4:3-Krimi: Stöger beendete die grandiose Serie der Bremer Ein Solo in sieben Akten
Warum es auch in dieser Saison einen Alleingang von Salzburg gibt
1. und 2. Liga. Es war ein verrücktes Spiel, am Ende durfte sich Peter Stöger freuen: Der Coach der Kölner sah einen 4:3-Heimsieg seiner Männer gegen Werder Bremen.
Die offensiv ebenfalls furiosen Bremer, bei denen Zlatko Junuzovic und Florian Grillitsch durchspielten und Florian Kainz in der 65. Minute kam, kassierten die erste Niederlage seit Februar und nach elf Spielen, von denen sie neun gewonnen hatten. Und sie mussten die Kölner in der Tabelle vorbeiziehen lassen. In der spektakulären Partie brachten Modeste (13.) und Bittencourt (28.) die Gastgeber 2:0 in Führung, Bartels (34.) und Gebre Selassie (40.) glichen jeweils nach Junuzovic-Zuspiel aus. Zoller (44.) traf kurz vor der Pause zum 3:2. Modeste (47.) erhöhte mit seinem 25. Saisontor, Gnabry (62.) verkürzte nur noch.
Die erste Europacup-Teilnahme nach sieben Jahren ist für die Bremer noch möglich, allerdings haben sie mit Spielen gegen Hoffenheim und Dortmund ein überaus schwieriges Restprogramm.
Doppelter Harnik
Sehr gute Karten auf ein Bundesliga-Leiberl hat Martin Harnik. Der ÖFB-Teamspieler trug auch selbst dazu bei. Er schoss Hannover mit zwei Treffern zum 2:0-Sieg bei Heidenheim. Sein Klub zog damit vorerst nach Punkten mit Leader Stuttgart (Sonntag gegen Aue) gleich. Und der Stürmer hält nunmehr bereits bei 17 Saisontoren. Vier Mal Meister in Folge: 36 Jahre sollten vergehen, bis ein Klub jenes Kunststück wiederholen wird, das der Wiener Austria von 1977 bis 1981 als bisher einzigem österreichischem Fußballverein gelungen ist.
Mit einem Sieg in Mattersburg (16 Uhr) kann sich Serienmeister Salzburg aus eigener Kraft in der fünftletzten Runde den achten Titel seit dem Einstieg von Red Bull im Jahr 2005 holen – und das in einer so überzeugenden Manier, wie es noch in der Winterpause kaumeinExperte erwartet hatte.
Sieben Gründe, warum diese Saison zu einem Salzburger Solo geworden ist ...
Óscar García wird als erster Coach der Ära Red Bull schaffen, was selbst Giovanni Trapattoni mit Salzburg nicht gelungen ist: die Titelverteidigung. DerSpanier musste erst lernen, mit der doch gravierend veränderten Red-BullPhilosophie umzugehen. Sein Sager „Jetzt haben wir vielleicht zwei Lieferings, Liefering AundLiefering B“nach dem Blitztransfer des Brasilianers Bernardo nach Leipzig am Tag des Auswärtsspiels bei Rapid (0:0) Ende August 2016 war Höhe- und Schlusspunkt seiner Kritik am Ausbildungsklub. Seit damals arbeitet Óscar extrem fokussiert, und er hat seine Mannschaft mit präziser Detailarbeit kontinuierlich weiterentwickeln können.
Dass der selbst ernannte Titelmitfavorit Rapid kein Gegner ist, war bereits nach der ersten Saisonhälfte klar. Dass Winterkönig Altach zurückfallen wird, war ebenfalls zu erwarten. Dass aber auch Sturm und Austria Red Bull so gar nicht fordern konnten, kam nach dem Herbst in dieser Deutlichkeit doch unerwartet. Salzburgs Konkurrenten leisteten sich viel zu viele Umfaller, um ernsthaft in den Titelkampf eingreifen zu können.
Vorbei sind die Zeiten, als Salzburg nur dem Ball hinterherjagte. Unter Óscar hat die Mannschaft die Balance zwischen Offensive und Defensive gefunden. So konnte auch der Verlust an individueller Qualität kaschiert werden. Dass der Meister mehrere Systeme spielen und diese variabel einsetzen kann, spricht für Spieler und Trainer.
Im Herbst lagen die Salzburger nach keiner der 20 Runden auf Platz eins. Mit einem 2:0 in der ersten Frühjahrsrunde gegen den SKN St. Pölten wurde dieser übernommen und nicht mehr abgegeben.
Der Trainer Die Konkurrenz Die Flexibilität Das Frühjahr
Während die anderen Klubs im Titelkampf ein Spiel nach dem anderen verloren, eilte Salzburg von Sieg zu Sieg. In elf Ligaspielen 2017 gab keine einzige Niederlage, es wurden 29 Punkte geholt.
Óscar benötigte Zeit, bis er das ideale Innenverteidigerduo fand: Mit Paulo Miranda und Andre Wisdom ist Salzburg in Österreich bisher ungeschlagen. Die Außenverteidiger Andreas Ulmer (links) sowie Christian Schwegler oder Stefan Lainer (rechts) gehören genauso zum Besten der Bundesliga wie Keeper Alexander Walke. Die Defensivstärke zeigt sich in nur 20 Gegentoren und einer tollen Serie: In den vergangenen 17 Spielen kassierte Red Bull nie mehr als einen Treffer.
Das oft kritisierte Modell mit dem Satellitenklub in der zweithöchsten Spielklasse hat sich sportlich bewährt. Das zeigt sich nicht nur im Triumph der U-19-Mannschaft in der UEFA Youth League, sondern auch an der rasanten Entwicklung von Spielern wie Konrad Laimer oder Xaver Schlager, die bei Liefering in jungen Jahren gegen Erwachsene Erfahrungen sammelten, die ihnen bei Salzburg
weiterhelfen.
Die Defensive Der FC Liefering Der Kader
Mit Martin Hinteregger, Bernardo, Dayot Upamecano und Kapitän Jonatan Soriano verließen insgesamt gleich vier Leistungsträger Salzburg während dieser Saison. Dass diese Abgänge aber problemlos ersetzt werden konnten, beweist die für Österreich einzigartige Qualität und Quantität des Kaders. Die über 35 Millionen Euro, die mit den vier Verkäufen insgesamt lukriert werden konnten, sorgen dafür, dass diese Saison auch finanziell eine durchaus erfolgreiche ist.