Kurier (Samstag)

Balsam für die urbane Seele

Selbst ein ehemaliger Bunker kann zum gemütliche­n Rückzugsor­t für gestresste Städter werden: Ein neuer Bildband widmet sich der ästhetisch­en Seite von Wochenendh­äusern und stellt Unterkünft­e vor, in denen sich das Leben in Abgeschied­enheit genießen lässt.

- VON CLAUDIA ELMER

Endlich Freitag: Raus aus dem Büro, Kofferpack­en und ab ins Grüne! Für viele ist es das größte Glück, das Wochenende auf dem Land zu verbringen. Den Verpflicht­ungen des Alltags zu entkommen. Das einfache Leben zu zelebriere­n und die Ruhe zu genießen – weg von Stadt, Staub, Lärm und Hektik.

Die Sehnsucht

nach dem Ursprüngli­chen beflügelt auch die Architektu­r, was sich in Baumhäuser­n, Hütten, Feriendomi­zilen und Wohnwägen manifestie­rt. Dies legt ein neuer Bildband nahe: Für „The Hinterland“begab sich das Autoren-Duo Sven Ehmann und Robert Klanten auf die Suche nach gelungenen Hide Aways fernab touristisc­her Regionen. In Wäldern und Schilfgürt­eln, an entlegenen Ufern oder unter der Erde, in Baumwipfel­n oder den Bergen gelegen, bieten sie ihren Besitzern Rückzug und Privatheit. Die gezeigten Beispiele

stehen allerdings in keiner Relation zu einer einfachen Unterkunft auf dem Land. Im Gegenteil: Die meisten Projekte sind von Kopf bis Fuß durchgesty­lt und erstrecken sich vor einem Panorama, das Seinesglei­chen sucht. Von Bescheiden­heit kann bei den meisten Hütten keine Rede mehr sein.

An den Klippen

der Atlantikkü­ste entwarf das Team von MacKay

Lyons Sweetapple Architects ein modernes Haus in der Region Queens Nova Scotia, Kanada. Sie stellten den Holzbau auf die Kante, ohne in die Topografie des Hanges einzugreif­en. Der Kubus kragt frei über den Felsen aus. Getragen wird er von nur einer Stütze. So entsteht der Eindruck, als würde das Haus über der Landschaft schweben. Im schwedisch­en Dalarna hat Architekt Leo Qvarsebo ein Sommerhaus für sich und seine Familie gebaut ( Bild siehe Cover). Eine Dachfläche fungiert gleichzeit­ig als Kletterwan­d und geht direkt in die Terrasse vor dem Haus über.

In der polnischen Wildnis

im Süden des Landes bei Cieszyn Silesia versteckt sich der Entwurf des Architektu­rbüros KWK Pro

mes. Wie ein umgefallen­er Hinkelstei­n liegt der graue Betonklotz auf der Wiese. Die abstrakte bootsähnli­che Form der „Arche“hat nicht nur ästhetisch­e Gründe. Sie wurde auch wegen der steilen Hanglage gewählt, damit Wasser und Schlamm abfließen können, ohne das Eigentum zu beschädige­n. Das Haus wird von Stützen getragen, die hinter der Betonverkl­eidung verborgen sind, sodass es aussieht, als würde das Haus wie ein Pilz aus der Erde wachsen. Der Eingang ist durch eine Zugbrücke geschützt, auch die Fensterläd­en können als Teil der Fassade auf- und zugeklappt werden.

Knapp vierzig

Quadratmet­er ist das Domizil von Ann Stephenson und Lori Scacco groß, das man wohl eher in der Lobau bei Wien als auf Fire Island bei New York vermuten würde. Das Paar hat das ursprüngli­ch 1945 errichtete Strandhaus vor einiger Zeit erworben um sich regelmäßig eine Auszeit vom Leben in der Großstadt zu gönnen. Mitten im Schilf gelegen schützt es die Besitzer vor fremden Blicken. Ein Holzsteg führt durch das hohe Gras bis vor die Türe der schlichten Hütte, die von einer großzügige­n, hölzernen Terrasse umgeben ist. Geschlafen wird unter dem asymmetrsi­chen Dach auf einer offenen Galerie, die man über eine Leiter erreicht. Darunter sind eine kleine Küche, ein Wohnzimmer und ein Bad untergebra­cht – mehr Platz braucht man nicht, um ein entspannte­s Wochenende zu zweit in der Natur zu verbringen.

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Das Haus in Südpol en ist beids eitig verglast und punktet mit einem großzügige­m Platzangeb­ot . Es steht allein auf weiter Flur und ist aufgrund der steilen Hang lage so platziert, dass es regelrecht über der Erde zu schweben schein t

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