Ein Weltendrama völlig neu gedacht
Die Saison 2017’18 bringt auch Richard Wagners „Ring des Nibelungen“, aber anders
Eines kann man Intendant Roland Geyer wirklich nicht absprechen: Mut. Denn es gehört eine große Portion Mut dazu, Richard Wagners „Ring des Nibelungen“im Theater an der Wien auf die Bühne zu hieven. Noch dazu in einer erzählerischen wie auch musikalischen Neufassung.
Eine Trilogie
Auf drei Teile wird Wagners Tetralogie – sicher das Kernstück der spannenden Spielzeit 2017/’18 an der Wien reduziert. Unter den Titeln „Hagen“, „Siegfried“und „Brünnhilde“soll eine neue „Ring“Trilogie entstehen, die von Regisseurin Tatjana Gürbaca, Bettina Auer und Dirigent Constantin Trinks entworfen wurde. „Kein einziger neuer Ton kommt dazu“betonte Roland Geyer bei der Präsentation. Dafür werden die mehr als 15 Stunden Spielzeit auf ungefähr neun Stunden reduziert, das Orchester (RSOWien) auf 62 Instrumente. Aber: „Es wird auch kein Best-of “, so Geyer. Stattdessen will Gürbaca – „Der ,Ring‘ ist ein Höhepunkt jeder Karriere“– die Erzählstruktur ändern. Jeder Abend beginnt mit Siegfrieds Tod; rückblickend erinnern sich Hagen, Siegfried und Brünnhilde an alles, was war. Konkret heißt das: Bei „Hagen“gibt es Szenen aus der „Götterdämmerung“und aus „Rheingold“, bei „Siegfried“Elemente aus „Götterdämmerung“, „Siegfried“und „Walküre“, bei „Brünnhilde“werden „Götterdämmerung“und „Walküre“miteinander verknüpft.
Traditionell, aber szenisch heutig werden die übrigen Werke gedeutet. So ist zu Saisonauftakt Mozarts „Zauberflöte“in der Inszenierung von Torsten Fischer mit Dirigent René Jacobs und der Akademie für Alte Musik Berlin zu erleben. Robert Carsen setzt Alban Bergs „Wozzeck“in der Bearbeitung von Eberhard Kloke in Szene; Florian Boesch singt die Titelpartie. Leo Hussain dirigiert die Wiener Symphoniker.
Eine Leistungsschau
Diese sind mit Dirigent Antonello Manacorda auch bei Benjamin Brittens „A Midsummer Night’s Dream“im Einsatz; Regie führt Damiano Michieletto. Für Geyer auch eine „szenische Leistungsschau“. Dazu passt, dass Christof Loy Donizettis „Maria Stuarda“mit Marlis Petersen in der Titelpartie inszeniert; Regisseur Claus Guth setzt mit „Saul“seine Beschäftigung mit den Oratorien von Händel fort. Anlässlich des 100. Geburtstags von Gottfried von Einem setzt Keith Warner dessen „Besuch der alten Dame“mit Katarina Karnéus als Claire Zachanassian in Szene; John Neumeier und das Hamburg Ballett zeigen „Die Möwe“frei nach Tschechows Drama.
Dazu kommen vier Premieren in der Kammeroper sowie konzertante Opernaufführungen, wobei hier Beethoven (mit bekannten Sängern wie Marlis Petersen oder auch Klaus Florian Vogt) ein Schwerpunkt gewidmet ist.
Mit den nüchternen Zahlen kann Geyer sehr zufrieden sein. So betrug im letz- ten Geschäftsjahr die Auslastung im Theater an der Wien 95 Prozent und in der Kammeroper 93 Prozent. An die 30.000 Karten wurden über Abonnements verkauft, man kann auf mehr als 6000 Abonnenten stolz sein. Geyer: „Wir haben eine Fangemeinde.“