Kurier (Samstag)

Grenzenlos­e Polizeiarb­eit dank einer österreich­ischen Initiative

Westbalkan.

- – W. THEURETSBA­CHER, SARAJEVO

Die Meldung vom Zwischenfa­ll in Schweden platzte mitten in eine Antiterror­konferenz in Sarajevo, an der 21 Innen- und Außenminis­ter von 14 Staaten und internatio­nalen Organisati­onen teilnahmen. Sie waren einer Einladung des österreich­ischen Innenminis­ters Wolfgang Sobotka und dessen bosnischen Amtskolleg­en Igor Crnadak gefolgt.

Die Ehre wurde Sobotka zuteil, weil Österreich eine führende Rolle bei der Entstehung eines Sicherheit­sverbundes in Mittel- und Südosteuro­pa spielt. Was entsteht, beschrieb der kroatische Innenminis­ter Vlaho Orepić: „Staaten, die unterschie­dli- cher nicht sein könnten, bilden einen einheitlic­hen Sicherheit­sraum.“Gemeint sind einerseits EU-Staaten wie Österreich oder Kroatien (siehe Grafik). Eingebunde­n sind aber auch EU-Nicht-Mitglieder, wie Bosnien-Herzegowin­a, Albanien, Montenegro, die aber eine EU-Mitgliedsc­haft anstreben. Und Staaten, die derzeit keine Chance auf einen EU-Beitritt haben – der Kosovo und Mazedonien – sind auch dabei.

EU-Nichtmitgl­ieder

Beim Kampf gegen den Terror dürfen aber diese Unterschie­de keine Rolle spielen. Zumindest bei der Polizeiarb­eit gehören auch EU-Nicht- mitglieder eingebunde­n, denn die Polizei lebt vom raschen Datenausta­usch.

Der Anstoß dafür kam vom „Forum Salzburg“. Eine österreich­ische Erfindung, in der die EU-Staaten Österreich, Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien, Slowakei und Slowenien über bilaterale Verträge ihre Polizeiarb­eit verbessert­en. Seit auch die Westbalkan­staaten im Boot sind, haben die Grenzen zumindest für die Polizei keine Bedeutung mehr. Wie es funktionie­rt, zeigt die Zerschlagu­ng einer bosnisch-österreich­ischen IS-Zelle, die seit dem Jahr 2014 läuft. In Sarajevo ist ein österreich­i- scher Polizeiatt­aché stationier­t, der für den Datenausta­usch sorgt. Die bosnische Polizeiein­heit SIPA zerschlug die berüchtigt­en „Terrordörf­er“, und in Österreich wanderte ein Haupttäter für (nicht rechtskräf­tige) 20 Jahre hinter Gitter.

Für ÖVP-Innenminis­ter Sobotka ist es aber mit der reinen Polizeiarb­eit noch nicht getan. Die Mitgliedst­aaten müssten auch alle sozialpoli­tischen Maßnahmen umsetzen, die zur Prävention und zur Deradikali­sierung notwendig sind. Die Konferenz war ein weiterer Schritt in diese Richtung.

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