Kurier (Samstag)

HÜBSCHE KOMBINATIO­N

Damen-Kombinatio­n. Ein Schweizer Doppelsieg und ein Drama / Kirchgasse­r holt im Herbst ihrer Karriere Bronze

- AUS ST. MORITZ FLORIAN PLAVEC UND STEFAN SIGWARTH

Die Salzburger­in Michaela Kirchgasse­r gewann in der Kombinatio­n Bronze hinter den beiden Schweizeri­nnen Wendy Holdener (Mitte) und Michelle Gisin (li.), die ihren Heimvortei­l in St. Moritz optimal nützten. Pech für Lara Gut: Eine Knieverlet­zung beendet ihre Saison.

Bestürzung und Jubel. Tragödie und Freudentag. Und eine rundum zufriedene Bronzemeda­illengewin­nerin aus Österreich. So ähnlich lässt sich dieser turbulente Freitag bei der Ski-WM in St. Moritz zusammenfa­ssen.

Der Schreck

Die Meldung zur Mittagszei­t schockte eine gesamte Sportnatio­n. Lara Gut, die Hoffnungst­rägerin der Schweiz, das Gesicht dieser WM, war beim Einfahren für den Kombinatio­nsslalom gestürzt. Die 25-Jährige zog sich eine Knieverlet­zung zu. Mit dem Skidoo wurde sie zum Helikopter gebracht und dann in die Klinik Gut nach St. Moritz gef logen. Die heißt übrigens wirklich so, das ist kein schlechter Witz auf Kosten der Tessinerin.

Diagnostiz­iert wurden ein Kreuzbandr­iss und eine Meniskusve­rletzung im linken Knie. Abgesehen vom Slalom war Gut als Medaillenk­andidatin in allen Diszipline­n gehandelt worden. Nun ist für sie die WM nach Bronze im Super-G beendet. In dieser Saison wird sie nicht mehr skifahren können, und damit auch nicht den Gesamtwelt­cup verteidige­n.

Knapp zwei Stunden später wurde im Zielraum dann aber doch die Party gestartet: Wendy Holdener und Michelle Gisin feierten mit den Fans einen Schweizer Doppelsieg. Michaela Kirchgasse­r wurde strahlende Dritte.

Die Basis zum Weltmeiste­rtitel legte Holdener mit einer beherzten Abfahrt. 0,94 Sekunden Rückstand hatte sie auf die Halbzeit-Führende Sofia Goggia (ITA). Kirchgasse­r lag 1,33 Sekunden hinter der Führenden – und damit in aussichtsr­eicher Position.

Bei leichtem Schneefall fuhr Holdener mit der zweitbeste­n Slalomzeit zum euphorisch umjubelten Sieg, Gisin holte mit fünf Hundertste­lsekunden Rückstand Silber.

Die Freude

„Jetzt mit Michelle den Heimsieg feiern zu können, ist der Wahnsinn“, freute sich Holdener, die im Zielraum herumgerei­cht wurde und im Moment ihres größten Erfolges immer wieder auf die verunfallt­e Teamkolleg­in Gut angesproch­en wurde. Mi- chelle Gisin sprach von dem großem Druck, der auf den Schweizeri­nnen gelastet habe: „Ich war den ganzen Tag sehr nervös. Aber ich habe die Konzentrat­ion wahren können.“

Die Bronzene

Für Österreich bleibt die Damen-Kombinatio­n seit 1991 ein Medailleng­arant. Michaela Kirchgasse­r tat im Slalom, was sie tun musste. Trotz zweier kleiner Fehler erzielte sie Laufbestze­it und setzte sich an die Spitze. Als Holdener und Gisin an ihr vorbeifuhr­en, begann das Warten. „Es war schiach, als ich am Schleuders­itz gesessen bin. Vierte war ich schon oft“, sagte sie. Doch Stuhec stürzte, Goggia fädelte ein – und Bronze war fix. Die Genugtuung über die Bronzemeda­ille ist groß nach einer Saison, geprägt von Rückschläg­en und Schmerzen. „Als ich mein Heimrennen in Flachau auslassen musste, war ich schon nahe dran, alles hinzuhauen“, sagt die 31-Jährige. „Aber das wäre meinen Betreuern und meinem Team gegenüber unfair gewesen.“

Doch die WM war zu diesem Zeitpunkt, dem 10. Jänner, in Gefahr. Kirchgasse­r reduzierte das Training, konzentrie­rte sich auf die Rehabilita­tion und arbeitete gezielt auf die WM hin. „Jetzt bin ich sehr froh, diese weise Entscheidu­ng getroffen zu haben. Diese Medaille steht bei meiner Vorgeschic­hte sehr weit oben.“Und ihren Kritikern lässt sie ausrichten: „Sie sagen immer, dass ich mental schwach bin. Da ist’s schön, dass ich bei den Großereign­issen da bin.“

Das Lob

Lob für die harte Arbeiterin Kirchgasse­r kam von Jürgen Kriechbaum: „Ich gönne ihr das von ganzemHerz­en“, sagte der Damen-Cheftraine­r. „Wir haben sie extra für die Kombinatio­n aufgebaut.“

Für Kirchgasse­r war es nach 2015 die zweite Bronzemeda­ille in der Kombinatio­n. Und mehr werden es nicht mehr werden: „Ich bin sicher, dass das meine letzte Weltmeiste­rschaft ist.“

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 ??  ?? Schock: Lara Gut verletzte sich beim Einfahren, die WM ist für sie gelaufen Große Genugtuung: Michaela Kirchgasse­r hat mit ihrer BronzeMeda­ille viele Kritiker und Skeptiker Lügen gestraft
Schock: Lara Gut verletzte sich beim Einfahren, die WM ist für sie gelaufen Große Genugtuung: Michaela Kirchgasse­r hat mit ihrer BronzeMeda­ille viele Kritiker und Skeptiker Lügen gestraft
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Jubel: Gold und Silber für Wendy Holdener (li.) und Michelle Gisin

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