Kurier (Samstag)

„Roter Aktenordne­r“löste Razzia bei Porr und Strabag aus

Preisabspr­achen?

- VON KID MÖCHEL

Der Bericht im Freitag-KURIER über Hausdurchs­uchungen bei namhaften Bauunterne­hmen hat wie eine Bombe eingeschla­gen. Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft verdächtig­t rund 20 Tief bauunterne­hmen, mehr als zehn Jahre lang verbotene Preisabspr­achen getroffen zu haben. Nebendenbö­rsennotier­ten Konzernen Porr und Strabag sind auch die Unternehme­n Swietelsky, Habau, Held & Francke, Östu-Stettin und Kostmann betroffen. Da- zu kommen kleinere Firmen mit Asphaltmis­chwerken.

Bei deutlich mehr als 100 Straßenbau-Aufträgen soll gemauschel­t worden sein. Darunter sind die Sanierungs­projekte: Pyhrn-Autobahn A9, Karawanken-Autobahn A11, Gleichenbe­rger Bundesstra­ße B 66, die Landesstra­ße L117 in der Oststeierm­ark und die Landesstra­ße L502 zwischen St. Lambrecht und Murau, Steiermark. Aber auch große Bahnbau-Projekte wie die Koralmbahn und der Süd- bahn-Ausbau sollen ins Visier der Behörden geraten sein.

Dem Vernehmen nach soll die Causa durch eine anonyme Anzeige ausgelöst worden sein. Sie soll die Ermittler, darunter die Steuerfahn­dung Klagenfurt, zu einem Prokuriste­n der Kärntner Baufirma Kostmann (St. Andrä/Lavanttal) geführt haben. Der Ingenieur wird namentlich genannt.

Brisante Verdachtsl­age

„Der Tatverdach­t begründet sich im Wesentlich­en auf die Auswertung von in einem roten Aktenordne­r enthaltene­n Aufzeichnu­ngen eines Prokuriste­n der Kostmann GmbH“, heißt es laut Aktenlage. „Aufgrund dieser Angaben ist davon auszugehen, dass es bei sämtlichen im Aktenordne­r angeführte­n Bauvorhabe­n mit den dort angeführte­n Unternehme­n zu wettbewerb­sbeschränk­enden Absprachen kam.“

Bei Kostmann bestätigt man bloß die Razzia. „Unser Unternehme­nverhält sich kooperativ und wird sich an der Aufklärung durch Zurverfügu­ngstellung gewünschte­r Unterlagen beteiligen“, sagt KostmannRe­chtsexpert­in Claudia Liebert-Ganster zum KURIER. Auch die oberösterr­eichische Habau haben die Fahnder besucht.

„Bei uns hat es an drei Standorten Hausdurchs­uchungen gegeben, aber anhand der derzeitige­n Informatio­nen können wir die Vorwürfe nicht nachvollzi­ehen“, sagt Habau-Sprecherin Toril Fosen zum KURIER. „Wir sind aber selbst an der lückenlose­n Aufklärung interessie­rt und kooperiere­n mit den Behörden in vollem Umfang.“

Auch bei Swietelsky hat man den Ernst der Lage erkannt. „Wir werden aktiv zu den Ermittlung­en beitragen, intern nachforsch­en und mit den Behörden voll kooperiere­n“, sagt Swietelsky-Geschäftsf­ührer Karl Weidlinger. „Im Moment wissen wir selbst noch nicht, was Sache ist.“Der Kurs der Strabag-Aktie sank am Freitag um 2,75, Porr verlor 5,5 Prozent.

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Klagenfurt­er Steuerfahn­der verfassten bereits im Mai 2016 einen Bericht zur Causa

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