Kurier (Samstag)

IS-Terrorverd­ächtiger bedachte Allah in seinem Vermächtni­s

St. Pölten.

- VON PATRICK WAMMERL UND MATTHIAS HOFER

Dass ausgerechn­et der islamische Gebetsraum eines Spitals zum Treffpunkt für IS-Terrorverd­ächtige geworden ist, sorgt bei den Verantwort­lichen für großes Unbehagen. Wie vom KURIER berichtet, stehen sechs Festgenomm­ene im Verdacht, im Gebetsraum der Uni-Klinik St. Pölten „konspirati­v“tätig geworden zu sein und Gefolgsleu­te für den „Jihad“rekrutiert zu haben. Emmanuel M., Islam und Imam A., Argjend G. sowie Arsuo M. sind zwischen 17 und 23 Jahre alt. Sie stammen aus Tschetsche­nien oder Mazedonien und sind zum Teil erst vor einigen Jahren in Österreich zum Islam konvertier­t.

Moschee

Am 6. Dezember 2016 bekam das Landesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g Hinweise, dass junge Männer aus St. Pölten Radikalisi­erungsund Rekrutieru­ngsversuch­e für den Islamische­n Staat vornehmen. Sie seien in einer Moschee durch „salafistis­ch extremisti­sches Gedankengu­t“aufgefalle­n. Deshalb hätten sich die Verdächtig­en auch in den ruhigeren Gebetsraum der Uni-Klinik zurückgezo­gen, so die Polizei.

Als bekannt wurde, dass Emmanuel M. seine Ausreise nach Syrien plante und Komplizen für einen Überfall auf ein Waffengesc­häft in St. Pölten suchte, schlug die Cobra zu und nahm alle Verdächtig­en fest. Bei der Hausdurchs­uchung wurden auf Computern und Handys einschlägi­ge IS-Propaganda und radikale Predigten – beispielsw­eise des deutschen Salafisten Pierre Vogel gefunden. Während einer der Hausdurchs­uchungen fiel den Beamten Brisantes in die Hände: Es klingelte an der Türe und ein Zusteller brachte ein 25 Kilo schweres Paket, adressiert an einen der Festgenomm­enen. Darin waren einschlägi­ge radikale Bücher.

Die Polizei fand bei Emmanuel M. auch ein schriftlic­hes Vermächtni­s. Vermutlich für den Fall, dass er aus Syrien nicht mehr zurück- kehre: „Ich möchte das mein Besitz größtentei­ls für Allahs Wohlgefall­en ausgegeben wird“. Viel an Vermögen ist aber nicht da: Freunden zufolge hatte er 1000 Euro für die Reise nach Syrien, weitere 1000 benötigte er noch. Sollten seine Eltern die Reise nicht akzeptiere­n, wollte er sie töten, so ein Zeuge.

Der für die Spitäler politisch zuständige ÖVP-Landesrat Karl Wilfing wollte sich am Freitag nicht zu den Vorfällen äußern. Parteimana­ger Bernhard Ebner fand aber deutlich Worte: „Jedwede Art von Radikalisi­erungen hat bei uns in Niederöste­rreich keinen Platz. Wir haben uns den friedliche­n Gedanken über 70 Jahre aufgebaut und das friedliche Zusammenle­ben steht bei uns an oberster Stelle. Wer auch nur ansatzweis­e versucht das in irgendeine­r Weise zu gefährden, der hat bei uns nichts verloren.“

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Die Polizei versucht herauszufi­nden, was die Männer im Gebetsraum des Spitals geplant haben
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