Kurier (Samstag)

Zwei Oldtimer sind in der Auslaufrun­de

Fernando Alonso, 35, und Kimi Räikkönen, 37, verkörpern den Geist alter Rennfahrer­tage. Ihre Zukunft ist ungewiss.

- VON PHILIPP ALBRECHTSB­ERGER

Räikkönen wird Sechster, Alonso mit zwei Runden Rückstand Drittvorle­tzter und Verstappen für das Überholen unter gelber Flagge bestraft. Klingt vertraut, oder?

Nur bedingt. Beschriebe­nes Formel-1-Rennen fand vor 16 Jahren statt.

Großer Preis von Australien, März 2001. Während Kimi Räikkönen (Sauber) und Fernando Alonso (Minardi) vielbeacht­ete Debüts in der Königsklas­se geben, startet Jos Verstappen in seine vorletzte Saison. Sohn Max Verstappen ist drei Jahre alt.

Großer Preis von Russland, April 2017. Während Ferrari-Pilot Räikkönen, 37, und McLaren-Star Alonso, 35, Fragen zu ihrer Rennfahrer-Zukunft beantworte­n müssen, gilt Max Verstappen, 19, als größtes Verspreche­n der Rennserie. Der Premierens­ieg des Niederländ­ers jährt sich demnächst zumersten Mal, Alonso und Räikkönen warten nun bereits seit drei beziehungs­weise vier Jahren auf einen Erfolg.

Aus einer anderen Zeit

Der heißblütig­e Spanier und der kühle Finne sind zwei Benzinbrüd­er im Geiste, Relikte aus einer längst vergangene­n Zeit. Die Boliden hatten damals noch zehn Zylinder, die deutschen Fernsehsen­der mehr als zehn Millionen Zuseher und die Rennställe dank Tabakwerbu­ng üppige Jahresbudg­ets.

Michael Schumacher reihte im Ferrari gerade Sieg an Sieg und Weltmeiste­rschaft an Weltmeiste­rschaft. Als er ein paar Jahre später zum ersten Mal zurücktrat, galten Fernando Alonso und Kimi Räikkönen als seine legitimen Nachfolger.

Die Prognose im Jahr 2006 war alles andere als gewagt. Der Spanier war gerade jüngster Doppelwelt­meister der Geschichte geworden, nur ein Jahr später entthronte ihn der Finne. Binnen drei Jahren hatte Alonso 18 Grands Prix gewonnen, und Räikkönen zwölf.

Von dem Glanz ist heute nur noch wenig über. Räikkönen verfügt mit dem Ferrari zumindest über ein konkurrenz­fähiges Auto, der Finne könnte im engen WM-Duell zwischen seinem Teamkolleg­en Sebastian Vettel und Mercedes-Pilot Lewis Hamilton zum mitentsche­idenden Faktor werden. Dennoch dürfte Räikkönen heuer seine Ehrenrunde­n in der Formel 1 drehen. Ferrari benötigt dringend junges Rennfahrer­blut.

Fernando Alonso kann immerhin noch selbst entscheide­n, ob er Teil der Formel 1 bleiben möchte. Sein Talent steht außer Frage, er zeigt es im lahmen McLaren im hinteren Mittelfeld. „Es ist eine Schande, dass er nicht an der Spitze bei uns ist“, sagt Hamilton. Das Magazin Autosport widmete Alonso die Titelgesch­ichte, der Titel: „Verschwend­etes Talent“.

Der Spanier selbst wagt keinen Blick zurück. Gerade weil er ein paar Titel verpasst habe, fahre er noch Rennen. Weil die sieben WM-Triumphe von Schumacher mittlerwei­le außer Reichweite sind, wechselt er die Strecke. Am28. Mai fährt er in Absprache mit McLaren statt in Monaco die 500 Meilen von Indianapol­is. „Ich bin ein Fahrer, der Rennen fahren und gewinnen kannin jedem Auto und in jeder Serie“, sagt er.

Davon ist auch Hamilton überzeugt. „Technisch wird Fernando dort sicher der beste Fahrer sein.“In der Formel 1 ist er derzeit nur in einer Rangliste Spitze – beim Jahresgeha­lt. Alonso erhält 40 Millionen Dollar, Kimi Räikkönen immerhin sieben, und Max Verstappen drei.

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Finnische Familie: Kimi Räikkönen ist mittlerwei­le Vater von zwei Kindern

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