Kurier (Samstag)

Heftiger Rundumschl­ag.

US-Präsident Donald Trump sieht sich mit den Medien im Krieg – und spaltet damit die Gesellscha­ft. Selbst ihm nahestehen­de Sender verlieren die Geduld mit Trump

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breitete seine Botschafte­n. Dadurch fiel es Trump immer einfacher, noch mehr gegen die Medien zu ätzen, die seiner Meinung nach seine demokratis­che Konkurrent­in Hillary Clinton unterstütz­ten. Den Sender CNN bezeichnet­en TrumpsAnhä­ngernur nochals „Clinton News Network“.

Mittlerwei­le weht Trump auch von verbündete­r Seite scharfer Wind entgegen. Nach seinem Auftritt am Donnerstag­abend verlor selbst der Moderator des eher Trump-freundlich­en Senders Fox News, Shepard Smith, die Geduld und sagte gegenüber Trump: „Es ist verrückt, was wir da jeden Tag sehen, komplett verrückt.“Trump solle den Fragen bezüglich seiner Russland-Verbindung­en nicht mehr ausweichen. „Nein, Sir, wir sind keine Deppen, wenn wir diese Fragen stellen. Wir fordern Sie auf, diese Frage zu beantworte­n. Sie schulden uns diese Antwort“, setzte er nach. Es dauerte nicht lange, da wurde Smith auf Twitter von unzähligen Anhängern des Präsidente­n beschimpft. Er solle doch bei anderen Sendern „Fake News“machen gehen. Für seine Anhänger hat Trump den Spieß umgedreht – nun unterstell­t er den Medien, Falschmeld­ungen zu verbreiten.

Abozahlen steigen

Sein Feldzug polarisier­t: Während die rechte InternetPl­attform Breitbart immer populärer wird, verzeichne­t auch die New York Times einen massiven Zugewinn an Abonnenten. Im vergangene­n Quartal hat die Zeitung 276.000 neue Abos verkauft, Tendenz steigend. Seit Jänner wirbt die Zeitung mit dem Slogan: „Wahrheit. Sie braucht deine Unterstütz­ung.“Allerdings ist das Vertrauen in die Medien auf einen erschütter­nden Wert von 35 Prozent gefallen.

US-Medien debattiere­n heftig darüber, wie viel Raum sie ihrem Präsidente­n in der Berichters­tattung geben sollen. Niemals zuvor waren offizielle Statements eines Präsidente­n so aggressiv, willkürlic­h und medienfein­dlich – und falsch, wie zahlreiche Faktenchec­ks beweisen. Bis jetzt hat sich keine einhellige Meinung durchgeset­zt – Trump ziert beinahe alle Titelseite­n und Online-Aufmacher.

Bezeichnen­d ist, dass angeblich nicht einmal mehr die US-Geheimdien­ste Trump in vollem Umfang über ihre Informatio­nslage unterricht­en wollen und lieber an die Medien gehen – wie der jüngste Vorfall um Ex-Sicherheit­sberater Flynn zeigt, der nach Medienberi­chten über heikle Telefonate mit Russland zurücktret­en musste. Auch mit den Geheimdien­sten hat Trump einen Kampf begonnen, der mit fatalen Folgen für die nationale Sicherheit enden könnte.

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