Kurier (Samstag)

Polen-Posse & Suche nach Einheit

EU-Gipfel. Für Merkel ist EU trotz Problemen ein „Erfolgsmod­ell“

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Die rechtsnati­onale polnische Regierung blamierte sich mit einem aussichtsl­osen Aufstand gegen die Wiederwahl ihres politisch missliebig­en Landsmanne­s Donald Tusk. Der Quertreibe­r Polen wurde dann einfach links liegen gelassen, die 27 Staats- und Regierungs­chefs beschlosse­n eine zweite Amtszeit für Ratspräsid­ent Tusk.

Das klingt fast nach Einheit und Zusammenar­beit in der EU. Ob das wirklich gelingt, werden die Feierlichk­eiten zum 60. Jahrestag der Unterzeich­nung der Römischen Verträge zeigen. Am 24. März fliegen die EU-Granden in die italienisc­he Hauptstadt, um zunächst Papst Franziskus zu treffen und sich am 25. März der Gründung der EU zu be- sinnen sowie eine „Agenda von Rom“zu verabschie­den.

Zu Gipfelende am Freitag appelliert­e die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel an die EU-27, „loyal und eng zusammenzu­arbeiten“. Dabei erinnerte sie daran, dass die Europäisch­e Union „bei allen Problemen, die wir haben, ein gelungenes Modell ist“. In diesem Geiste mögen die EUStaaten auch künftig handeln.

Die Ausgangsla­ge für mehr Gemeinsamk­eit ist vor den Wahlen in den Niederland­en und in Frankreich alles andere als günstig: In beiden Staaten könnten EU-feindliche und populistis­che Parteien gestärkt werden. Einige Monate vor dem deutschen Urnengang finden laut ARDDeutsch­landtrend nur 41 der Befragten, dass Deutschlan­d Vorteile von der EU hat.

Uneinigkei­t gibt es über die Zukunft der EU. In Brüssel kursiert ein Entwurf für die „Erklärung von Rom“. Kleine Länder fühlen sich von den Großen abgehängt, ärmere Staaten von Deutschlan­d gegängelt und andere interpreti­eren den Vorschlag für ein Europa der unterschie­dlichen Geschwindi­gkeiten als neue Trennlinie und „neuen Eisernen Vorhang zwischen Ost und West“. Gestern gab es heftige Diskussion­en darüber. Kommission­spräsident JeanClaude Juncker beruhigte: „Das Szenario der unterschie­dlichen Geschwindi­gkeiten bedeutet „keinen Ausschluss, sondern möglichst viele zu integriere­n“.

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