Fast Food wie bei Star Trek
Mehr Kunden schneller, besser, gesünder und billiger versorgen
Kein Kellner, keine Kasse, keine Kochmütze zu sehen. Aber der Laden, der vor Kurzem nur einen Steinwurf entfernt vom Weißen Haus in Washington eröffnet hat, brummt zur Mittagszeit wie ein Bienenstock. Dutzende hungrige Regierungsangestellte stehen in dem Restaurant an der Pennsylvania Avenue 1701 vor einer computerisierten Wand von 20 Mikrowellen-ähnlichen Kästen.
Tauchen ihre Namen auf einer Schautafel auf, dauert es nicht mehr lange, bis sich ein digitalter Vorhang hebt und den Blick auf die frisch zubereiteten Speisen in recycelbaren Pappschalen freigibt. Zwei Mal auf die Scheibe tippen, schon stehen die Gerichte zum Verzehr bereit. Frisch, leicht, f leischlos und mit knapp unter sieben Dollar mehr als konkurrenzfähig.
„Eatsa“, so heißt die aus San Francisco an die Ostküste nach New York und in die Hauptstadt herübergeschwappte Hightech-FastFood-Kette, sieht sich als Pionier, um gesunde Nahrung mit möglichst wenig Personal an den Verbraucher zu bringen.
Verkabelte Concierge
Was das heißt, wird schon kurz nach Betreten der futuristisch wie spartanisch eingerichteten Filiale klar. Bedienung? Fehlanzeige. Halt, eine verkabelte „Concierge“steht im Hintergrund, um im Falle eines Falles technische Nachhilfe zu geben. „Wird aber kaum in Anspruch genommen“, sagte eine junge Afroamerikanerin.
An der Wand zeigt eine große elektronische Schau- tafel das übersichtliche Menü aus acht Standard-Gerichten. Daneben warten, ähnlich wie am Flughafen, aus Tablet-Computern bestehende Mini-Terminals auf flinke Fingerspitzen. Das Einchecken geht so: Kreditkarte durchziehen, Gericht wählen oder aus über 50 Zutaten individuell mit jeweiligem Nährstoff- und Kaloriengehalt komponieren, eMailAdresse eingeben, abschicken. Fertig.
Von da an dauert es im maximal zwei, drei Minuten, bis echte Menschen in einem nicht einsehbaren Hinterraum die durchgängig auf Protein-reichem Quinoa-Getreide basierenden Gerichte mit gegrillten Pilzen, Tandoori To- fu, Hummus, Falafeln, gerösteten Yam-Wurzeln und allerlei Gemüse zusammenstellen und in die beleuchteten Boxen legen. Kein langes Anstehen, oder Warten. Nur auf den eigenen Namen auf der Schautafel achten, Klappe öffnen - mitnehmen, essen. Wer’s noch zügiger will, bestellt sein Gericht vorher über eine Smartphone-App.
„Mehr Kunden schneller und billiger mit gutem Essen zu versorgen“, das war die Kern-Idee, sagte Eatsa-Mitgründer Scott Drummond. Quinoa, 5000 Jahre als Grundnahrungsmittel bekannt, ist für den Mann aus dem Silicon Valley die richtige Grundlage: „Die Welt benötigt preiswerte und nach- haltige Alternativen zum Fleisch als Eiweißquelle.“
Kein Robot-Restaurant
Die Vermutung, dass früher oder später wie im legendären „Robot Restaurant“in Kunshan bei Schanghai, bei „Eatsa“tatsächlich Küchenhilfen mit Prozessoren und Festplatten im Kopf die Zutaten mischen und nicht mehr Menschen aus Fleisch und Blut, schieben die Kalifornier noch von sich.
Dabei erkennen Arbeitsweltforscher aus San Francisco den Trend: „Hier wird an Arbeitsabläufen gefeilt, die irgendwann auf die künstliche Intelligenz eines Roboters übertragen werden können.“
Jeff Miller kümmert das heute noch nicht. Der 52-Jährige arbeitet nebenan beim Internationalen Währungsfonds (IWF). „Gesundes, preiswertes Essen zu bekommen, und das schnell, verlässlich und ohne Firlefanz, ist nicht einfach hier in der Gegend.“Eatsa biete „genau das“. Und zwar ohne „belehrende Bio-Romantik“. Dass das Ambiente im Lokal „ein bisschen Star-Trek-Züge hat“, erinnere ihn zudem an seine Kindheit. Wobei Marc, ein Arbeitskollege, schon weiter träumt. „In Star Trek konnten sich Kapitän Jean-Luc Picard und seine Crew am Replikator jede Leckerei vom Computer herstellen lassen.“So weit sind sie bei „Eatsa“doch noch nicht.