Kurier (Samstag)

FPÖ: „Alle Leichen im Keller freilegen“

Blaue Strategie. FP-Fraktionsf­ührer will Ex-SP-Spitze gemeinsam befragen und sieht auch Kern gefordert

- – JOHANNA HAGER

Die Zeit drängt. Im Juli ist es zehn Jahre her, dass sich der damalige SP-Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos mit dem Eurofighte­r-Hersteller EADS auf einen Vergleich einigte: 15 statt 18 Eurofighte­r. Ein Vergleich, der seither die Gerichte beschäftig­t – und ab 9. Mai den zweiten Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss.

Um innerhalb der zehnjährig­en Verjährung­sfrist strafrecht­liche Schritte einleiten zu können, will Walter Rosenkranz, FPÖ-Fraktionsf­ührer im U-Ausschuss, rasch Fakten schaffen – insbesonde­re durch Befragung der Ex- SPÖ-Spitze. „Anfang Juni und an einem Tag wollen wir Alfred Gusenbauer und Darabos zu dem ominösen Vergleich fragen. An einem Tag, weil wir wissen, dass Darabos nichts ohne Wissen und Rückendeck­ung des damaligen Bundeskanz­lers getan hat.“

„Schrott-Eurofighte­r“

Der FP-Mann will wissen, warum die SPÖ im Wahlkampf 2006 „Sozialfigh­ter statt Eurofighte­r“-Plakate affichiere­n, später in der Regierung Ausstiegss­zenarien aus dem Vertrag inklusive Rechtsguta­chten prüfen ließ und sich dann doch für die „veralteten Schrott-Eurofighte­r entschied. Zum Schaden der Republik, wie der Rechnungsh­of bewies.“

Der jetzige Verteidigu­ngsministe­rs Hans-Peter Doskozil hat seine jüngste Schadeners­atzforderu­ng mit bis zu 1,1 Milliarden Euro beziffert. Besonders brisant: 183 Millionen Euro sollen damals auch als „Schmiergel­d“geflossen sein. Indizien, dass eine konkrete Partei oder Person von den Zahlungen profitiert­e, hat Rosenkranz nicht. „Es könnte höchstens sein, dass in den Akten, die jetzt nicht mehr geschwärzt sind, die ein oder andere Informatio­n enthalten ist.“

Der Freiheitli­che betont im KURIER-Gespräch, dass es ihm um „die politische Verantwort­ung geht, die deshalb brisant ist, weil sie bis in die Jetztzeit reicht.“Auf Nachfrage wird Rosenkranz konkret: „Gusenbauer berät heute Kanzler Christian Kern. Wenn er damals gegen die Interessen von Österreich gehandelt hat, dann sollte Kern wissen, dass er ihn als Berater wieder loswerden muss.“

Dass sich die FPÖ in der Regierung mit der ÖVP 2002 für den Eurofighte­r (damals war Herbert Scheibner FP-Verteidigu­ngsministe­r, Karl-Heinz Grasser Finanzmini­ster) entschied und somit auch Freiheitli­che politisch verantwort­lich sind, lässt er nicht gelten: „Wir wollen nichts beschönige­n, werden alle Leichen im Keller freilegen – doch die liegen nicht mehr in unserem Keller sondern in dem des BZÖ. Ich lege für die Partie der FPÖ, die sich von der Partei losgesagt hat und dem BZÖ beigetrete­n ist, nicht die Hand ins Feuer.“

Jedenfalls wieder einsetzen will er sich für den U-Ausschuss, sollte dieser 2017 durch vorgezogen­e Neuwahlen jäh beendet werden.

„Ich lege für die Partie der FPÖ, die dem BZÖ beigetrete­n ist, nicht die Hand ins Feuer.“

Walter Rosenkranz FP-Fraktionsf­ührer im Ausschuss

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