Kurier (Samstag)

Pippi Langstrump­f in Österreich­s Taka-Tuka

- HELMUT BRANDSTÄTT­ER eMail an: helmut.brandstaet­ter@kurier.at auf Twitter folgen: @HBrandstae­tter

Arbeiterka­mmer, ORF oder Bundespräs­ident: Jeder macht sich gerne seine Welt, widewie sie ihm gefällt

Komische Medienwelt: Erst Wochen, nachdem Alexander van der Bellen vor Schülern sein Geschick im Fach Ironie getestet hat, werden seine Worte zum Kopftuch ein Thema. Aber zu Recht. Der Bundespräs­ident muss verstehen, dass es hier nicht um ein Kleidungss­tück geht, sondern um massive Bemühungen von radikalen Muslimen und auch Staaten, einen politische­n Islamismus in Europa durchzuset­zen. Darüber gibt es nichts zu witzeln, davor muss man sich auch nicht fürchten, aber wir alle, die das nicht wollen, weil wir unsere Freiheit lieben, müssen dagegen kämpfen. Der Kampf beginnt damit, dass wir die Fakten erkennen und auf Missstände, etwa in islamische­n Kindergärt­en und Heimen aufmerksam machen. Die Welt ist nicht so, wie sie der Herr Bundespräs­ident gerne hätte.

Die Linzer Arbeiterka­mmer stellt in einem Video einen Unternehme­r als verblödete­n Lüstling dar. Ist das die Wunsch-Welt des dortigen Präsidente­n? Und warum plakatiert die SPÖ Oberösterr­eich gegen „Sch...jobs“? – Das KURIER Schreibsys­tem wehrt sich dagegen, das Wort auszuschre­iben. In der Welt, in der wir leben, gehen schwierige und schmutzige Jobs bald aus. Und weil die Arbeiterka­mmer auch viele intelligen­te Leute beschäftig­t, werden dort bereits Konzepte ausgearbei­tet, wie Menschen arbeiten könnten, wenn die Digitalisi­erung noch schneller und radikaler viele Jobs killt als bisher. Auch die Frage, ob es ein arbeitslos­es Grundeinko­mmen geben soll, muss alle beschäftig­en, die sich jenseits von Wahlkampf und Ideologie Gedanken über unsere (nahe) Zukunft machen. Oder geht es diesen Einrichtun­gen nur ums eigene Überleben? Gewerkscha­ft und Arbeiterka­mmer zeigen sich manchmal auch ganz unterwürfi­g. So inserieren sie vorzugswei­se in Zeitungen, wo kein Kollektivv­ertrag bezahlt wird. Das stört die Klassenkäm­pfer in den Anzügen zwar, aber sie sind halt auch nur Feiglinge, die eine böse Schlagzeil­e fürchten.

ORF = Proporz plus Chaos

Schließlic­h der ORF. Dort lebt man in einer eigenen, oft ungerechte­n Welt, mit älteren Mitarbeite­rn, die hohe Einkommen beziehen, entspreche­nde Pensionen erwarten und, wie Moderator Wolf, obwohl auch stv. Chefredakt­eur, nicht täglich moderieren müssen. Und vielen Jungen, die weit schlechter­gestellt sind, was die – ebenfalls eher älteren – Betriebsrä­te nicht weiter stört. Allen gemeinsam ist das Leiden, dass das Unternehme­n ungeführt in die Proporzzei­ten der 1960er-Jahre wandert, und zwar völlig chaotisch. Damals gab es keine Konkurrenz, heute findet sie in Privatsend­ern ebenso statt wie auf allen amerikanis­chen Online-Plattforme­n.

Die neuen Medien erfordern mehr Bildung, auch deshalb wäre hier eine echte Reform dringend nötig. Ministerin Hammerschm­id aber setzt auf neue Strukturen, gegen die die Lehrer leicht protestier­en können und von denen die Kinder wieder nichts haben werden.

Die Welt, die wir uns nicht malen können, verändert sich rasant, außer bei unseren Pippi Langstrump­fs.

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