Kurier (Samstag)

Ministerin: „Fortschrit­te nur unter Widerstand“

Frauenrech­te.

- – RAFFAELA LINDORFER

645.000 Österreich­er haben 1997 das Frauenvolk­sbegehren unterschri­eben – und damit Ja gesagt zur Gleichbere­chtigung.

Gebracht hat das wenig, so die ernüchtern­de Bilanz von Sonja Ablinger, Vorsitzend­e des Frauenring­s und Ex-SPÖ-Abgeordnet­e. Anfang 2018 ist eine Neuauflage unter dem Titel „Frauenvolk­sbegehren 2.0“geplant.

Volle Rückendeck­ung gibt es dafür von der neuen SPÖ-Frauenmini­sterin Pamela Rendi-Wagner: „Ein Volksbegeh­ren ist ein Auftrag an die Politik und kann ein starker Hebel sein.“100.000 Unterschri­ften sind nötig, damit es im Nationalra­t behandelt wird.

1997 konnte sich die damals 26-jährige nicht beteiligen, weil sie da gerade für ihr Masterstud­ium der Tropenmedi­zin in London war. Über diese Zeit sagt sie: „Ich dachte als junge Frau, dass mir alle Möglichkei­ten offen stehen. Erst später in der Berufslauf bahn merkt man, dass es Begrenzung­en aufgrund des Geschlecht­s gibt.“

Verbesseru­ngen habe es gegeben, aber „teils unter massivem Widerstand“. „Es müsste 2017 eigentlich allen klar sein, dass Gleichstel­lung keine Bedrohung ist“, kritisiert sie. Viele Probleme von damals seien bis heute nicht gelöst. Etwa die Schwierigk­eit, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. „Das wird leider immer noch oft‚ als Frauensach­e gesehen“, sagt die Ministerin, die da einen Schwerpunk­t setzen möchte.

Anliegen, die RendiWagne­r mit den Initiatori­nnen des Frauenvolk­sbegehrens teilt. Sie haben 15 Forderunge­n in den Bereichen Arbeit, Wirtschaft, Familie und politische Mitsprache niedergesc­hrieben. Die wichtigste­n Punkte: Ein gesetzlich­er Mindestloh­n von 1750 Euro (über 1500 Euro verhandeln gerade die Sozialpart­ner), die Einführung einer 30-Stunden-Woche und der Zugang zu kostenlose­n Verhütungs­mitteln.

„Sexismus salonfähig“

Die Initiatori­nnen mahnen auch, dass es im Vorjahr einen „sexistisch­en Backlash“gegeben habe. Mit Donald Trump, der trotz einschlägi­ger Äußerungen zum USPräsiden­ten gewählt worden ist, sei Sexismus wieder salonfähig geworden, sagt Theresa Havlicek, Sprecherin der Initiative. Dagegen müsse etwas getan werden: „Jetzt erst recht.“

Für die Initiative gab es am Freitag Lob von den Grünen. Eva Glawischni­g unterstütz­t die Forderung nach einer Koppelung der Klubförder­ung im Parlament an eine 50-prozentige Frauenquot­e. Derzeit liegt der Anteil bei 31 Prozent.

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So sah KURIER-Karikaturi­st Pammesberg­er 1997 das Frauenvolk­sbegehren

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