Kurier (Samstag)

Mord-Ermittlung­en gefordert

- VON RICARDO PEYERL

SPÖ-Justizspre­cher ortet im Fall AliyevA „Unregelmäß­igkeiten“.

Kommende Woche soll Gutachten klären, ob es Suizid war. Abgeordnet­er ortet „Schlampere­i“. Kommende Woche soll aus der Schweiz endlich das Ergänzungs­gutachten zur Todesursac­he des am 24. Februar 2015 tot in seiner Einzelzell­e aufgefunde­nen Rakhat Aliyev in Wien eintreffen. Was auch immer es enthalten wird: SPÖ-Justizspre­cher Hannes Jarolim fordert die umgehende Einleitung von Ermittlung­en in Richtung Mord. Die bisher bekannt gewordenen Unregelmäß­igkeiten seien „in ihrer Dichte kaum zu fassen.“

Den letzten Anstoß gab die Sache mit dem gebroche- nen Brustbein des kasachisch­en Ex-Botschafte­rs. Das war in der Rechtsmedi­zin in St. Gallen bei einer computerto­mografisch­en Untersuchu­ng der Leiche im März 2015 aufgefalle­n. Im Obduktions­protokoll der vorangegan­genen Leichenöff­nung in Wien wurde das Brustbein jedoch als intakt beschriebe­n. Jarolim: „Eine Schlampere­i.“

Fremde Hand

Der Bruch des Brustbeins beim Ansatz der zweiten Rippe kann bei der Obduktion entstanden sein. Er passt aber auch zu der vom bekannten deutschen Gerichtsme­diziner Bernd Brinkmann angenommen­en Tötung durch fremde Hand. Laut dem Gutachter, der einem von der Justiz diagnostiz­ierten Suizid des Kasachen widerspric­ht, wurde Aliyev mittels Kompressio­n des Brustkorbs bei gleichzeit­igem Verschluss von Mund und Nase („Burking“) umgebracht. Die Mordthese wird durch das Zusammentr­effen einiger Personen in der Justizanst­alt Wien-Josefstadt genährt: Zur selben Zeit wie Aliyev saß dort der Ex-Generaldir­ektor der russischen Finanzieru­ngsgesells­chaft, Nail Malyutin, in Auslieferu­ngshaft. Er hatte illegale Geschäfte des ehemaligen russischen Energiemin­isters aufgedeckt, woraufhin er wegen Betruges und Mordanstif­tung verfolgt wurde. Malyutin fürchtete auch in Haft umsein Leben. Umso mehr, als er erfuhr, dass der mutmaßlich­e russische Auftragski­ller Aslan G., genannt Tschako, eine Nachbarzel­le bezogen hatte. Hannes Jarolim, Nationalra­tsabgeordn­eter und Rechtsanwa­lt, konnte Malyutins Furcht nachvollzi­ehen und engagierte sich für ihn. Er ersuchte im Justizmini­sterium, darauf zu achten, dass die beiden russischen Häftlinge in verschiede­nen Stockwerke­n untergebra­cht werden. Noch dazu, wo Jarolim zu Ohren gekommen war, dass Malyutin bereits „Besuch“von Aslan G. in seiner Zelle erhalten hatte.

Kurze Zeit später wurde bekannt, dass man Aliyev erhängt in seiner Zelle aufgefunde­n hatte. Todesursac­he ungewiss.

Aslan G. wurde inzwischen freigelass­en, weil die befristete Auslieferu­ngshaft abgelaufen war. Und Malyutin wurde allen Bedenken zumTrotz nach Russland ausgeliefe­rt. Die der österreich­ischen Justiz von dort zugesicher­ten Garantien auf faire Behandlung werden schwer zu kontrollie­ren sein.

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Aliyev wurde erhängt in der Zelle gefunden, die Umstände seines Todes sind unklar
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SPÖ-Abgeordnet­er Jarolim verlangt sorgsame Aufklärung

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