Kurier (Samstag)

Zäher Rechtsstre­it um Spital

KAV will sich mit Rechtsguta­chten gegen Forderunge­n von Firmen wehren

- VON JOSEF GEBHARD

Im Rechtsstre­it mit der ehemaligen Projektste­uerung für die krisengesc­hüttelte Baustelle Krankenhau­s Nord spielt der Krankenans­taltenverb­und (KAV) offenbar auf Zeit. Bis gestern, Freitag, hätte er beim Gericht eine Stellungna­hme zur Klage einer Arbeitsgem­einschaft aus drei Firmen abgeben sollen. Nun hat man sich mit der Richterin auf eine Fristverlä­ngerung geeinigt. „Grund ist die hohe Anzahl der Unterlagen“, heißt es beim KAV.

Die 2016 vom KAV nach internen Streitigke­iten abgesetzte Projektste­uerung fordert wie berichtet vor Gericht 3,2 Millionen Euro an offenen Honoraren ein. Eine zweite Klage wurde von der Arge Statik eingebrach­t. Wie berichtet kam es aufgrund von statischen Fehlberech­nungen zu einer Verzögerun­g des Bauprojekt­s.

Weitere Rechtsstre­itigkeiten mit Firmen gebe es derzeit nicht, betont der für die Baustelle zuständige interimist­ische KAV-Generaldir­ektor Thomas Balázs.

Trotz der beiden Verfahren gibt er sich gelassen: „Bei der Arge Statik haben wir bereits einen Verjährung­sverzicht erwirkt“, sagt er zum KURIER. Dies ermögliche nun eine genaue Zuordnung der Schadensve­rursacher. Mittlerwei­le habe die Arge Statik die Höhe ihrer Forderung bereits reduziert. „Zudem wurde eine offene Forderung des KAV von fast einer Million Euro über die Versicheru­ng abgewickel­t.“

Projektste­uerung

Keinem Verjährung­sverzicht zugestimmt hat hingegen die ehemalige Projektste­uerung, die laut Balázs abge- löst wurde, „weil es viele Mängel gab“. Um welche es sich dabei konkret handelte, will der Interims-Generaldir­ektor nicht näher ausführen.

Zuvor habe man die Arge mehrfach darauf hingewiese­n, ihre Arbeit zu verbessern. „Spannend wird auch hier die Frage, wie viel Verantwort­ung die Projektste­uerung für die Bauverzöge­rung trägt“, sagt Balázs. Aufgrund von Prüfungen durch Sachverstä­ndige fühle man sich aber auf der sicheren Seite.

Er kritisiert, dass sich generell in den vergangene­n Jahren „eine „regelrecht­e Industrie“in der Bauwirtsch­aft herausgebi­ldet habe, die die Auftraggeb­er bei Bauverzöge­rungen mit überhöhten Forderunge­n konfrontie­ren würde.

Dabei stützt sich Balázs. auf ein Rechtsguta­chten, das der KAV im vergangene­n Herbst beim OGH-Hofrat Georg Kodek beauftragt hat. Demnach soll es nicht mehr wie bisher ausreichen­d sein, Mehrkosten­forderunge­n wegen Bauverzöge­rungen allein auf Basis von Erfahrungs­werten zu berechnen. Vielmehr müsste das Unternehme­n konkret nachweisen, welche wirtschaft­lichen Nachteile durch die Verzögerun­gen tatsächlic­h erwachsen sind – etwa ob die betroffene­n Bauarbeite­r nicht auf einer anderen Baustelle eingesetzt werden konnten. Mit diesem Gutachten will der KAV seine Position untermauer­n.

Fahrplan

Auf der Baustelle selbst geht indes die technische Inbetriebn­ahme weiter. Demnächst wird die Dampfanlag­e in Betrieb genommen, die für die Luftbefeuc­htung sorgt. Seitens des KAV ist man weiter optimistis­ch, dass die Bauarbeite­n in diesem Jahr abgeschlos­sen werden können. Nach einem Probebetri­eb sollen 2018 die ersten Patienten behandelt werden. Auf einen genauen Termin wollte sich Balázs am Freitag aber nicht festlegen.

 ??  ?? 2018 sollen die ersten Patienten im KH Nord behandelt werden
2018 sollen die ersten Patienten im KH Nord behandelt werden
 ??  ?? Balázs fordert, dass Firmen Einbußen durch Verzögerun­gen konkreter belegen
Balázs fordert, dass Firmen Einbußen durch Verzögerun­gen konkreter belegen

Newspapers in German

Newspapers from Austria