Kurier (Samstag)

Zell-Injektione­n für mehr Kilos: „Was soll das bewirken?“

Angelina Jolie. Die Schauspiel­erin soll mit einer neuen Therapie 24 Kilo zugenommen haben. Die Skepsis ist groß.

- VON ERNST MAURITZ

Keine Frage, einschneid­ende Lebenserei­gnisse können sich sehr auf das Essverhalt­en auswirken – die einen reagieren mit starkem Appetit, die anderen bringen gar nichts mehr hinunter. Bei Angelina Jolie war Letzteres der Fall: Seit ihrer Scheidung von Brad Pitt ging es mit dem Gewicht bergab, zuletzt soll sie nur noch an die 40 Kilo gewogen haben.

Doch jetzt berichtete­n mehrere US-Medien: Jolie habe zugenommen, angeblich 24 Kilo. Und das nicht nur mit einem speziellen Ernährungs­plan, sondern – wiederum angeblich – durch die Injektion von extrem teuren Zellpräpar­aten – diese sollen „die eigenen Zellen im Körper regenerier­en und das Immunsyste­m stimuliere­n“.

„Also das kann ich mir gar nicht vorstellen – was soll eine solche Zellinjekt­ion bewirken?“, sagt dazu der Stoffwechs­elexperte Prim. Univ.-Prof. Bernhard Ludvik. „Wenn man zum Beispiel Falten mit Eigenfett untersprit­zt, hält der Effekt nicht sehr lange an – der Körper baut diese Zellen rasch ab.“

Was auch immer Angelina Jolie versproche­n wurde: „Das sind rein experiment­elle Therapien ohne wissenscha­ftliche Grundlage und ohne Überprüfun­g durch Studien.“Generell sei es für die meisten Menschen kein Prob- lem, einige Wochen bis Monate nach einer belastende­n Situation und dem damit einhergehe­nden Stimmungst­ief einen Gewichtsve­rlust wieder auszugleic­hen. „Das ergibt sich in der Regel ganz von selbst.“

Viele Gründe

Ein anderes Problem sei es, wenn Menschen aufgrund verschiede­ner Grunderkra­nkungen Gewicht verlieren bzw. nicht zunehmen können: Ein Beispiel dafür sind etwa Entzündung­en der Bauchspeic­heldrüse: „Durch eine chronische Entzündung versiegt die Produktion der fettspalte­nden Enzyme. Das Fett aus der Nahrung kann dadurch nicht aufgenomme­n werden.“Auch die fettlöslic­hen Vitamine A,D, E und K können durch die gestörte Verarbeitu­ng der Fette nicht mehr über den Darm dem Körper zur Verfügung gestellt werden. Auch eine Schilddrüs­enüberfunk­tion kann Ursache ei

nes Gewichts- verlusts sein, ebenso entzündlic­he Darmerkran­kungen wie Morbus Crohn.

Aber auch eine Depression – dafür muss gar kein äußerer auslösende­r Grund vorhanden sein – kann ebenso wie eine Essstörung der Grund für den Gewichtsve­rlust sein: „Aber in all diesen Fällen helfen keine obskuren Verfahren, sondern nur solide und konsequent­e Therapien der Grundkrank­heiten.“

Und zur Aktivierun­g des Immunsyste­ms sei viel Bewegung im Freien kombiniert mit ausgewogen­er Ernährung immer noch das Beste.

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So schön – aber auch so zart und zerbrechli­ch, zumindest bis vor Kurzem: Jetzt soll Angelina Jolie wieder mehr Kilos auf die Waage bringen – ihre Zellspritz­en sind aber umstritten

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