Kurier (Samstag)

4:3-Krimi: Stöger beendete die grandiose Serie der Bremer Ein Solo in sieben Akten

Warum es auch in dieser Saison einen Alleingang von Salzburg gibt

- VON STEPHAN BLUMENSCHE­IN

1. und 2. Liga. Es war ein verrücktes Spiel, am Ende durfte sich Peter Stöger freuen: Der Coach der Kölner sah einen 4:3-Heimsieg seiner Männer gegen Werder Bremen.

Die offensiv ebenfalls furiosen Bremer, bei denen Zlatko Junuzovic und Florian Grillitsch durchspiel­ten und Florian Kainz in der 65. Minute kam, kassierten die erste Niederlage seit Februar und nach elf Spielen, von denen sie neun gewonnen hatten. Und sie mussten die Kölner in der Tabelle vorbeizieh­en lassen. In der spektakulä­ren Partie brachten Modeste (13.) und Bittencour­t (28.) die Gastgeber 2:0 in Führung, Bartels (34.) und Gebre Selassie (40.) glichen jeweils nach Junuzovic-Zuspiel aus. Zoller (44.) traf kurz vor der Pause zum 3:2. Modeste (47.) erhöhte mit seinem 25. Saisontor, Gnabry (62.) verkürzte nur noch.

Die erste Europacup-Teilnahme nach sieben Jahren ist für die Bremer noch möglich, allerdings haben sie mit Spielen gegen Hoffenheim und Dortmund ein überaus schwierige­s Restprogra­mm.

Doppelter Harnik

Sehr gute Karten auf ein Bundesliga-Leiberl hat Martin Harnik. Der ÖFB-Teamspiele­r trug auch selbst dazu bei. Er schoss Hannover mit zwei Treffern zum 2:0-Sieg bei Heidenheim. Sein Klub zog damit vorerst nach Punkten mit Leader Stuttgart (Sonntag gegen Aue) gleich. Und der Stürmer hält nunmehr bereits bei 17 Saisontore­n. Vier Mal Meister in Folge: 36 Jahre sollten vergehen, bis ein Klub jenes Kunststück wiederhole­n wird, das der Wiener Austria von 1977 bis 1981 als bisher einzigem österreich­ischem Fußballver­ein gelungen ist.

Mit einem Sieg in Mattersbur­g (16 Uhr) kann sich Serienmeis­ter Salzburg aus eigener Kraft in der fünftletzt­en Runde den achten Titel seit dem Einstieg von Red Bull im Jahr 2005 holen – und das in einer so überzeugen­den Manier, wie es noch in der Winterpaus­e kaumeinExp­erte erwartet hatte.

Sieben Gründe, warum diese Saison zu einem Salzburger Solo geworden ist ...

Óscar García wird als erster Coach der Ära Red Bull schaffen, was selbst Giovanni Trapattoni mit Salzburg nicht gelungen ist: die Titelverte­idigung. DerSpanier musste erst lernen, mit der doch gravierend veränderte­n Red-BullPhilos­ophie umzugehen. Sein Sager „Jetzt haben wir vielleicht zwei Lieferings, Liefering AundLiefer­ing B“nach dem Blitztrans­fer des Brasiliane­rs Bernardo nach Leipzig am Tag des Auswärtssp­iels bei Rapid (0:0) Ende August 2016 war Höhe- und Schlusspun­kt seiner Kritik am Ausbildung­sklub. Seit damals arbeitet Óscar extrem fokussiert, und er hat seine Mannschaft mit präziser Detailarbe­it kontinuier­lich weiterentw­ickeln können.

Dass der selbst ernannte Titelmitfa­vorit Rapid kein Gegner ist, war bereits nach der ersten Saisonhälf­te klar. Dass Winterköni­g Altach zurückfall­en wird, war ebenfalls zu erwarten. Dass aber auch Sturm und Austria Red Bull so gar nicht fordern konnten, kam nach dem Herbst in dieser Deutlichke­it doch unerwartet. Salzburgs Konkurrent­en leisteten sich viel zu viele Umfaller, um ernsthaft in den Titelkampf eingreifen zu können.

Vorbei sind die Zeiten, als Salzburg nur dem Ball hinterherj­agte. Unter Óscar hat die Mannschaft die Balance zwischen Offensive und Defensive gefunden. So konnte auch der Verlust an individuel­ler Qualität kaschiert werden. Dass der Meister mehrere Systeme spielen und diese variabel einsetzen kann, spricht für Spieler und Trainer.

Im Herbst lagen die Salzburger nach keiner der 20 Runden auf Platz eins. Mit einem 2:0 in der ersten Frühjahrsr­unde gegen den SKN St. Pölten wurde dieser übernommen und nicht mehr abgegeben.

Der Trainer Die Konkurrenz Die Flexibilit­ät Das Frühjahr

Während die anderen Klubs im Titelkampf ein Spiel nach dem anderen verloren, eilte Salzburg von Sieg zu Sieg. In elf Ligaspiele­n 2017 gab keine einzige Niederlage, es wurden 29 Punkte geholt.

Óscar benötigte Zeit, bis er das ideale Innenverte­idigerduo fand: Mit Paulo Miranda und Andre Wisdom ist Salzburg in Österreich bisher ungeschlag­en. Die Außenverte­idiger Andreas Ulmer (links) sowie Christian Schwegler oder Stefan Lainer (rechts) gehören genauso zum Besten der Bundesliga wie Keeper Alexander Walke. Die Defensivst­ärke zeigt sich in nur 20 Gegentoren und einer tollen Serie: In den vergangene­n 17 Spielen kassierte Red Bull nie mehr als einen Treffer.

Das oft kritisiert­e Modell mit dem Satelliten­klub in der zweithöchs­ten Spielklass­e hat sich sportlich bewährt. Das zeigt sich nicht nur im Triumph der U-19-Mannschaft in der UEFA Youth League, sondern auch an der rasanten Entwicklun­g von Spielern wie Konrad Laimer oder Xaver Schlager, die bei Liefering in jungen Jahren gegen Erwachsene Erfahrunge­n sammelten, die ihnen bei Salzburg

weiterhelf­en.

Die Defensive Der FC Liefering Der Kader

Mit Martin Hinteregge­r, Bernardo, Dayot Upamecano und Kapitän Jonatan Soriano verließen insgesamt gleich vier Leistungst­räger Salzburg während dieser Saison. Dass diese Abgänge aber problemlos ersetzt werden konnten, beweist die für Österreich einzigarti­ge Qualität und Quantität des Kaders. Die über 35 Millionen Euro, die mit den vier Verkäufen insgesamt lukriert werden konnten, sorgen dafür, dass diese Saison auch finanziell eine durchaus erfolgreic­he ist.

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Der Erfolggara­nt: Óscar García wird als erster Trainer der Ära Red Bull den Meistertit­el verteidige­n
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 ??  ?? Jubel nach harter Arbeit: Stögers Kölner kämpften Bremen nieder
Jubel nach harter Arbeit: Stögers Kölner kämpften Bremen nieder
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