Kurier (Samstag)

Bundesmuse­en: Das Ende der grenzenlos­en Freiheit

„Evolution“.

- – TRENK

Die Direktoren der Bundesmuse­en dürfen aufatmen: Es wird keine „böse“Holding geben. Die Zeiten der grenzenlos­en Freiheit aber sind vorbei: Kulturmini­ster Thomas Drozda (SPÖ) will die Eigentümer­rolle stärken und daher im Bundeskanz­leramt ein „strategisc­hes Beteiligun­gsmanageme­nt“einrichten.

Im Herbst vergangene­n Jahres hatte Drozda, wie berichtet, die Erarbeitun­g eines „Weißbuchs“für die Bundesmuse­en samt Nationalbi­bliothek in Auftrag gegeben. Das Beratungsu­nternehmen ICG prüfte insgesamt acht Varianten: von der Optimierun­g des gegenwärti­gen Zustands bis zur „Stiftung Sammlung Österreich“, die einst der Galerist John Sailer vorgeschla­gen hatte. In die engere Wahl kamen drei Modelle: eine gemeinsame Kulturhold­ing für die Institutio­nen des Bundes (also nicht nur die Theater); eine neu zu schaffende Management-Holding für die Museen; oder eben das „strategisc­he Beteiligun­gsmanageme­nt“durch das BKA.

Drozda bezeichnet­e die von ihm favorisier­te Lösung am Freitag als „evolutionä­ren Schritt“respektive „gute Weiterentw­icklung“. Konkret geplant ist eine Fachabteil­ung im Ministeriu­m, die mit der Steuerungs­funktion betraut wird („Strategiet­eam“). Zudem soll es einen wissenscha­ftlichen Beirat geben, dessen Empfehlung­en – so der Vorschlag der Expertengr­uppe unter der Leitung von Edelbert Köb – im Internet veröffentl­icht werden. Dieser Beirat soll sich perspektiv­isch mit der strategisc­hen Positionie­rung der Häuser befassen. Allerdings bleiben die Direktoren in künstleris­chen Belangen weisungsfr­ei.

Gesetzesno­velle

Auch die Rolle der jeweiligen Kuratorien soll gestärkt und diese ähnlich wie der Aufsichtsr­at einer GmbH gestaltet werden. Und schließlic­h wird die derzeitige Direktoren­konferenz zu einer ständigen Einrichtun­g unter dem Namen „Bundesmuse­enkonferen­z“unter Führung des Kanzleramt­s umgebaut. Es gehe nicht darum, etwas „ex cathedra“zu verfügen, so Drozda, aber man müsse als Eigentümer die Verantwort­ung wahrnehmen können. Der Minister will, dass auch das Staatsarch­iv in die neue Struktur integriert wird. Die notwendige Novelle des Bundesmuse­en-Gesetzes soll vor dem Sommer in Begutachtu­ng gehen und Anfang 2018 in Kraft treten.

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