Das Futtern von Bananen als gemeinsamer Nenner zweier Monologe
Kritik. Wiewohl Peter Radtke, Schauspieler mit Glaskrankheit, einst als Affe Rotpeter in seinen Bann zog: „Ein Bericht für eine Akademie“von Franz Kafka ist kaum ein abendfüllendes Stück. Ähnliches gilt auch für den Einakter „Das letzte Band“von Samuel Beckett. In der Inszenierung von Jossi Wieler bei den Salzburger Festspielen 2009 wurde der Monolog des alten Krapp daher um eine Art „Echo“, geschrieben von Peter Handke, ergänzt.
Frédéric Lion, der Leiter des Theaters Nestroyhof Hamakom, kombinierte nun das Beckett-Stück mit dem Kafka-Text zu einer „Double Feature Show“. Die Ausgangssituation ist ja mehr oder weniger die gleiche: Rotpeter wie Krapp blicken zurück und rufen Erinnerungen wach.
Doch die bloße Addition führt zu keinen neuen oder überraschenden Erkenntnissen. Der 90 Minuten lange Abend dient ausschließlich dazu, dem wunderbaren Charakterdarsteller Michael Gruner, der zuvor in Robert Schindels „Dunkelstein“brillierte, eine Bühne zu geben.
Der erste Teil gelingt auch hervorragend. Eingerahmt ist „Ein Bericht für eine Aka- demie“von Szenen aus Hollywood-Klassikern, die metaphorisch für das Schicksal des dressierten Affen stehen: Auch Rotpeter wird – wie „King Kong“– gefangen genommen und zur Schau gestellt; zum Schluss ist er eine Kreatur – wie das Monster aus „Frankenstein“. Ganz aber kann er, Star des Varietés, seine Identität und Affennatur nicht leugnen: Zwischendurch entfährt Gruner ein Kreischlaut, er verfällt tänzelnd in den Schimpansen-Gang und zupft sich einen Floh aus dem Fell. Zudem futtert er eine Banane.
Ein netter Anknüpfungspunkt, denn Beckett lässt seinen Helden Krapp gleich mehrere verspeisen. Doch Lion ist bloß bemüht, den Anweisungen des Dramatikers Folge zu leisten. Also hantiert Gruner mit einer echten Tonbandmaschine. Insgesamt ziemlich ernüchternd.