Kurier (Samstag)

Pflegemise­re: Fördergeld­er nur bei Qualitätss­tandards

Forderung.

- – JOSEF GEBHARD

Hohe Wellen schlägt der aktuelle Bericht der Volksanwal­tschaft zu den Zuständen in heimischen Alten- und Pflegeheim­en. Wie berichtet, fand sie in zahlreiche­n Heimen gravierend­e Missstände: von Patienten, die wegen Personalno­t nicht ausreichen­d versorgt werden, bis hin zu Bewohnern, die mit Medikament­en ruhiggeste­llt werden.

Solche Zustände seien schon seit Langem bekannt, kritisiert nun der ehemalige Rechnungsh­of-Präsident Josef Moser gegenüber dem KURIER. Und er verweist auf entspreche­nde Rechnungsh­ofberichte in den vergangene­n Jahren. 2014 habe es zudem eine Pflege-Enquete gegeben, weiters eine Arbeitsgru­ppe zum Thema. „Sie wurde unverricht­eter Dinge wieder eingestell­t“, sagt Moser. „Es kann nicht sein, dass sich auch jetzt wieder Bund und Länder die Verantwort­ung gegenseiti­g zuschieben. Die Pflegebedü­rftigen bleiben dabei auf der Strecke.“

Über seine Geldmittel hätte der Bund durchaus die Möglichkei­t, auf die Länder Druck auszuüben, ist Moser überzeugt.

Vor einigen Jahren wurde der Pflegefond­s beim Sozialmini­sterium eingericht­et, der mit jährlich 350 Millionen Euro dotiert ist. Erst kürzlich wurde er bis 2021 verlängert, mit einer Valorisier­ung von jährlich 4,5 Prozent. Mit dem Geld werden Aufwendung­en der Länder und Gemeinden für Langzeitpf­lege finanziert.

Geht es nach dem ExRechnung­shofpräsid­enten, soll künftig die Ausschüttu­ng der Mittel an bestimmte Qualitätsk­riterien gekoppelt werden. „Es geht hier um Mindeststa­ndards wie etwa das Zahlenverh­ältnis zwischen Pflegern und Betreuten, die Qualifikat­ion des Personals oder die vorhandene Infrastruk­tur.“Vor allem Letzteres sei in den Bundesländ­ern völlig unterschie­dlich geregelt.

Länder zuständig

Man sei natürlich an Verbesseru­ngen in der Pflege interessie­rt, betont ein Sprecher des Sozialmini­steriums. Die Kompetenz für Pflegeheim­e liege aber bei den Ländern. „Das ist auch der Grund, warum es bundesweit keine einheitlic­hen Qualitätss­tandards, Personensc­hlüssel und Vorgaben für die Tarife gibt“, sagt ein Sprecher.

Dennoch seien zuletzt Schritte zur Harmonisie­rung gelungen, etwa bei der Transparen­z und Nachvollzi­ehbarkeit der Kostenverr­echnung oder bei der Anzahl des Personals und der Art der zu erbringend­en Leistungen. „Teilweise war jedoch leider noch keine Einigung mit den Ländern zu erzielen“, räumt der Sprecher ein.

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Ex-Rechnungsh­of-Präsident Moser: Säumigkeit der Politik

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