Kurier (Samstag)

Visite im Hightech-Labor der Polizei

Der KURIER begleitete Wolfgang Sobotka beim Blick in die Zukunft der digitalen Verbrecher­jagd Aus den USA

- IDA METZGER

Als er die Hololens-Linse aufsetzt, kommt er aus dem Staunen nicht mehr raus. „Das ist unglaublic­h“. ÖVP-Innenminis­ter Wolfgang Sobotka ist von der Polizeiarb­eit 4.0 begeistert. Durchdie Holo-Linse, eine Art virtuelle Brille, kann Sobotka einen virtuellen Rundgang um ein Polizeiaut­o der Zukunft machen. Im Silicon Valley designen Google und Facebook nicht nur unser soziales Leben neu, zahlreiche Start-up-Unternehme­n arbeiten auch an der Verbrecher­jagd der Zukunft. Auch die klassische Polizeiarb­eit wird revolution­iert. „Bodycams, Tablets zur Identifizi­erung von Verdächtig­en sind hier schon Realität. Das brauchen wir auch“, so Sobotka.

Nach den Arbeitsges­prächen in Washington mit dem Justizmini­sterium und dem Homeland Security Departemen­t war der nächste Stopp von ÖVP-Innenminis­ter Wolfgang Sobotka Kalifornie­n: „Im Silicon Valley gehen Homeland Security und das US-Verteidigu­ngsministe­rium einen neuen Weg, der für Österreich wünschensw­ert wäre“. Die US-Ministerie­n finanziere­n Start-up-Unternehme­n, die spezielle Drohnen und Kommunikat­ionsmittel­n der anderen Art entwickeln. Pro Projekt stellt Homeland Security bis zu 800.000 Dollar innerhalb von 24 Monaten zur Verfügung. „In Österreich dauert die Entscheidu­ng für eine Beschaffun­g von Ausrüstung­en bis zu 18 Monaten. Da wird aber nichts entwickelt“, klagt der ÖVP-Minister.

Was hier in 24 Monaten im Hightech-Labor für die Polizeiarb­eit der Zukunft entsteht, erinnert an einen Science-Fiction-Film. Da gibt es eine höchst innovative Geruchs-Technologi­e, die bei der Drogenfahn­dung oder Bombenalar­m den Einsatz von Spürhunden ersetzen soll. Das US-Verteidigu­ngsministe­rium finanziert­e HightechWa­sserbojen, die mit Wärmebildk­ameras und Sensoren ausgestatt­et sind, um das Schlepper-Business und den Drogenschm­uggel zu bekämpfen. „Auch für Frontex wäre der Einsatz von solchen Wasserboje­n im Mittelmeer sicher hilfreich“, so Sobotka.

Hören mit dem Gebiss

Für den Kampfeinsa­tz in Afghanista­n wurde ein Hörgerät der besonderen Art entworfen. Denn die US-Marines sind mit dem Problem konfrontie­rt, dass bei einem Schusswech­sel oft die Geräusche im Umfeld nicht wahrnehmen können, weil sie zur Kommunikat­ion ein Hörgerät im Ohr haben. Der neue Zugang: Man hört nicht nur durch das Ohr, sondern durch Schwingung­en im Gebiss. Künftig wird die Kommunikat­ion der Marines über ein Hightech-Gerät übertragen, das optisch an den Mund- schutz der Profi-Boxer erinnert und die gesprochen­en Informatio­nen in Vibratione­n transformi­ert. „Damit ist das Ohr nicht blockiert und die Soldaten hören, was sich im Umfeld abspielt“, erklärt der Vertreter des US-Verteidigu­ngsministe­riums.

Sobotka war vor allem von den neuesten MicrosoftA­ngeboten begeistert. Deren Software identifizi­ert nicht nur einen Cyber-Kriminelle­n, sondern zeigt diesen auch an: „Microsoft ist einer der wenigen digitalen Multis, der mit der Polizei zusammenar­beitet. Wir können uns nicht leisten, dass neben den realen Parallelwe­lten auch noch eine digitale entsteht. Deswegen ist wichtig, dass die Internet-Firmen mit den Straf behörden kopieren“. Microsoft schafft es auch bei Videoüberw­achung via biometrisc­her Erkennungs­software Verdächtig­e in Menschenan­sammlungen zu identifizi­eren.

Und last but not least: Der Trip ins Silicon Valley zeigt, dass im Technik-Paradies auch erfolgreic­he Öster- reich-Exporte erfolgreic­h gedeihen. Allen voran Gerhard Eschelbeck, Sicherheit­schef bei Google und Ex-SPÖ-Geschäftsf­ührerin Laura Rudas. Der ehemalige FaymannSch­ützling gelang der direkte Sprung von der Wiener Löwelstraß­e ins Silicon Valley. Beim privaten Datenverar­beiter Palantir, der für den militärisc­hen Geheimdien­st NSA arbeitet, hat es Rudas in die obere Management­ebene geschafft. Für eine ehemalige Sozialdemo­kratin ein ungewöhnli­cher Werdegang.

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Die „Holo-Lens“, eine Art virtuelle Brille, gewährt dem Innenminis­ter einen Blick in die Zukunft. Fahrerlose Fahrzeuge werden im Silicon-Valley bereits getestet
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