Kurier (Samstag)

ÖVP- Kopf: „EU-Präsidents­chaft bei Wahltermin berücksich­tigen“

Der Zweite Nationalra­tspräsiden­t Kopf rügt taktisches Vorverlege­n von Wahlen. Den EU-Vorsitz hält er aber für einen legitimen Grund für eine Wahlversch­iebung.

- VON DANIELA KITTNER

Der Zweite Nationalra­tspräsiden­t Karlheinz Kopf (ÖVP) beurteilt die Debatte über eine Wahlvorver­legung zwiespälti­g. „In Österreich ist man zu leichtfert­ig mit der vorzeitige­n Beendigung von Legislatur­perioden. Seit ich im Parlament bin, wurde jede zweite Periode vorzeitig beendet. Das scheint mir ein bisschen viel“, sagt Kopf.

Auf den Einwand, dass seine Fraktion, die ÖVP, mehrfach treibende Kraft hinter Neuwahlen war, hält Kopf seine Kritik aufrecht: „Allzu oft spielen taktische Überlegung­en eine Rolle bei Neuwahlen, und allzu selten ging diese Taktik auf.“

Kopf räumt allerdings ein, dass „Situatione­n entstehen können, in denen vorzeitige Wahlen nötig sind“. Ob die EU-Präsidents­chaft eine sol- che Situation sei? Kopf: „EUPräsiden­tschaften bedeuten eine besondere Kraftanstr­engung für Regierung, Parlament und Verwaltung. Darauf sollte beim Festlegen von Wahltermin­en Rücksicht genommen werden. Das Zusammentr­effen der österreich­ischen Präsidents­chaft mit dem regulären Nationalra­tswahlterm­in ist ja erst durch den Brexit entstanden, weil die Briten aus der EU-VorsitzRot­ation ausscheide­n.“

„Kein Beinbruch“

Zur Beschneidu­ng der Rechte des Bundespräs­identen in der Verfassung sagt Kopf: „Ich habe persönlich immer nur jene Kompetenz hinterfrag­t, wonach der Bundespräs­ident über Antrag der Bundesregi­erung den Nationalra­t auflösen kann. Das schien mir diskussion­swürdig. Ein Blick in die Nachkriegs­geschichte zeigt aber, dass dieses Recht nie angewandt wurde undein Notrecht ist, wenn es gar nicht anders gehen sollte.“

Angesichts der weit auseinande­rliegenden Positionen der Parteien glaubt Kopf ohnehin nicht an eine Einigung. Kopf: „Wenn nichts rauskommt, ist das kein Beinbruch. Eine Änderung der Bundespräs­identen-Kompetenze­n ist nicht dringlich.“

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Karlheinz Kopf kritisiert Neuwahlen aus taktischem Kalkül

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