Der Champion
Doppelsieg. Marcel Hirscher holte endlich sein lange ersehntes Riesentorlauf-Gold. Roland Leitinger fehlten nach Silber die Worte.
Der Blick in den Himmel, die Hände seitlich erhoben, ein kurzer Schrei, die Faust – dann ging Marcel Hirscher in die Knie zwischen Roland Leitinger (Silber) und Leif Kristian Haugen (Bronze).
Es war dem besten Skifahrer der Welt anzumerken, welch großer Druck auf ihm gelastet hatte. Druck, der von außen an ihn herangetragen wurde, aber vor allem auch Druck, den er sich selbst gemacht hatte. Endlich hat er auch Gold bei dieser WM, endlich auch Gold im Riesentorlauf.
Langes Warten
Eine Medaille, die ihm in seiner Sammlung noch gefehlt hatte. „Ich habe sechs Jahre gebraucht, um endlich dieses Gold zu holen“, sagte Hirscher, denn ...
2011 verpasste er die WM wegen eines gebrochenen Kahnbeins;
2013 wurde der einfache Gesamtweltcupsieger WMZweiter hinter Ted Ligety;
2014 wurde der zweifache Gesamtweltcupsieger Olympia-Vierter;
2015 wurde der dreifache Gesamtweltcupsieger WMZweiter hinter Ted Ligety;
2017 ist der vermutlich bald sechsfache Gesamtweltcupsieger RiesentorlaufWeltmeister.
„Es ist eine große Erleichterung und Genugtuung“, sagte er. Minimalziel sei eine Medaille gewesen, die hatte er sich in der Kombination geholt. „Aber insgeheim wollte ich Weltmeister werden. Jetzt könnte ich heimfahren, das würde passen.“Hirscher wird aber nicht heimfahren.
Am Sonntag startet er als Medaillenkandidat noch im Slalom. „Heute wird ein langer Tag. Ich bin gespannt, wie viel Kraft noch überbleiben wird“, sagte er – und wandte sich dann in Richtung Roland Leitinger: „Er ist ein super Sparringpartner im Training und für mich die größte Überraschung. Riesenfreude, Roli!“
So erfreulich Hirschers Gold ist, so sensationell ist Leitingers Silber. Der Salzburger, der im Weltcup noch nie besser als Sechster war, raste mit Startnummer 22 auf den sechsten Halbzeitrang und dann mit Bestzeit aufs Podest. Er war völlig perplex: „Halleluja, Oida!“– mehr fiel dem 25-Jährigen vorerst nicht ein. Als Matts Olsson, Alexis Pinturault ( Sei- te 15) und Philipp Schörghofer zurückfielen und Silber fix war, präzisierte er: „Es ist wirklich Halleluja, dass mir das hier so aufgeht. Ich habe das schon länger drauf, aber oft bin ich unter meinem Wert geschlagen worden.“Gestern brachte er seine Leistung, vor allem im zweiten Lauf: „Der war wirklich gut. Ich war so locker wie selten zuvor. Ich habe gewusst, alles funktioniert, ich war gut drauf, mein Material hat funktioniert.“Was nun folgen wird? „Ein sehr netter Abend.“
Rundum zufrieden war Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher: „Wir haben ge- wusst, dass die Leute gut in Form sind, aber 1 und 2 hätte ich mir nie erwartet.“Das Geheimnis könnte in einer Zwangspause seiner Läufer liegen: „Wir waren eine angeschlagene RiesentorlaufTruppe. Schörgi mit seinen Knieproblemen, Leiti mit seiner Wade ... vielleicht hat die Pause den beiden nicht geschadet. Auch Schörgi ist ein tolles Rennen gefahren.“
Zwei Enttäuschte
Der 34-jährige Schörghofer lag zur Halbzeit noch auf Rang zwei. Mit einem Fehler im Schlusshang vergab er seine Chance auf eine Medaille.
Der Tiroler Manuel Feller verhaute seinen ersten Lauf, wurde nach vielen Fehlern nur 33. und verzichtete danach auf ein Antreten im zweiten Durchgang. Begründung: Rückenprobleme.