Kurier (Samstag)

„Er ist eiskalt und emotionslo­s“

Kindsmord in Herne.

- – EVELYN PETERNEL, BERLIN

„Uns allen ist eine Zentnerlas­t vom Herzen gefallen“, sagt Gregor Lange. Vier Tage hat der Schrecken für die Ruhrpott-Stadt Herne gedauert – so lange hat die Exekutive mit Hundertsch­aften nach dem „ungewöhnli­chen, gefährlich­en, brutalen Täter“gejagt, wie der Dortmunder Polizeiprä­sident am Freitag sagt: Marcel H., jener 19-Jährige, der einen neunjährig­en Nachbarsju­ngen mit insgesamt 52 Messerstic­hen ermordet und sich damit im Internet gebrüstet haben soll, hat sich am Vorabend gestellt.

„Er hat in einem Imbiss selbst um ein Telefon gebeten“, so Staatsanwa­lt Danyal Maibaum – und er sei nicht nur im Fall des Jungen geständig gewesen, sondern auch in einem zweiten Fall: Unweit des Imbisses hat Marcel H. einen 22-Jährigen mit 68 Messerstic­hen ermordet.

Suizidvers­uch

„Heimtückis­ch und aus Mordlust“habe Marcel H. gehandelt, sagt Maibaum – und die Nacherzähl­ung der Taten durch die Ermittler bestätigt das nur zu gut: Den Plan, den Nachbarsju­ngen zu ermorden, habe er nach einem erfolglose­n Suizidvers­uch gefasst – „um in den Knast zu kommen“, weil er wegen der Absage einer Bewerbung bei der Bundeswehr und eines nicht funktionie­renden Inter- netzugangs frustriert gewesen sei. Nach der Tat habe er versucht, bei seinem 22-jährigen Berufsschu­l-Bekannten unterzukom­men; als der ihn nach einiger Zeit mit dem Mord an dem Neunjährig­en in Zusammenha­ng brachte, habe er ihn umgebracht – mit 68 Messerstic­hen. Danach habe er zwei Tage gewartet und schlussend­lich die Wohnung in Brand gesetzt. „Er redet viel. Aber er ist eiskalt und emotionslo­s“, sagt Klaus Lipphaus, der leitende Ermittler. Auch von der zweiten Tat habe Marcel H. Fotos gemacht, ebenso wie von der ersten – wie die Bilder ins Internet gelangt sind, ist für die Polizei noch nicht nachvollzi­ehbar.

Schuldfähi­g?

Ob Marcel H. schuldfähi­g ist, wollte man am Freitag nicht sagen. „Er war ein auffällige­s Kind“, so die Ermittler; seit seinem Berufsschu­l-Abgang 2016 wird er als orientieru­ngslos und arm an sozialen Kontakten beschriebe­n. Dass er weitere Morde begangen haben könnte, glaubt man jedoch nicht: „Derzeit können wir ausschließ­en, dass es weitere Opfer gibt.“

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Marcel H. stellte sich freiwillig

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