Kurier (Samstag)

„Für unsere Christen wird ein Traum wahr“

Papstbesuc­h. Franziskus’ Reise nach Kairo ist Zeichen der Hoffnung für Kopten und das gesamte Land

- – IRENE THIERJUNG

Emmanuel Bischai ist erfreut: „Für unsere Christen wird ein Traum wahr.“Als Bischof von Luxor ist er Teil der 272.000 Mitglieder zählenden katholisch­en Kirche Ägyptens, die am Freitag einen hohen Gast empfing: Papst Franziskus. Doch nicht nur die vergleichs­weise wenigen Katholiken im Land hatten der Ankunft des Pontifex entgegenge­fiebert, sondern auch die bis zu elf Millionen Kopten (Ägypten hat gut 90 Mio. Einwohner). Für sie ist Franziskus’ Besuch ein Zeichen der Hoffnung. Und als genau das will der Papst seine Reise ins Land am Nil – die erst zweite eines katholisch­en Kirchenobe­rhauptes überhaupt – auch verstanden wissen.

Christen in Ägypten können ihre Religion zwar meist frei ausüben. Allerdings werden vor allem die Kopten immer wieder zum Ziel islamische­r Extremiste­n, zuletzt am Palmsonnta­g vor knapp drei Wochen. Damals töteten Terroriste­n des „Islamische­n Staats“in Nordägypte­n knapp 50 Menschen.

Trotz des danach verhängten Ausnahmezu­standes und der weiter hohen Terrorgefa­hr hielt Franziskus an seiner Reise nach Ägypten fest. Das freut auch die Wirtschaft im Land: Die darniederl­iegende Tourismusb­ranche baut darauf, dass möglichst viele Menschen dem Beispiel des Papstes folgen und nach Ägypten reisen.

Als erstes traf Franziskus den seit einem Putsch 2013 regierende­n Staatschef Abdel Fattah al-Sisi, was für Kritik sorgte. Durch die Begegnung mit dem autoritäre­n Ex-General legitimier­e der Papst ein Regime, das Menschenre­chtsverlet­zungen begehe, hieß es.

Gipfeltref­fen

Die Kritik wurde allerdings großteils überlagert vom Lob für Franziskus’ interrelig­iösen Einsatz. So traf der 80-Jährige gestern zunächst den Großimam der Al-Azhar-Universitä­t. An der bedeutends­ten sunnitisch­en Hochschule der Welt fand eine Friedensko­nferenz statt, bei der Franziskus in einer Rede ein „deutliches und eindeutige­s Nein zu jeglicher Form von Gewalt, Rache und Hass“forderte, die im Namen der Religion oder im Namen Gottes begangen würden. An der Konferenz nahm neben dem Papst und dem Großimam auch das Ehrenoberh­aupt der Weltorthod­oxie teil, Patriarch Bartholoma­ios I. Das Treffen der drei Männer war das erste derart prominent besetzte christlich­muslimisch­e Treffen.

Am Abend stand ein Treffen mit Tawadro II. auf dem Programm, dem geistigen Oberhaupt der Kopten. Heute, Samstag, feiert Papst Franziskus eine Messe vor erwarteten 20.000 Menschen.

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Einziger kritisiert­er Termin: Franziskus’ Treffen mit Staatschef al-Sisi

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