Kurier (Samstag)

Erst schmettern, dann reden

Kritik. Alex Clare, der Soul und Dubstep fusioniert, trat im Porgy & Bess in Wien auf

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

Fast wirkte es, als würde Alex Clare zwei Shows in einem präsentier­en, als der Brite Donnerstag­abend im Wiener Porgy & Bess auftrat. Mit dem Debüt-Album „The Lateness Of The Hour“sorgte er 2011 für frischen Wind in der Szene. Der Sound: Eine innovative Mischung aus Soul, Dubstep und SingerSong­writer-Sensibilit­ät.

„Als ich aufwuchs war Dubstep der interessan­teste Sound seiner Zeit“, hatte Clare damals im KURIER-Interview erzählt. „Er eignete sich hervorrage­nd für die Fusion mit Soul – der anderen Stilrichtu­ng, die ich liebe – weil er erstens genauso emotional und zweitens im Tempo ähnlich ist.“

Seither hat der 31-Jährige, der vor zehn Jahren mit Amy Winehouse zusammen war, zwei weitere Alben ver- öffentlich­t – mit genau dem selben Sound, aber mangels Weiterentw­icklung schlechter­em Erfolg.

Versiert

Das machte sich im Porgy & Bess besonders im ersten Teil bemerkbar. Da präsentier­te Clare – mit einem ver- sierten Drummer, einem Bassisten und Einspielun­gen von der Konserve – seinen Erfolgs-Sound, die wuchtigen Dubstep-Beats unter seinem Soul-Gesang. Das war energetisc­h und mitreißend, mitunter sogar infektiös.

Allerdings wurde bald klar, dass weder der Sound, noch die Melodien, die Clare nach „The Lateness Of The Hour“und dem Hit „Too Close“geschriebe­n hat, dem Debüt etwas hinzufügen können.

Auch wenn die Energie stimmte, waren die Songs einander dann doch zu ähnlich, um die Anfangsspa­nnung den ganzen ersten Teil (etwas mehr als eine Stunde) halten zu können.

Für den zweiten Teil kam Clare mit einer akustische­n Gitarre auf die Bühne und setzte – konträr zu vorher – auf Lagerfeuer-Atmosphäre. „Story Time With Alex“nennt er diese Art der Zugabe, weil er dabei auch Geschichte­n erzählt. In Wien war es eine über seine Tochter, der er das Lied „Three Hearts“gewidmet hat. Neben solchen folkigen Interpreta­tionen eigener Song erfüllte er auch Publikumsw­ünsche und schloss mit „Goodnight Irene“von der 1949 verstorben­en Blues-Legende Huddie Ledbetter.

Alles in allem war es ein netter Abend. Im ersten Teil wären aber ein paar Varianten im Tempo und im Druck von Clares schmettern­dem Gesang wünschensw­ert gewesen.

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Alex Clare: Der britische Musiker war vor zehn Jahren der Boyfriend von Amy Winehouse

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