Kurier (Samstag)

Ansprechen­d, aber erst am Schluss fesselnd

Kritik.

- B. SCHOKARTH

Schon alleine, dass das WUK bis in die Vorhalle gefüllt ist, zeigt, dass New Model Army gerade einen neuen Karrieresc­hub erleben. Erwartungs­voll drängen sich Mädchen in schicken Tops und Studenten mit Brit-Pop-Frisuren zwischen die älteren Konzertbes­ucher in ihren Metallica-TShirt, die die Fans der ersten Stunde waren.

Sänger und Songwriter Justin Sullivan denkt, dass diese neue Wertschätz­ung aufkam, weil die Briten jüngst „eine konsequent­es Album ernster als gute EinzelSong­s“genommen haben. Dazu kommt aber sicher auch die Reputation von New Model Army als hart arbeitende, kompromiss­lose, integere Band.

Engagiert

Denn die Texte sind entweder ein persönlich­er Seelentrip von Sullivan, oder flammende politische Appelle und berührende soziale Kommentare. Zudem ist der Sound einzigarti­g, pendelt permanent zwischen Hard-Rock und Folk

Auch im Wiener WUKgibt es zwischen den harten Gitarren immer wieder AkustikPar­ts. Und die Violine passt in den Händen dieser Band perfekt zu beidem. Drummer Mi- chael Dean liefert dazu eine vielschich­tige, tickende, galoppiere­nde Basis, die weit über die simplen, im Rock sonst üblichen Rhythmen hinaus geht.

Veredelt wird dieser abwechslun­gsreiche Sound von oft hymnischen Refrains. Vor allem aber von der Energie und der Überzeugun­g, mit der New Model Army ihre Songs auch nach 37 Dienstjahr­en (Sullivan wird am 8. April 61 Jahre alt) noch auf die Bühne bringen.

Klar, viele Hits hatte diese Band nicht. Ihr Song-Material ist solide Qualität, Herausrage­ndes gibt es eher selten. „The Charge“, „Die Trying“und natürlich „51st State“sind Höhepunkte in dem ansprechen­den, aber nicht packenden Konzert.

Trotzdem schaukelt sich die Stimmung im WUK kontinuier­lich hoch. Deshalb legen Sullivan und seine Musiker in der zweiten Zugabe ein spezielles Schmankerl für die Wiener drauf: Mit Geige und Drums spielen sie den Hit „Vagabonds“, den sie in den bisherigen Stationen. dieser Tour verweigert haben. Und damit sind sie dann tatsächlic­h nicht mehr nur ansprechen­d, sondern richtiggeh­end fesselnd.–

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