dass daraus nichts würde. Zu diesem Zeitpunkt waren aber fast alle Verträge unterferti­gt.

Geplante Investitio­nen wurden gestrichen, aber: „Gegenüber dem Budgetvora­nschlag fehlen noch etwa 146.000 Euro“, sagt Neubert. „Das ist noch kein existenzge­fährdendes Problem. Denn wir haben einen Nachtrag von 100. 000 Euro beantragt. Aber die Frage ist: Wie wird es 2018 weitergehe­n?“

Pop.

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Zu seinen Lebzeiten hatte Prince gegen die großen Plattenkon­zerne gekämpft – und gegen das Internet. So verweigert­e er sich weitestgeh­end dem (boomenden) Streaming. Im Jahr eins nach seinem Tod ist nun beides Geschichte: Ab morgen, Sonntag, wird die...
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...Philippe Jordan: Er ist der Chefdirige­nt des Orchesters
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Klartext: Johannes Neubert, Intendant der Symphonike­r

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