2300 Capitals-Fans sorgten für den absoluten Kagrahnsinn
Die Albert-Schultz-Halle wurde gestern zum Tollhaus, auf einer Leinwand verfolgte man den Triumph
Es ist 22.47 Uhr in Wien-Kagran. Kurz hob sich das Dach von der Albert-Schultz-Halle – die Capitals-Fans tobten, ballten die Fäuste, fielen einander in die Arme, schrien sich zwölf Jahre Sehnsucht von der Seele. Endlich wieder Meister! „Oh wie ist das schön“, grölten sie völlig aufgelöst und erlöst. Einige hüpften über die Bande und tanzten auf dem Eis.
Capitals-Fans sind schon ein eigenes Volk. Da spielen ihre Helden gar nicht in Kagran, und sie kommen dennoch in die Halle, um auf eine Leinwand zu starren. Public Indoor Viewing nannte sich der Event, der 2300 Fans anlockte. Das Aufwärmen fand im Fanshop statt, der regelrecht gestürmt wurde. Ein Bub, dem Leiberl zu schließen Rotter sein Name, bedeutete seinem Vater, welche Artikel er zu kaufen hatte. Schal, T-Shirt, Kappe, das ganze Programm eben. Es ist ja nicht alle Tage Finale.
Hallensprecher Gerald Berger stimmte die volle Nordtribüne auf die vierte Finalpartie im fernen Klagenfurt ein: „Mit der Nummer 21 Riley!“Das Publikum antwortete artig: „Holzapfel!“Untermalt wurde alles mit Bildern vom dritten Sieg. Aus den Boxen dröhnte „Thunderstruck“von AC/DC. Spä- testens jetzt standen alle unter Strom. Es konnte losgehen. Und wie, beim 0:1 fiel einem Mann mit Fraser-Trikot die Wurstsemmel samt Gurkerl aus dem Mund. „Ausgleich“, forderten die daheimgebliebenen Caps. Als hätte man sie 330 Kilometer weiter südlich gehört. Denn wenig später bejubelten sie auch frenetisch das 1:1, da- nach tobten sie bei der Führung. „Heit werma Masta“, meinte ein ziemlich weiblicher und ziemlich blonder Philippe Lakos im feinsten Wienerisch.
Man feuerte an, klatschte, stimmte Gesänge an, als würde das Spiel auf Kagraner Eis stattfinden. Nach dem 3:2 ging es in die letzte Pause. Bier holen, den Tank für den Schlusssprint auffüllen. Auch einige Spielerfrauen atmeten noch einmal durch, nur die Spielerkinder schenkten dem Spiel keine Beachtung, sie liefen im VIP-Klub lieber um die Wette.
Countdown
Dann wechselten Vorfreude und Bangen im Minutentakt. „Wir werden Meister“, schrien die Fans wenige Minuten vor dem Ende. Recht sollten sie behalten. Die letzten Spielsekunden zählte man im Kollektiv hinunter. Der Final Countdown bis zur ultimativen Ekstase. Aus, vorbei, Meister. Mit den Mobiltelefonen wurden Fotos und Videos gemacht, von allen Seite blitzte es.
Mit Tränen in den Augen schauten die meisten auf die Leinwand, verfolgten den Jubel in Klagenfurt und bejubelten dabei ihre Helden.
Capitalismus pur!