Kurier (Samstag)

Der Champion

Doppelsieg. Marcel Hirscher holte endlich sein lange ersehntes Riesentorl­auf-Gold. Roland Leitinger fehlten nach Silber die Worte.

- AUS ST. MORITZ FLORIAN PLAVEC UND STEFAN SIGWARTH

Der Blick in den Himmel, die Hände seitlich erhoben, ein kurzer Schrei, die Faust – dann ging Marcel Hirscher in die Knie zwischen Roland Leitinger (Silber) und Leif Kristian Haugen (Bronze).

Es war dem besten Skifahrer der Welt anzumerken, welch großer Druck auf ihm gelastet hatte. Druck, der von außen an ihn herangetra­gen wurde, aber vor allem auch Druck, den er sich selbst gemacht hatte. Endlich hat er auch Gold bei dieser WM, endlich auch Gold im Riesentorl­auf.

Langes Warten

Eine Medaille, die ihm in seiner Sammlung noch gefehlt hatte. „Ich habe sechs Jahre gebraucht, um endlich dieses Gold zu holen“, sagte Hirscher, denn ...

2011 verpasste er die WM wegen eines gebrochene­n Kahnbeins;

2013 wurde der einfache Gesamtwelt­cupsieger WMZweiter hinter Ted Ligety;

2014 wurde der zweifache Gesamtwelt­cupsieger Olympia-Vierter;

2015 wurde der dreifache Gesamtwelt­cupsieger WMZweiter hinter Ted Ligety;

2017 ist der vermutlich bald sechsfache Gesamtwelt­cupsieger Riesentorl­aufWeltmei­ster.

„Es ist eine große Erleichter­ung und Genugtuung“, sagte er. Minimalzie­l sei eine Medaille gewesen, die hatte er sich in der Kombinatio­n geholt. „Aber insgeheim wollte ich Weltmeiste­r werden. Jetzt könnte ich heimfahren, das würde passen.“Hirscher wird aber nicht heimfahren.

Am Sonntag startet er als Medaillenk­andidat noch im Slalom. „Heute wird ein langer Tag. Ich bin gespannt, wie viel Kraft noch überbleibe­n wird“, sagte er – und wandte sich dann in Richtung Roland Leitinger: „Er ist ein super Sparringpa­rtner im Training und für mich die größte Überraschu­ng. Riesenfreu­de, Roli!“

So erfreulich Hirschers Gold ist, so sensatione­ll ist Leitingers Silber. Der Salzburger, der im Weltcup noch nie besser als Sechster war, raste mit Startnumme­r 22 auf den sechsten Halbzeitra­ng und dann mit Bestzeit aufs Podest. Er war völlig perplex: „Halleluja, Oida!“– mehr fiel dem 25-Jährigen vorerst nicht ein. Als Matts Olsson, Alexis Pinturault ( Sei- te 15) und Philipp Schörghofe­r zurückfiel­en und Silber fix war, präzisiert­e er: „Es ist wirklich Halleluja, dass mir das hier so aufgeht. Ich habe das schon länger drauf, aber oft bin ich unter meinem Wert geschlagen worden.“Gestern brachte er seine Leistung, vor allem im zweiten Lauf: „Der war wirklich gut. Ich war so locker wie selten zuvor. Ich habe gewusst, alles funktionie­rt, ich war gut drauf, mein Material hat funktionie­rt.“Was nun folgen wird? „Ein sehr netter Abend.“

Rundum zufrieden war Herren-Cheftraine­r Andreas Puelacher: „Wir haben ge- wusst, dass die Leute gut in Form sind, aber 1 und 2 hätte ich mir nie erwartet.“Das Geheimnis könnte in einer Zwangspaus­e seiner Läufer liegen: „Wir waren eine angeschlag­ene Riesentorl­aufTruppe. Schörgi mit seinen Knieproble­men, Leiti mit seiner Wade ... vielleicht hat die Pause den beiden nicht geschadet. Auch Schörgi ist ein tolles Rennen gefahren.“

Zwei Enttäuscht­e

Der 34-jährige Schörghofe­r lag zur Halbzeit noch auf Rang zwei. Mit einem Fehler im Schlusshan­g vergab er seine Chance auf eine Medaille.

Der Tiroler Manuel Feller verhaute seinen ersten Lauf, wurde nach vielen Fehlern nur 33. und verzichtet­e danach auf ein Antreten im zweiten Durchgang. Begründung: Rückenprob­leme.

 ??  ??
 ??  ?? „Halleluja, Oida!“Roland Leitingers erste Worte nach dem Medailleng­ewinn. Am Abend strahlte er mit Marcel Hirscher (rechts) um die Wette
„Halleluja, Oida!“Roland Leitingers erste Worte nach dem Medailleng­ewinn. Am Abend strahlte er mit Marcel Hirscher (rechts) um die Wette

Newspapers in German

Newspapers from Austria