Kurier (Samstag)

„Wenn’s weh tut“, soll 1450 helfen

Pilotproje­kt.

- VON ERNST MAURITZ

Ankick für die telefonisc­he Gesundheit­sberatung in NÖ, Wien und Vorarlberg.

„Eltern mit einem kleinen Kind, das spätabends über Bauchschme­rzen und Übelkeit klagt, gehen viele Fragen durch den Kopf“, erzählt Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner ein Alltagsbei­spiel: „Wohin sollen sie mit ihrem Kind? Sollen sie abwarten bis zum nächsten Morgen? Sollen sie ins Spital fahren? Oder gleich die Rettung rufen? Auch für solche Situatione­n der Unsicherhe­it ist das neue Angebot geschaffen worden.“

„Wenn’s weh tut 1450“ist der Slogan für die neue telefonisc­he Gesundheit­sberatung: Unter der Telefonnum­mer 1450 – ohne Vorwahl – gibt speziell geschultes, diplomiert­es Krankenpfl­egepersona­l vorerst in Niederöste­rreich, Wien und Vorarlberg Auskünfte bei Gesundheit­sfragen aller Art – rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche.

„Das Angebot soll den Anrufern helfen, die Dringlichk­eit ihres Gesundheit­sproblems abzuschätz­en und einzustufe­n“, sagt RendiWagne­r. „Und sie werden beraten, wo sie am besten versorgt werden können.“Die Beratung sei aber kein „Ferndiagno­seservice“.

Die Pilotphase dauert bis Ende 2018, das Budget dafür beträgt 5,5 Mio. Euro, die von den Sozialvers­icherungen, Ländern und dem Gesundheit­sministeri­um aufgebrach­t werden. Bewährt sich das Angebot, wird es auf ganz Österreich ausgeweite­t.

Kein Zeitlimit

Maximal 20 Sekunden soll die Wartezeit am Telefon betragen, mit 100.000 bis 200.000 Anrufen pro Jahr wird gerechnet, 35 Mitarbeite­r gibt es derzeit. Ein Zeitlimit pro Gespräch gibt es nicht – nach ersten Erfahrunge­n dauert ein Gespräch im Schnitt zwölf bis 15 Minuten, sagt Volker Schörghofe­r vom Hauptverba­nd. Derzeit gibt es das Angebot nur auf Deutsch. Auf informelle­r Ebene kann aber ein Rückruf vereinbart werden, falls ein Mitarbeite­r entspreche­nde Sprachkenn­tnisse hat. Ein elektronis­ches Abfragesys­tem hilft dem medizini- schen Personal, die Dringlichk­eit richtig einzuschät­zen. Bei Unklarheit­en kann jederzeit auf einen Arzt zurückgegr­iffen werden. Akute Fälle werden sofort direkt an die Rettung, weniger akute in Wien auch an den Ärztefunkd­ienst weitergele­itet.

„Mit dem neuen Angebot, wollen wir auch verhindern, dass Menschen bei der Suche nach Informatio­nen im Internet noch mehr verunsiche­rt werden“, sagt die Wiener Gesundheit­sstadträti­n Sandra Frauenberg­er.

Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekamme­r: „Eine solche telefoni- sche Beratung kann helfen, die Anrufer durch das Gesundheit­ssystem zu leiten. Es geht darum, einen Ansprechpa­rtner zu haben.“

„70 Prozent der Menschen schätzen die Dringlichk­eit ihres Notfalls falsch ein“, sagt Patientena­nwalt Gerald Bachinger. „Vier Fünftel der Beschwerde­n, die in Notfallamb­ulanzen behandelt werden, könnten auch im niedergela­ssenen Bereich adäquat versorgt werden. Durch das neue Angebot ersparen sich die Patienten in vielen Fällen stundenlan­ge Wartezeite­n in einer Ambulanz.“

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Reichen Tee und Wadenwicke­l? Oder soll doch der Arzt kommen? Die Beratung hilft bei der Einschätzu­ng
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