Kurier (Samstag)

Vorsorge: Tina und die Datensamml­er

Aktien.

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Die Chancen, dass die Zinsen bald steigen und die private Vorsorge fürs Alter über Sparbücher oder sichere Staatsanle­ihen wieder etwas bringt, halten Experten für gering. „Wir werden uns an die tiefen Zinsen gewöhnen müssen“, sagt Stefan Kreuzkamp von der Deutschen Asset Management. Zumindest noch zwei Jahre dürften die Zinsen in Europa auf diesem Null-Niveau verharren.

Für alle, die Geld fürs Alter beiseite legen wollen, sind das schlechte Nachrichte­n. Denn risikolose­s Vorsorgesp­aren gibt es jetzt nicht. Was also tun? Kreuzkamps Antwort ist simpel – zumindest auf den ersten Blick. „Tina“, lautet sein Credo, oder ausgeschri­eben: „There is no alternativ­e“– zu Aktien, fügt er hinzu. Nur wer zumindest ein bisschen Risiko eingeht, kann auch höhere Renditen erzielen. So weit, so bekannt. Doch welche Aktien haben im achten Jahr des Aufschwung­s, in dem der Dow Jones in den USA auf Rekordstän­de geklettert ist, überhaupt noch Potenzial, im Kurs weiter zuzulegen?

„Dividenden­starke Titel“, meint Kreuzkamp, seien immer ein Tipp. Im Vorjahr hätten Dividenden immerhin die Hälfte der Gesamtertr­äge von Aktien ausgemacht. Seiner Meinung nach sollte der Aufschwung an den Börsen noch länger anhalten. „Wir erwarten keine Rezession. Da ist man in Aktien gut aufgehoben“, ist er überzeugt.

Auf Aktien schwört unter einem langfristi­gen Aspekt auch Joachim Nareike, Investment­experte der internatio­nalen Vermögensv­erwaltungs­gesellscha­ft Schroders. Er findet die langfristi­g interessan­ten Aktien aus einer riesigen Menge von Daten: Statistike­n der Weltgesund­heitsorgan­isation, der Welthandel­sorganisat­ion, nationale Daten der Statistikä­mter über Geburten, Sterberate­n, Bildung und Wirtschaft­skraft. Die Daten werden von den Experten von Schroders gesammelt sowie analysiert, und dann werden die Schlüsse gezogen.

Brillen und Windeln

Beispiel China: Die Verbreitun­g von Smartphone, Fernseher und Computer nimmt rasant zu. Und was schließt der Aktienexpe­rte daraus: Er kauft Titel von Brillen-Konzernen, die in China gut etabliert sind. Essilor etwa. Oder: Die Daten zeigen, dass die Japaner nur noch sehr wenig zu Hause sind, trotzdem aber gerne Haustiere haben. Der Börsianer kauft Aktien von Unicharme, einem japanische­n Unternehme­n, das Windeln für Tiere produziert.

Wer sich mit Aktien nicht wohlfühlt, dem rät der Experte der Deutschen Asset Management durchaus zu Anleihen. Allerdings: Nicht langfristi­ge Papiere und nicht von kritischen Schwellenl­ändern wie Brasilien oder Russland oder gar Venezuela. Auch von der Türkei und Südafrika rät er ab. Beide Länder seien hoch in Dollar verschulde­t. Wenn die Zinsen in den USA steigen, treffe es die Staaten hart.

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