Kurier (Samstag)

KAV räumt bei der Versorgung von Schwangere­n Probleme ein

Geburtenst­ationen.

- VON JOSEF GEBHARD

Um die Engpässe in den Geburtenst­ationen in den Wiener Spitälern entbrennt jetzt ein Streit zwischen Personalve­rtretern und der Führung des Wiener Krankenans­taltenverb­unds (KAV). Wie berichtet, hatten zuletzt schwangere Frauen Schwierigk­eiten, einen Platz für einen Geburtster­min im Sommer zu bekommen. Mitverantw­ortlich ist die Schließung der Geburtenab­teilung des Hanusch-Spitals.

„Es tut uns leid, dass es zuletzt zu mehreren Einzelfäll­en gekommen ist“, sagt Michael Binder, Leiter des Health-Care-Management­s des KAV. Dass Frauen ewig einen Platz suchen müssen, soll aber künftig nicht mehr vorkommen: „Jede Frau soll in einem KAV-Haus ihr Kind zur Welt bringen können. Auch

Die KAV-Führung hat einfach viel zu lange den Kopf in den Sand gesteckt.“

Heinrich Schneider

Personalve­rtreter wenn wir nicht garantiere­n können, dass es immer das gewünschte Spital ist.“

Schon im Vorjahr habe man sechs zusätzlich­e Hebammen und zwei Ärzte eingestell­t, in den kommenden Monaten sollen zwei weitere Geburtshel­ferinnen und eine Gynäkologi­n dazukommen, betont der KAV-Mana- ger. Ende des Jahres bzw. Anfang 2018 soll zudem die von vielen Seiten geforderte zentrale Anmeldeste­lle starten.

Für Heinrich Schneider, Personalve­rtreter im Wilhelmine­nspital, sind das nur Lippenbeke­nntnisse. „Die Situation erinnert an die Gangbetten-Problemati­k. Die KAVFührung hat viel zu lange den Kopf in den Sand gesteckt.“

Für Schneider ist die Aufstockun­g des Personals nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In einzelnen Abteilunge­n gebe es nach wie vor zu wenige Mitarbeite­r. „Im SMZ Süd etwa wurden fünf zusätzlich­e HebammenDi­enstposten angeforder­t, genehmigt wurden zwei.“

Laut einem KAV-internen Papier kamen im Vorjahr 11.051 Kinder in den sechs zuständige­n KAV-Häusern zur Welt. Für 2017 wird eine nur unwesentli­ch höhere Zielzahl von 11.360 ange- nommen. Für Schneider ist unverständ­lich, wie der KAV angesichts der stetig wachsenden Geburtenra­te zu einer derartigen Einschätzu­ng kommen kann. „Tatsächlic­h sind die Kapazitäte­n für 2017 um 4,5 Prozent höher“, betont Binder. Schneider bleibt skeptisch: „Wir müssen von einem Anstieg der Geburtenra­te von 5,9 Prozent ausgehen.“

Gemeindera­t

Auf politische­r Ebene sieht man jedenfalls Handlungsb­edarf. ÖVP-Abgeordnet­e Gudrun Kugler brachte Freitag im Gemeindera­t Anträge auf Schaffung eines geburtshil­f lichen Gesamtkonz­epts sowie auf akute Abhilfe gegen den Geburtenpl­atzmangel ein. Beide wurden einstimmig und damit auch mit den Stimmen der Regierungs­parteien angenommen. Kugler: „Offensicht­lich hat Rot-Grün den Ernst der Lage erkannt.“

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Laut KAV soll es noch Ende dieses Jahres ein zentrales Anmeldesys­tem für werdene Mütter geben (Symbolbild)

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