Hafermilch statt Cola
Comeback. Als Rapper der Trackshittaz wurde Lukas Plöchl bekannt. Jetzt startet er unter dem Namen Wendja.
„Wen Dja“ist chinesisch und heißt „Beste Sprache“. Es ist der Name, den Lukas Plöchl von seinem aus Peking stammenden Vater bekommen hat. So war Wendja ideal, als Plöchl nach der Auflösung der Trackshittaz einen Namen für den Neustart suchte.
„Ich vergleiche mich da gerne mit einer ColaFlasche“, sagt er im KURIERInterview lachend. „Da war jahrelang Cola drinnen. Aber wie verklickert man den Leuten, dass jetzt Hafermilch drinnen ist? Indem man eine neues Etikett draufpickt.“
Die „Hafermilch“ist auf dem eben erschienenen Wendja-Album „Poet & Prolet“zu hören, bietet zum Sound der Trackshittaz tatsächlich einen großen Kontrast. Plöchl zeigt dabei eine große Bandbreite, klingt hier nach Deichkind, frönt dort Dancehall-Rhythmen. Aber es gibt auch melancholische Pianoklänge und recht poppigen Rap.
Genau dieser Vielfalt wegen hat Plöchl 2015 die Trackshittaz aufgelöst und dem von der „Luftquetschn“(Akkordeon) charakterisierten Sound von Hits wie „Oida Taunz!“Ade gesagt. „Dieser Party-Blödel-Sound war eine Spielwiese, die wir selbst abgesteckt haben, wo wir aber nicht mehr rauskamen. Am Ende habe ich gemerkt, dass ich als Mensch schon lange zu kurz komme, weil ich nach außen hin etwas repräsentieren muss, was ich zwar auch bin, aber längst nicht mehr nur bin. “
Schon 2013 veröffentliche Plöchl ein Solo-Album mit nachdenklichen Songs. Aber auch da, sagt er, habe er sich beschnitten. Als die Trackshittaz noch existierten, durfte dort auf keinen Fall ein Party-Song drauf sein. Jetzt, als Wendja, kann der 27-Jährige alles machen, was er will, eben „Poet & Prolet“gleichzeitig sein.
Zerrissen
Die Raps mit Message überwiegen auf dem ComebackAlbum trotzdem. In vielen der Songs kommt die Zerrissenheit durch, die Wendja schon seit jeher begleitet hat.
„Woher das kommt, ist schwer zu sagen. Es könnte schon an dem geografischen Aspekt liegen – mit dem Papa aus Peking und der Mama aus Freistadt. Ich glaube schon, dass so etwas auch in den Genen steckt. Aber ich schwanke oft zwischen stark und schwach, zwischen happy und fast schon depressiv, hab einmal die Meinung und gleich drauf eine andere.“
Auf seine Zerrissenheit zwischen zwei Kulturen spielt Wendja in dem Song „Zeit für Menschlichkeit“an. „Ich bin in Österreich geboren und aufgewachsen, war nur manchmal im Sommer in China. Ich habe auch nicht extrem unter Rassismus gelitten, deshalb halt ein paar Mal eines auf die Schnauze gekriegt. Aber ich dachte deswegen lange, dass meine Zugehörigkeit China ist. Bis ich mit 15 dort war und dort auch als Fremder gesehen wurde. Dann hat mich mein Papa zur Seite genommen und gesagt: ,Du lebst hier, hast hier zu essen, gute Schuldbildung und die Chance auf ein gepflegtes Leben. Darauf kann man schon stolz sein.‘ Da habe ich kapiert, dass ich genau das mache, was die Rassisten auch tun: Nämlich eine Gruppe Menschen – die damals für mich ,blöden Rassisten‘ – komplett abzuwerten, weil sie anders denken als ich.“