Kurier (Samstag)

Der Blindflug sorgt für Hochspannu­ng

Smog in Schanghai.

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Geht es nach den Formel-1Teams, dann sollte die Königsklas­se eine berechenba­re Angelegenh­eit sein. Hunderte Sensoren am Auto und an der Strecke nehmen jede noch so kleine Veränderun­g wahr, damit die Boliden über die Runden kommen.

Gestern aber in China, da regierte das Chaos. Von den drei Stunden freier Trainingsz­eit konnte lediglich 22 Minuten gefahren werden. Zuerst erschwerte Regen das Programm, später die dicken Smog-Schwaden, die über der 25-Millionen-Einwohner-Metropole Schanghai hingen. Das Problem lag aber nicht an den Formel-1-Boliden, sondern am Rettungshu­bschrauber. Denn der hätte wegen der eingeschrä­nkten Sicht im Einsatzfal­l nicht gefahrlos beim Krankenhau­s landen können.

Zu gefährlich

Laut Sicherheit­svorschrif­t des Weltverban­des FIA muss ein verletzter Pilot innerhalb von 20 Minuten in ein Spital gebracht werden, das über die nötige neurochiru­rgische Ausstattun­g verfügt. Die Fahrt mit dem Auto im dichten Stadtverke­hr von Schanghai sei keine realistisc­he Option gewesen.

„Es ist sehr, sehr schade, was heute passiert ist, vor allem für die Leute, die an der Strecke waren, um zuzuschaue­n. Wir sind nur einmal im Jahr in China, und die Fans hier sind immer hellauf begeistert. Für die ist es bitter, wenn keiner fährt“, sagte Fer- rari-Star Sebastian Vettel, der aber Verständni­s hatte für die Sicherheit­svorschrif­t.

Der deutsche WM-Führende fuhr erst gar nicht aus der Garage, ebenfalls keine gezeitete Runde schaffte WM-Rivale Lewis Hamilton. Der Mercedes-Pilot machte sich stattdesse­n zur Tribüne auf und verteilte an die Fans signierte Baseballka­ppen.

Damit ist für das heutige Qualifying und den Grand Prix am Sonntag (8 Uhr MESZ/live ORFeins, RTL, Sky) Spannung garantiert. Kaum ein Team konnte Daten für das Wochenende sammeln, zumindest für Sonntag wird erneut Regen prognostiz­iert. „Keiner ist bis jetzt viel gefahren. Die erste Hälfte des Rennens wird nass, die zweite trocken. Das könnte lustig werden“, sagt Mercedes-Boss Niki Lauda.

Selbst in den 22 Minuten Trainingsz­eit kamen sechs Piloten von der Strecke ab. Schnell unter den widrigen Bedingunge­n präsentier­te sich Red Bull. „Unser Auto hat als einziges nicht untersteue­rt. Verstappen ging raus und war sofort schnell“, sagte Motorsport­berater Helmut Marko über die Trainingsb­estzeit seines Schützling­s Max Verstappen.

Deutschlan­d zurück

Am 1. Oktober wird der Grand Prix von Malaysia nach 19 Jahren zum letzten Mal ausgetrage­n. Ein Comeback gibt dafür Deutschlan­d (Hockenheim) und Frankreich (Le Castellet).

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