HÜBSCHE KOMBINATION
Damen-Kombination. Ein Schweizer Doppelsieg und ein Drama / Kirchgasser holt im Herbst ihrer Karriere Bronze
Die Salzburgerin Michaela Kirchgasser gewann in der Kombination Bronze hinter den beiden Schweizerinnen Wendy Holdener (Mitte) und Michelle Gisin (li.), die ihren Heimvorteil in St. Moritz optimal nützten. Pech für Lara Gut: Eine Knieverletzung beendet ihre Saison.
Bestürzung und Jubel. Tragödie und Freudentag. Und eine rundum zufriedene Bronzemedaillengewinnerin aus Österreich. So ähnlich lässt sich dieser turbulente Freitag bei der Ski-WM in St. Moritz zusammenfassen.
Der Schreck
Die Meldung zur Mittagszeit schockte eine gesamte Sportnation. Lara Gut, die Hoffnungsträgerin der Schweiz, das Gesicht dieser WM, war beim Einfahren für den Kombinationsslalom gestürzt. Die 25-Jährige zog sich eine Knieverletzung zu. Mit dem Skidoo wurde sie zum Helikopter gebracht und dann in die Klinik Gut nach St. Moritz gef logen. Die heißt übrigens wirklich so, das ist kein schlechter Witz auf Kosten der Tessinerin.
Diagnostiziert wurden ein Kreuzbandriss und eine Meniskusverletzung im linken Knie. Abgesehen vom Slalom war Gut als Medaillenkandidatin in allen Disziplinen gehandelt worden. Nun ist für sie die WM nach Bronze im Super-G beendet. In dieser Saison wird sie nicht mehr skifahren können, und damit auch nicht den Gesamtweltcup verteidigen.
Knapp zwei Stunden später wurde im Zielraum dann aber doch die Party gestartet: Wendy Holdener und Michelle Gisin feierten mit den Fans einen Schweizer Doppelsieg. Michaela Kirchgasser wurde strahlende Dritte.
Die Basis zum Weltmeistertitel legte Holdener mit einer beherzten Abfahrt. 0,94 Sekunden Rückstand hatte sie auf die Halbzeit-Führende Sofia Goggia (ITA). Kirchgasser lag 1,33 Sekunden hinter der Führenden – und damit in aussichtsreicher Position.
Bei leichtem Schneefall fuhr Holdener mit der zweitbesten Slalomzeit zum euphorisch umjubelten Sieg, Gisin holte mit fünf Hundertstelsekunden Rückstand Silber.
Die Freude
„Jetzt mit Michelle den Heimsieg feiern zu können, ist der Wahnsinn“, freute sich Holdener, die im Zielraum herumgereicht wurde und im Moment ihres größten Erfolges immer wieder auf die verunfallte Teamkollegin Gut angesprochen wurde. Mi- chelle Gisin sprach von dem großem Druck, der auf den Schweizerinnen gelastet habe: „Ich war den ganzen Tag sehr nervös. Aber ich habe die Konzentration wahren können.“
Die Bronzene
Für Österreich bleibt die Damen-Kombination seit 1991 ein Medaillengarant. Michaela Kirchgasser tat im Slalom, was sie tun musste. Trotz zweier kleiner Fehler erzielte sie Laufbestzeit und setzte sich an die Spitze. Als Holdener und Gisin an ihr vorbeifuhren, begann das Warten. „Es war schiach, als ich am Schleudersitz gesessen bin. Vierte war ich schon oft“, sagte sie. Doch Stuhec stürzte, Goggia fädelte ein – und Bronze war fix. Die Genugtuung über die Bronzemedaille ist groß nach einer Saison, geprägt von Rückschlägen und Schmerzen. „Als ich mein Heimrennen in Flachau auslassen musste, war ich schon nahe dran, alles hinzuhauen“, sagt die 31-Jährige. „Aber das wäre meinen Betreuern und meinem Team gegenüber unfair gewesen.“
Doch die WM war zu diesem Zeitpunkt, dem 10. Jänner, in Gefahr. Kirchgasser reduzierte das Training, konzentrierte sich auf die Rehabilitation und arbeitete gezielt auf die WM hin. „Jetzt bin ich sehr froh, diese weise Entscheidung getroffen zu haben. Diese Medaille steht bei meiner Vorgeschichte sehr weit oben.“Und ihren Kritikern lässt sie ausrichten: „Sie sagen immer, dass ich mental schwach bin. Da ist’s schön, dass ich bei den Großereignissen da bin.“
Das Lob
Lob für die harte Arbeiterin Kirchgasser kam von Jürgen Kriechbaum: „Ich gönne ihr das von ganzemHerzen“, sagte der Damen-Cheftrainer. „Wir haben sie extra für die Kombination aufgebaut.“
Für Kirchgasser war es nach 2015 die zweite Bronzemedaille in der Kombination. Und mehr werden es nicht mehr werden: „Ich bin sicher, dass das meine letzte Weltmeisterschaft ist.“