Moskau hat Schlüsselrolle in Syrien
Interview. US-Politologe Davis über Konsequenzen des US-Luftschlags
Der US-Politologe James Davis hat die US-Regierung und die deutsche Kanzlerin Merkel in sicherheitspolitischen Fragen beraten. Der KURIER sprach mit dem Experten für transatlantische Beziehungen, der derzeit an der Schweizer Eliteuni St.Gallen unterrichtet über ... ... Trumps Entscheidung: Der US-Präsident hat sich für den einzigen Schritt entschieden, der ohne Risiko möglich war, also ohne US-Soldaten zu gefährden, oder eine Reaktion der Russen zu provozieren. Das Ganze hat vor allem als Geste Bedeutung, hat aber vorerst keine militärischen Konsequenzen. ... weitere US-Aktionen: Trump redet und handelt oft schneller als er denkt, er ist daher schwer einzuschätzen. Realistisch betrachtet wäre aber jeder weitere Schritt sehr schwierig. Es soll Pläne geben, im Norden Syriens USSpezialeinheiten einzusetzen, um eine Sicherheitszone für Flüchtlinge zu schaffen. Doch erstens haben die meisten Menschen das Land ohnehin schon verlassen und zweitens ist ein gezielter USEinsatz in diesem komplexen Krieg mit der Unübersichtlichkeit seiner Fronten und Bündnisse schwer kalkulierbar. Den großflächigen Einsatz von Bodentruppen in Syrien würde der US-Kongress derzeit nicht genehmigen. ... die Rolle Russlands: Moskau hat die Schlüsselrolle in Syrien. Es beherrscht den Luftraum und deckt Assad den Rücken. Jede größere USMilitäraktion könnte einen Konflikt mit Russland provozieren. Eine politische Einigung und damit eine mögliche Friedenslösung geht nur in Kooperation mit Russland. Von Moskau hängt es ab, ob Assad steht oder fällt. Die USRegierung kommt an den Russen als Gesprächspartner derzeit nicht vorbei. In der gesamten westlichen Welt wurde die US-Militäraktion positiv aufgenommen. So stellten sich etwa die deutsche Kanzlerin Merkel und der französische Präsident Hollande klar hinter Trump und wiesen die Verantwortung für den Angriff dem Assad-Regime zu. Dessen Gräueltaten ließen es nicht zu, untätig zu bleiben. Ähnlich auch NATO-Generalsekretär Stoltenberg, der ebenfalls fix davon ausgeht, dass Assads Luftwaffe das Giftgas tatsächlich eingesetzt hat. EU-Ratspräsident Tusk nannte die Aktion der US-Streitkräfte sogar eine Demonstration der Entschlossenheit, die angesichts der Barbarei Assads nötig sei. Etwas skeptischer lediglich der deutsche Außenminister Gabriel, er mahnte zumindest neue Bemühungen um Frieden in Syrien ein.